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1:2 gegen Magdeburg1. FC Köln wird einen Torjäger verpflichten müssen

Lesezeit 4 Minuten
Es hätten auch noch mehr sein können: Damion Downs (l.) und Tim Lemperle haben ein Drittel der Kölner Saisontore erzielt.

Es hätten auch noch mehr sein können: Damion Downs (l.) und Tim Lemperle haben ein Drittel der Kölner Saisontore erzielt.

Der 1. FC Köln musste mit der 1:2-Heimniederlage gegen Magdeburg einen Rückschlag hinnehmen und steht vor den Topspielen gegen Düsseldorf und Karlsruhe unter Druck.

Jonas Urbig schaute bei seinem Gang in die Kabine noch einmal kurz auf, um sicherzugehen, dass ihn auch jemand hören konnte. „Scheiß Fußball“, brach es dann gut vernehmbar aus dem jungen Torwart des 1. FC Köln heraus. Der 21-Jährige bemühte die höheren Kräfte des Sports, um die 1:2-Heimniederlage gegen den 1. FC Magdeburg irgendwie zu fassen. Einen anderen Erklärungsansatz hatte Urbig auf dem Weg in die Katakomben des Rheinenergiestadions nicht gefunden.

Er stand mit seiner Ratlosigkeit nicht alleine da. Die Reihen der Anhänger des Unerklärlichen schlossen sich jedenfalls sehr schnell nach dem Spiel, das die Geißböcke niemals hätten verlieren dürfen. „So ist das hin und wieder im Fußball. Es gibt einfach einen X-Faktor, den wir leider zur Kenntnis nehmen müssen“, sprach der frustrierte FC-Cheftrainer Gerhard Struber stellvertretend für all jene, für die es auf die Frage nach dem Warum keine plausible Antwort gab.

Übermut als Fehler im FC-System

Bei längerem Nachdenken wäre der ein oder andere womöglich auf den Begriff des Übermuts gekommen. Die junge Kölner Mannschaft strotzte nach drei Pflichtspielsiegen und den zuletzt überzeugenden Auftritten gegen Braunschweig (5:0) und beim FC Schalke 04 (3:1) nur so vor Selbstbewusstsein. Die breite Brust spiegelte sich gegen die nach vier Spieltagen noch ungeschlagenen Magdeburger in einer spielerischen Dominanz wider, die es in Müngersdorf gegen einen solch starken Gegner lange nicht gegeben hatte. Das Team von Trainer Christian Titz war komplett unterlegen, obwohl es versucht hatte, mit Ballbesitz-Fußball ebenbürtig zu sein.

Der Fehler im Kölner System zeigte sich aber schon früh in zwei Szenen. Zunächst ließ Dejan Ljubicic die Chance verstreichen, frei stehend zentral aus elf Metern einen Weg an SCM-Keeper Dominik Reimann vorbeizufinden, ehe sich Tim Lemperle von Mohammed El Hankouri das 1:0 weggrätschen ließ (18.). Der junge FC-Stürmer hatte offensichtlich nur noch im Sinn, dem grandios vorgetragenen Kölner Angriff mit einem eleganten Tip-in aus zwei Metern die Krone aufzusetzen.

In der Schönheit des eigenen Spiels gestorben

Ein Moment, in dem der Verdacht entstand, dass sich die Struber-Elf zu sehr an ihrer Dominanz und ihrem Spiel berauschte, anstatt einfach mit voller Konsequenz die Früchte der Arbeit einzufahren und sich nach dem Spiel an drei weiteren Punkten und dem vorläufigen Sprung auf Tabellenplatz zwei zu begeistern.

Womöglich hatte Lemperle wie alle Kölner an diesem Samstag unterbewusst auch damit gerechnet, dass der Gegner die FC-Dominanz staunend begleiten würde. Im Gegensatz zu Braunschweig und Schalke verfügte Magdeburg aber über eine immense Widerstandsfähigkeit in der letzten Linie und eine stabile Mentalität, konsequent bei den eigenen Dingen zu bleiben — unabhängig davon, wie groß die eigene Unterlegenheit auch sein mag.

Es dürfte am Ende also ein gutes Stück weit jugendliche Leichtfertigkeit und Unerfahrenheit gewesen sein, die den FC in der Schönheit seines Spiels sterben ließ. Ein gewisses Übermaß an Selbstbewusstsein, das allen Kölnern vor dem Spiel suggerierte, dass man in dieser Form gegen diesen Gegner auf jeden Fall gewinnen würde. So ging offenbar die Balance verloren, die nötig ist, um die eigene Dominanz in ein entsprechendes Ergebnis umwandeln zu können. Oder wie Christian Titz es ausdrückte: „Es ist passiert, was oft passiert, wenn der Gegner dich nicht erledigt hat.“ Magdeburg blieb am Leben und tat, was Überlebende tun können. Sich wehren und zurückschlagen.

Wieder keine Impulse von der Bank

Was mit den beiden Treffern zum 2:1-Sieg eindrucksvoll gelang und die Konsequenz des eigenen Handelns belohnte. Dass die drei Punkte an die Gäste gingen, lag auch daran, dass die zunehmend müder werdenden Kölner in den entscheidenden Szenen in der Defensive zu leichtfertig zu Werke gingen. Und daran, dass von der Bank zum wiederholten Male keine Impulse kamen.

Während die Saat der Wechsel von Christian Titz in der zweiten Hälfte aufging, verkümmerte das Kölner Spiel, nachdem mit Luca Waldschmidt, Sargis Adamyan und Steffen Tigges drei erstligaerfahrene Spieler das Feld betreten hatten.

Der 1. FC Köln hat in der Offensive ein Problem. Nicht etwa, weil die hoch veranlagten Youngster Tim Lemperle und Damion Downs, die zusammen ein Drittel der zwölf Saisontore erzielt haben, sich noch im Entwicklungsprozess befinden, sondern weil die etablierten Offensivkräfte aktuell kein Faktor sind.

Wenn FC-Sportchef Christian Keller ab dem 1. Januar 2025 wieder Spieler verpflichten kann, dürfte die Priorität klar sein. Nur ein abgezockter, erfahrener Torjäger wird in der Rückrunde dafür sorgen können, dass der Bundesliga-Absteiger bis zum Ende der Saison um den Aufstieg wird mitspielen können.