Eine Woche vor dem Saisonstart tummeln sich im Kader des 1. FC Köln mehrere personelle Fragezeichen. Die Kluft zwischen erster und zweiter Reihe ist Folge des Sparzwangs.
Komplizierte KaderplanungDer schmale Grat beim Sparzwang des 1. FC Köln
Es ist bislang nicht die Saisonvorbereitung des Linton Maina. Kaum war der Flügelflitzer des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln auf den Rasen zurückgekehrt, da erwischte es ihn schon wieder. Nach einem grippalen Infekt ist es nun der Rücken, der Maina zur nächsten Unterbrechung zwingt. Im Anschluss an seine erste Trainingseinheit nach einwöchiger Pause klagte der 24-Jährige am Dienstag über derart starke Rückenschmerzen, dass er beim Media Day lediglich die Aufnahme des Mannschaftsfotos mitmachen konnte. Danach ging es für Untersuchungen in die Klinik.
Am Tag danach konnte der FC immerhin ein wenig Entwarnung geben. „Ihm geht es schon besser“, berichtete Trainer Steffen Baumgart. Für einen Einsatz am Samstag (18 Uhr, Rhein-Energie-Stadion) gegen den französischen Erstligisten FC Nantes – bis Mittwoch waren für das Saisoneröffnungsspiel rund 25.000 Karten verkauft – wird es bei Linton Maina dennoch nicht reichen. „Für das bevorstehende Wochenende haben wir ihn ausgeplant“, erklärte Baumgart. Damit verpasst der letztjährige Stammspieler auch das vierte Testspiel in Folge und verliert im Kampf um die vorderen Kaderplätze weiter an Boden.
Womöglich ist für Maina sogar das DFB-Pokalspiel am 14. August in Osnabrück in Gefahr. „Wenn die anderen trainieren, während du selbst ein paar Tage verlierst, stehst du am ersten Spieltag halt nicht auf dem Platz. So ist das Leben“, sagte Baumgart. Wie lange es dauern dürfte, bis Mainas Beschwerden abgeklungen sind, konnte der FC-Trainer noch nicht beurteilen: „Jeder, der mal Probleme mit dem Rücken hatte, weiß, dass man von Tag zu Tag abwarten muss. Wir gehen aber davon aus, dass es relativ zügig geht. Wie groß sein Fitnessrückstand dann sein wird, wird man sehen.“
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Mit seinem erneuten Ausfall reiht sich Linton Maina ein in eine lange Liste von Offensivspielern, hinter denen ein Fragezeichen steht. Mark Uth und Dimitrios Limnios haben nach einjähriger Wettkampfpause großen Rückstand aufzuholen. „Mark macht es sehr gut. Ich bin mir aber sicher, dass er aktuell keine 50, 60 Minuten Vollgas gehen kann bei der Intensität, mit der wir spielen wollen. Also wird er in den ersten Spielen nicht von Anfang an dabei sein, sondern jemand sein, der hinten raus eingewechselt wird“, sagte Steffen Baumgart. Außenbahnspieler Limnios sieht der FC-Coach offenbar noch weiter zurück: „Dimi hat auf seiner Position hohe Konkurrenz.“
Steffen Baumgart zählt nur drei spielfähige Innenverteidiger
Besonders dünn ist in diesen Tagen das Sturmzentrum besetzt, wo in Davie Selke lediglich ein gelernter klassischer Mittelstürmer einsatzfähig ist. Steffen Tigges arbeitet nach seiner Schulter-Operation noch im individuellen Bereich, Florian Dietz (nach Kreuzbandriss) konnte bislang nur Teile des Mannschaftstrainings bestreiten. „Für Tiggi kommt gegen Osnabrück maximal eine Jokerrolle infrage. Bislang habe ich ihn noch nicht auf dem Rasen gesehen. Zumindest nicht dort, wo ich ihn brauche“, erklärte Baumgart. Hinzu kommt der erneut langfristige Ausfall von Außenbahnspieler Jan Thielmann.
Folglich sieht Baumgart Nachbesserungsbedarf: „Wir sollten Augen und Ohren offen halten“, meint der FC-Trainer, der innerhalb seiner Mannschaft ein Leistungsgefälle ausgemacht hat: „Wir haben einige Positionen, die klar besetzt sind. Daraus muss man keinen Hehl machen.“ Mit Blick Richtung Samstag kündigte Baumgart schon mal an: „Gegen Nantes wird die Mannschaft auflaufen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auch das erste Spiel macht.“
Um die zweite Reihe zu stärken, bemühen sich die Kölner wie berichtet um eine Verpflichtung von Rasmus Carstensen (22) vom KRC Genk. Steffen Baumgart bescheinigt dem dänischen Rechtsverteidiger, der künftig Benno Schmitz absichern soll, eine „gute Geschwindigkeit, ein gutes Spielverständnis und eine sehr gute Mentalität“. Aber: „Rasmus wäre jedoch auch ein Spieler, der ein bis zwei Monate brauchen würde, um sich hier an alles zu gewöhnen.“
Zudem ließ Baumgart durchblicken, dass er eine Woche vor dem Saisonstart auch das Abwehrzentrum nicht optimal besetzt sieht. „Wir haben drei Innenverteidiger, die aus meiner Sicht spielen können“, sagte der Kölner Trainer vielsagend. Im Kader stehen die gesetzten Abwehrchefs Jeff Chabot und Timo Hübers, dazu Luca Kilian, der zuletzt lange unberücksichtigte Nikola Soldo und Nachwuchstalent Elias Bakatukanda. All das zeigt: Der Grat, auf dem sich der FC zwischen Sparzwang und konkurrenzfähiger Kaderbreite bewegt, ist schmal.