Braunschweigs Innenverteidiger Jannis Nikolaou spricht im Rundschau-Interview über das Duell gegen seinen Heimatclub 1. FC Köln.
Jannis Nikolaou vor Spiel gegen Ex-Club 1. FC Köln„Es wird ein Familientreffen im Stadion“
Von der Asche in Alfter-Witterschlick raus in die Profiwelt: Der gebürtige Bonner Jannis Nikolaou ist seinen Weg gegangen – wenn auch über Umwege. Am Samstag (20.30 Uhr, Sky und Sport 1) kehrt er mit Zweitligist Eintracht Braunschweig zu seinem langjährigen Club 1. FC Köln zurück. Tobias Carspecken sprach mit dem 31-Jährigen.
Herr Nikolaou, was bedeutet Ihnen das Spiel in Köln?
Es ist ein sehr besonderes Spiel für mich. Ich bin gebürtig aus der Region und habe selbst neun Jahre beim FC gespielt. Wenn du von dort kommst, gibt es nur den FC. Es ist aber auch ein Spiel mit großer Bedeutung, was Eintracht Braunschweig angeht. Wir sind nicht gut gestartet und wollen in die Erfolgsspur zurückkehren.
Auch der Rahmen unter Flutlicht wird besonders sein.
Ein Abendspiel mit Flutlicht – das ist zusätzlich speziell. Das sind die Spiele, für die man angefangen hat, Fußball zu spielen.
Werden Verwandte und Freunde von Ihnen im Stadion sein?
Es wird zu einem kleinen Familientreffen kommen. Ich habe sehr früh viele Karten geordert. Darüber hinaus gibt es in meiner Familie und in meinem Freundeskreis einige Leute, die eine Dauerkarte beim FC haben.
Beide Teams sind nicht gut gestartet. Wie viel Druck ist da?
Als Absteiger hatte der FC, was die Punkteausbeute betrifft, sicherlich andere Erwartungen an den Saisonstart – wir allerdings auch. Trotz des Umbruchs sind wir nicht so gestartet, wie wir uns das vorgestellt haben. Im Pokal gegen Eintracht Frankfurt (1:4-Niederlage nach 0:0-Pausenstand; Anm. d. Red.) haben wir 50 Minuten lang ein gutes Spiel gemacht. Das war ein Schritt in die richtige Richtung. Jetzt wollen wir die ersten Punkte.
Erklärt es sich bei zwölf Gegentoren in den ersten drei Pflichtspielen von selbst, wo der Hebel angesetzt werden muss?
Wir haben deutlich zu viele Gegentore geschluckt. Das ist ein Problem, bei dem wir als gesamtes Team nicht richtig verteidigt haben. In den wichtigen Situationen waren wir nicht konsequent genug. Wir wissen, woran wir arbeiten und wo wir ansetzen müssen. Wir müssen den Laden hinten dicht bekommen. Dann bin ich auch optimistisch, dass wir zeitnah Erfolgserlebnisse einfahren werden.
Nach der Verpflichtung von Trainer Daniel Scherning gelang Braunschweig in der Rückrunde der vergangenen Saison mit einer furiosen Aufholjagd noch der Klassenerhalt. Wie lautet das Ziel der Eintracht in dieser Spielzeit?
Wir wollen uns weiterentwickeln, das ist das klare Ziel. Wir haben viele junge Spieler dazubekommen, die wir schnellstmöglich integrieren und mit denen wir in die Abläufe kommen wollen. Im ersten Schritt geht es jetzt erstmal darum, richtig in der Saison anzukommen, was die Ergebnisse angeht.
Wie erwarten Sie den FC?
Wir wissen, dass der FC eine starke Mannschaft hat, dass er mit Wucht kommen wird und was für eine Wucht auch im Stadion entfacht werden kann. Wir sind aber gut vorbereitet und optimistisch, dass wir ein positives Ergebnis für uns erzielen können.
Worauf wird es ankommen?
Für uns ist es wichtig, dass wir erstmal kompakt stehen und nicht viel zulassen. Wir haben bereits gezeigt, dass wir eine gute Umschaltmannschaft sind – auch wenn wir daraus bislang noch nicht viele Tore erzielen konnten. Trotzdem wissen wir um unsere Stärken und auch, was wir zu tun haben, um dem FC weh zu tun.
Nach einem Selbstläufer scheint sich die Mission „schnellstmöglicher Wiederaufstieg“ für den FC nicht zu entwickeln.
Die Zweite Liga ist brutal ausgeglichen. Es ist besonders, wie viele hochkarätige Mannschaften in dieser Saison dabei sind. Allgemein ist die Leistungsdichte sehr eng beieinander. In vielen Spielen entscheiden Kleinigkeiten darüber, ob du gewinnst oder verlierst und wie du in die Saison startest.
Sie waren fast ein Jahrzehnt beim FC. Wie blicken Sie zurück?
Ich habe ausschließlich positive Erinnerungen. Ich war sehr gerne beim FC. Wenn du im Rheinland geboren bist, ist es der Traum eines jeden Jugendlichen, beim FC spielen zu dürfen. Ich war immer stolz, das Trikot mit dem Geißbock tragen zu dürfen.
Von welchem FC-Trainer haben Sie am meisten mitgenommen?
Ich durfte unter Peter Stöger bei den Profis mittrainieren, das war die intensivste Zeit. Auch von Dirk Lottner habe ich viel lernen dürfen.
Gab es Momente, wo Sie vor dem Durchbruch standen?
In der Saison 2013/14, das war die Zeit mit Anthony Ujah, habe ich ein halbes Jahr oben mittrainiert. Durch den Aufstieg war der Schritt aus der Regionalliga in die Bundesliga jedoch zu groß. Wer weiß, was passiert wäre, wenn der FC den Aufstieg nicht geschafft hätte. Trotzdem habe ich mich natürlich sehr gefreut, weil der FC in die Erste Liga gehört.
Stattdessen ist Ihnen der Sprung über Umwege gelungen.
Es war ein Prozess bei mir. Jede Station hat mir weitergeholfen und mich weitergebracht, sowohl als Mensch als auch als Spieler. Nach meiner Zeit beim FC bin ich über Erfurt und Würzburg in die Zweite Liga nach Dresden gekommen. Manchmal ist es so, dass du Umwege gehen musst. Das ist vielleicht auch gut, weil du so Dinge lernst, die du anders vielleicht nicht lernst. Ich habe immer an den Weg geglaubt und daran, Zweite Liga spielen zu können. Ich bin happy, wie es gelaufen ist und dass ich bei so tollen, großen Vereinen spielen durfte und spielen darf. Es war ein langer, aber auch ein guter Weg für mich.