Der 1. FC Köln hat die erste Niederlage im Fußballjahr 2023 kassiert und deutlich mit 0:3 beim Tabellenvorletzten VfB Stuttgart verloren.
Weder Tore noch Punkte1. FC Köln geht in Stuttgart leer aus
Die Vorfreude der bunt kostümierten Kölner Jecken vor dem Spiel war allgegenwärtig. Was sollte auch schief gehen, wenn der Straßenkarneval im Rheinland in vollem Gang ist und der 1. FC Köln in der laufenden Session auf einer Erfolgswelle schwimmt? Die fußballerische Karnevalsfeier auf der großen Baustelle in der Mercedes Benz Arena blieb am Samstag aber aus. Die Geißböcke unterlagen dem in diesem Jahr unter ihrem neuen Trainer Bruno Labbadia bis dahin noch sieglosen VfB Stuttgart verdient mit 0:3 (0:1) und kassierten selbst die erste Niederlage in 2023. „Wir haben heute viele Sachen nicht so gut gemacht, wie wir sie hätten machen müssen, um gewinnen zu können“, kommentierte Steffen Baumgart das Spiel.
Dabei musste der FC-Cheftrainer seine Startelf in dem von einem Haupttribünen-Umbau gezeichneten VfB-Stadion nur auf einer Position verändern. Für den gelbgesperrten Timo Hübers rückte Nikola Soldo neben Jeff Chabot in die Innenverteidigung. Ein besonderes Spiel für den 22-Jährigen, denn als Sohn der VfB-Legende Zvonimir Soldo erblickte der Defensivmann in Stuttgart das Licht der Welt.
Gesamte Kölner Hintermannschaft versank in Passivität
Das Spiel war keine zehn Minuten alt, da hatte Frust Soldos Vorfreude auf seinen Auftritt in der alten Heimat abgelöst. Der junge Kroate ließ sich am eigenen Strafraum den Ball von Silas abjagen und verfiel danach wie die gesamte Kölner Hintermannschaft in Passivität. Gil Dias bekam in der Folge von Soldos Fehler jedenfalls alle Zeit der Welt, um von der Strafraumkante aus Doppelpass mit dem am Fünfer postierten Genki Haraguchi zu spielen und anschließend mit einem Schlenzer und Hilfe des Innenpfostens die Stuttgarter Führung zu erzielen (9.).
Alles zum Thema Steffen Baumgart
- Ehemaliger FC-Coach Hamburger SV trennt sich von Trainer Steffen Baumgart
- 2. Bundesliga „Baumgart wirkt ratlos“ – Hamburg mal wieder im Krisenmodus
- Spieltage terminiert So spielt der 1. FC Köln im Dezember und Januar
- Mitgliederversammlung 1. FC Köln halbiert seine Schulden und stärkt das Eigenkapital
- Heimspiel in Runde zwei Auslosung im DFB-Pokal: 1. FC Köln trifft auf Holstein Kiel
- 1. FC Köln im DFB-Pokal Schmerzhafter Blick in die jüngere Historie
- Bei Rückkehr nach Köln Baumgart überrascht mit Defensivtaktik und spendet Trost
Der chancenlose FC-Keeper Marvin Schwäbe war nach 279 Minuten ohne Gegentor erstmals wieder geschlagen und der jecke Block erst einmal ernüchtert.
Es blieb in der bunten Kölner Kurve auch ruhig. Was auch daran gelegen haben mag, dass vier Busse mit etwas 300 Mitgliedern der aktiven Fanszene zehn Kilometer vor der Stuttgarter Arena in eine Polizeikontrolle gerieten. Die FC-Ultras zogen es schließlich vor, unverrichteter Dinge wieder die Heimreise anzutreten. Womöglich hätte die von der Polizei als „umfangreich“ angekündigte Kontrolle ohnehin zu lange gedauert.
Derweil haftete der Partie auch nach dem ersten Tor weiter eine hohe Fehlerquote auf beiden Seiten an. Wobei die Kölner gegen erkennbar verunsicherte Schwaben in die Kiste mit den gröberen Patzern griffen. Eric Martel spielte einen viel zu riskanten Querpass in der eigenen Hälfte (12.), der ohne Folgen blieb.
Es fehlte die Intensität, die die Bundesliga-Konkurrenz sonst fürchtet
Selbst Martels großes Vorbild Ellyes Skhiri reihte sich in die Fehlerkette ein. Der zuletzt dauerhaft überragende FC-Sechser, der diesmal in der Hälfte eins eher als verkappter Zehner agierte, verlor den Ball an Haraguchi, der sofort Silas auf die Reise schickte. Der VfB-Angreifer ließ die große Chance auf das 2:0 aber liegen und setzte seinen Schuss aus 16 Metern knapp am linken Pfosten vorbei (26.).
Den Kölnern fehlte die Intensität, die sie sonst auszeichnet und die Bundesliga-Konkurrenz so das Fürchten gelehrt hat. Ein Fernschuss von Rechtsverterteidiger Benno Schmitz in die Fäuste von VfB-Keeper Fabian Bredlow (29.) blieb der einzige Abschluss der Geißböcke in den ersten 45 Minuten. Auf der andere Seite musste Schwäbe gegen Dias (40.) und Konstantinos Mavropanos (41.) dagegen noch zwei Mal eingreifen. Das 0:1 zur Pause schmeichelte den Kölnern.
Eric Martel und Denis Huseinbasic mussten nach der Pause in der Kabine bleiben
Es war keine Überraschung, dass Baumgart in der Pause nicht nur verbal reagierte. Eric Martel und Denis Huseinbasic blieben in der Kabine. Dafür kamen Dejan Ljubicic, Sargis Adamyan und eine Umstellung auf ein 4:1:3:2-System mit zwei Spitzen. Skhiri agierte wieder defensiver. „Die Zehn war nicht so seine Position. Das konnte man sehen. Geplant war auch ein Wechselspiel“, erklärte FC-Sportchef Christian Keller das eher misslungene Experiment. Ein 30-Meterschuss von Florian Kainz (50.) und ein Freistoß des Österreichers aus 19 Metern (53.) dokumentierten dann auch zunächst den Kölner Willen zu mehr Intensität und Offensive.
Die nächste dicke Chance ging aber weder auf das Konto des VfB. Haraguchi nahm eine Flanke von Borna Sosa direkt und zwang Schwäbe zu einer Glanztat (53.). Zwei Minuten später verfehlte ein Linksschuss von Wataru Endo nur knapp das Kölner Tor. Die Stuttgarter ließen sich also nicht den Schneid abkaufen. Im Gegenteil: Nachdem Adamyan nach Ljubicic-Hereingabe nur um Haaresbreite den Ausgleich verpasst hatte (57.), erhöhte der Tabellenvorletzte. Benno Schmitz brachte Endo kurz vor dem Strafraum zu Fall. Den fälligen Freistoß zauberte Sosa mit links an die Unterkante der Latte und von dort zum 2:0 ins Tor (59.).
Die Stuttgarter waren giftiger, williger, intensiver
„Bis zum 2:0 haben uns meistens nur Zentimeter gefehlt. Danach war das Spiel entscheiden und wurde wild“, sagte Keller und auc Baumgart fand, dass „wir bis zum 0:2 dran waren“. Das kurze Kölner Aufbäumen nach der Pause war mit Sosas Kunstschuss endgültig beendet. Die Stuttgarter agierten einfach giftiger, williger, intensiver. Folge war das 3:0 durch den kurz zuvor eingewechselten Tanguy Coulibaly (72.). Jeff Chabot fälschte den Schuss des Stuttgarters entscheidend und unhaltbar für Marvin Schwäbe ab.
Es hätte durchaus noch schlimmer für die geschlagenen und gefrusteten Geißböcke kommen können, die in der 79. Minute auch noch Jan Thielmann (muskuläre Probleme) verloren und nach zuvor fünf Wechseln den Rest des Spiels in Unterzahl bestreiten mussten. Schwäbe verhinderte gegen Millot genauso wie Chabot gegen Josha Vagnoman das 0:4 (86. und 88.). Ertragen musste der FC aber den schwäbischen Spott, der sich an diesem 18. Februar natürlich nicht anders ausdrücken konnte, als mit dem Klassiker-Song:„ Ihr seid nur ein Karnevalsverein.“ Die Stuttgarter dagegen durften „Fasnet“ feiern, blieben nach dem 0:0 im Hinspiel erst zum zweiten Mal in dieser Saison ohne Gegentor und sprangen im Abstiegskampf von Platz 17 auf Rang 14.
Statistik zum Spiel:
VfB Stuttgart: Bredlow; Anton (Vagnoman), Mavropanos, Ito, Sosa; Karazor; Gil Dias (72. Coulibaly), Endo, Haraguchi (80. Millot), Führich (80. Stenzel); Silas (86. Pfeiffer). - 1. FC Köln: Schwäbe; Schmitz (64. Schindler), Soldo, Chabot, Hector; Martel (46. Ljubicic), Skhiri; Maina (75. Selke), Huseinbasic (46. Adamyan), Kainz (64. Thielmann); Tigges. - SR.: Cortus (Röthenbach). - Zuschauer: 46.850. - Tore: 1:0 Gil Dias (9.), 2:0 Sosa (59.), 3:0 Coulibaly (74.). - Gelbe Karten: Silas, Mavropanos, Millot; Chabot, Baumgart, Schmitz, Skhiri, Adamyan.