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Kölner Debakel in LeipzigFC kassiert höchste Niederlage unter Baumgart

Lesezeit 7 Minuten
28.10.2023, Sachsen, Leipzig: Fußball: Bundesliga, 9. Spieltag, RB Leipzig - 1. FC Köln in der Red-Bull-Arena. Kölns Trainer Steffen Baumgart reagiert nach dem 6:0.

Das ging daneben: FC-Trainer Steffen Baumgart kann die 0:6-Niederlage in Leipzig nicht fassen.

RB Leipzig hat den 1. FC Köln im Topspiel der Fußball-Bundesliga am Samstagabend abgefertigt. Die Geißböcke rutschten nach dem 0:6 in der Tabelle auf Platz 17 ab.

Steffen Baumgart hat in seiner Freundschaft zu Marco Rose einen schweren Stand. Zumindest dann, wenn die beiden sich als Fußball-Trainer gegenüberstehen. Der aktuelle Chefcoach des 1. FC Köln muss nämlich weiter auf den ersten Sieg gegen den Kumpel warten. Rose ging als Gladbacher, Dortmunder und nun als Leipziger Trainer noch nie als Verlierer vom Platz.

Im Bundesliga-Topspiel des neunten Spieltags verpasste Rose Baumgart am Samstagabend sogar die erste Demütigung. Die Kölner gingen mit 0:6 (0:4) unter und rutschten nach dem Derby-Hoffnungsschimmer gegen Gladbach wieder auf einen Abstiegsplatz. Der FC präsentierte sich vor 46.418 Zuschauern in der Red Bull Arena über weite Strecken tatsächlich auch wie ein Abstiegskandidat.

1. FC Köln: Keine Änderungen in der Startelf

„Wir haben völlig verdient gegen eine klar bessere Leipziger Mannschaft verloren. Wir wollten unseren Fußball spielen und mutig sein, haben in einigen Situationen aber die falschen Entscheidungen getroffen. Das darf uns nicht passieren“, erklärte Florian Kainz das Kölner Debakel gegen einen übermächtigen Gegner.

„Sein Trainer war schon in der Pause laut geworden und versammelte seine Mannschaft nach dem Schlusspfiff noch einmal, um ihr klarzumachen, dass er mit der Art und Weise des Auftritts überhaupt nicht einverstanden war: Wir können gegen ein Team wie Leipzig Fehler machen und den Arsch vollkriegen. Wir haben viel von dem, was mir machen können, nicht umsetzen können. Das war eines der wenigen Spiele, seit dem ich in Köln bin, in dem wir so unterlegen waren. Mit dem 0:6 sind wir noch gut bedient, weil Marvin noch mehr Gegentore verhindert“, kritisierte der 51-Jährige und bedankte sich bei Torwart Schwäbe.

Am meisten missfiel ihm aber die Haltung, in die sein Team nach dem 0:2 durch Lois Openda in den letzten fünf Minuten vor der Pause verfiel und zwei weitere Gegentore kassierte: „Dass wir so die Köpfe hängen lassen, ist das Einzige, was ich richtig kritisiere. Denn das ist nicht das, wofür wir stehen. Diese Körpersprache ist nicht das, was ich erwarte.“

Baumgart sah nach dem ersten Saisonsieg gegen Mönchengladbach erwartungsgemäß keinen Grund, seine Startelf zu verändern – weder personell noch taktisch von der Grundordnung her. Im 4:2:3:1 bildeten also erneut der Ex-Leipziger Eric Martel und Dejan Ljubicic die Doppelsechs. Das bedeutete auch, dass der FC-Cheftrainer zum ersten Mal in dieser Saison in zwei Partien hintereinander die gleiche Anfangsformation aufs Feld beorderte.

Köln steht hoch und wird früh bestraft

Baumgarts „Best Buddy“ Marco Rose ließ seine RB-Elf nach dem 3:1-Heimsieg am Mittwoch in der Champions League gegen Roter Stern Belgrad im 3:4:3 auflaufen und gab Nationalspieler Timo Werner als einem von drei neuen Spielern neben Lukas Klostermann und Amadou Haidara nach mehr als zwei Monaten mal wieder die Chance von Beginn an.

Die Rollenverteilung zwischen Leipzig und den Kölnern ist seit Jahren die Gleiche. Die Roten Bullen sind der Favorit, die Geißböcke der Außenseiter – in dieser Saison nach dem miserablen Saisonstart des FC vielleicht sogar noch mehr als in den vergangenen Jahren. „Wir wissen, dass alles überragend laufen muss, um etwas mitzunehmen“, sagte Baumgart vor dem Spiel bei Sky. Was zum einen die eigene Leistung betrifft, aber eben auch Fehler des besser besetzten Gegners einpreist, die es dann auch noch auszunutzen gilt. Von beidem waren die Kölner an diesem Samstagabend aber weit entfernt.

Nachdem sich die ziemlich besten Freunde zur Begrüßung innig umarmt und ein verschmitztes Lächeln geschenkt hatten, begann das Duell wie erwartet. Die Kölner standen hoch und versuchten, Leipzig unter Druck zu setzen. RB hielt mit spielerischen Mitteln und individueller Klasse dagegen. Was hilfreich war, um sich dem FC-Druck zu entziehen.

Martel patzt, Werner trifft per Elfmeter zur Führung

Die ersten Chancen ließen nicht lange auf sich warten. Openda prüfte Marvin Schwäbe schon nach drei Minuten von rechts mit einem Flachschuss aufs lange Eck. Der Kölner Keeper bestand mit Note Eins, genauso wie gegen Xavi, der von rechts hoch und ins kurze Eck versuchte (6.).

Das 1:0 lag früh in der Luft und fiel dann auch, weil Martel gegen seine Ex patzte. Dem Kölner Sechser misslang nach einem Pass von Schwäbe am eigenen Strafraum der erste Kontakt, so dass Haidara ihn unter Druck setzten konnte. An der linken Strafraumkante klammerte Martel den schnelleren Gegenspieler dann so an der Hüfte, dass der Leipziger dankend annehmen konnte. Schiedsrichter Benjamin Brand entschied sofort auf Strafstoß, den Werner cool ins rechte Eck verwandelte (15.).

Waldschmidt trifft nur den Pfosten

Die Hausherren blieben überlegen, die ganz großen Chancen gab es nach dem 1:0 aber nicht mehr, weil die Kölner Innenverteidiger Timo Hübers und Jeff Chabot in dieser Phase aufmerksam genug waren. Aus dieser temporären Stabilität heraus ergab sich der erste gefährliche Kölner Angriff, an dessen Ende fast der Ausgleich stand. Dejan Ljubicic und Luca Waldschmidt kombinierten Linton Maina frei, der flanken durfte und den starken, linken Fuß des mitgelaufenen Waldschmidt fand. Die Wolfsburger Leihgabe setzte den Ball als Aufsetzer aber nur an den rechten Pfosten (34.).

Statt eines möglichen 1:1 hatte der FC das Spiel zur Pause schon verloren. Ein Tunnel von Xavi gegen Leart Pacarada und ein Fehlpass von Chabot, gab Xavi die Möglichkeit Openda einzusetzen, der Hübers davonlief und den Ball aus 14 Metern unter die Latte donnerte (40.). Es kam aber noch viel schlimmer. Pacarada verlor den Ball, so dass Benjamin Henrichs von rechts David Raum bediente. Schwäbe lenkte den Kopfball des Nationalspielers an den Pfosten, bekam ihn dann aber so unglücklich an die Hüfte, dass er zum 0:3 über die Linie sprang (43.). Das Spielglück hatte sich nach nur einer Partie also auch noch direkt wieder von den Geißböcken abgewendet.

Starker Xavi Simons nicht zu stoppen

Köln stand unter Schock und senkte die Köpfe. Der erst 20-jährige Xavi nahm das zum Anlass, sein Vergnügen am Spiel weiter unters Volk zu bringen. Der hochbegabte Niederländer ließ Hübers und Ljubicic wie Amateure aussehen, um dann auch noch Openda grandios im Strafraum einzusetzen. Der Belgier zeigte ein weiteres Mal, warum Leipzig für ihn 40 Millionen Euro nach Lens überwiesen hat, ließ Chabot aussteigen und vollendete gekonnt zum 4:0 (45.+3).

Baumgart wechselte zweimal, was nach der ersten Hälfte aber nur eine Randnotiz blieb. Die Geschichte der zweiten Halbzeit war schnell erzählt. Leipzig tat nicht mehr als nötig und trotzdem musste Marvin Schwäbe mehrfach weitere Gegentreffer verhindern. Bei den Kölnern verpasste der unauffällige Davie Selke den Ehrentreffer (53.) und der eingewechselte Mathias Olesen sah innerhalb von zehn Minuten zweimal Gelb und musste wieder vom Platz (80.). Das führte immerhin dazu, dass Steffen Baumgart im Duell mit Kumpel Marco Rose zumindest in einer Disziplin ausgleichen konnte. Nach dem Leipziger Trainer (35.) sah auch der Kölner Coach für Reklamieren die Gelbe Karte (82.).

Spiel zur Halbzeit bereits entschieden - Olesen sieht Gelb-Rot

Erfreulich aus FC-Sicht war allein das Comeback von Spielmacher Mark Uth, der nach 77 Minuten ins Spiel kam und sich gleich mit einem Beinschuss gegen Simakan gut einführte. Das half aber nicht, die Tore der eingewechselten Benjamin Sesko (88.) und Christopher Baumgartner (90.+1) zum 6:0 zu verhindern. Ein Ergebnis, das für Baumgart ausgerechnet im Trainer-Duell mit seinem Freund die höchste Niederlage in einer Amtszeit bei den Geißböcken bedeutete.

„Es ist eine schwierige Situation, aber wir müssen als Mannschaft weiter zusammenhalten. Wir haben am Dienstag ein wichtiges Spiel im Pokal in Kaiserslautern und müssen Leipzig schnell abhaken, denn wir wollen in die nächste Runde kommen“, schaute Florian Kainz schnell nach vorne.

Sein Trainer sieht es ähnlich, formulierte es nur anders: Meine Energie ist weiter auf einem hohen Level. Ich habe einfach Spaß am Fußball und daran, Trainer zu sein", gab sich Baumgart vor der Reise auf den Betzenberg kämpferisch.


Statistik des Spiels:

RB Leipzig: Blaswich; Simakan, Klostermann, Lukeba; Henrichs, Schlager, Haidara, Raum (75. Lenz); Xavi (63. Dani Olmo/70. Fabio Carvalho), Openda (75. Sesko), Werner (63. Baumgartner). – 1. FC Köln: Schwäbe; Carstensen, Hübers, Chabot (46. Kilian), Pacarada; Ljubicic, Martel; Maina (46. Alidou), Waldschmidt (70. Olesen), Kainz (70. Huseinbasic); Selke (77. Uth). – SR.: Brand (Schwebheim). – Zuschauer: 46.418. – Tore: 1:0 Werner (15./Foulelfmeter), 2:0 Openda (40.), 3:0 Raum (43.), 4:0 Openda (45.+3), 5:0 Sesko (88.), 6:0 Baumgartner (90.+1). – Gelb-Rot: Olesen (80.). - Gelbe Karten: Simakan, Kostermann, Rose; Chabot, Kilian. Baumgart.