Denkzettel trotz Millionen-Gewinn: Der Vorstand um Präsident Werner Wolf wurde mit nur 65 Prozent der Stimmen entlastet.
FC-MitgliederversammlungKeller rechtfertigt Sparkurs - Zuversicht im Fall Potocnik
Kaum war die Mannschaft des 1. FC Köln in der Lanxess Arena angekommen, da war sie auch schon wieder weg. Nach gerade einmal einer Viertelstunde machte sich das Team um Kapitän Florian Kainz wieder auf den Heimweg. Steffen Baumgart nutzte die kurze Anwesenheit, um Zuversicht im weiten Rund zu verbreiten. „Wir sind auch jetzt noch in der Lage, eine erfolgreiche Saison zu spielen“, erklärte der FC-Trainer, ohne den Fehlstart zu beschönigen: „Wir brauchen Punkte, das ist uns bewusst.“ Gelingen soll dies, indem „wir dort anknüpfen, womit wir erfolgreich waren“. Wichtig sei, „dass wir unseren Weg weitergehen“. Insgesamt bescheinigte Baumgart dem FC eine „sehr gute Entwicklung“.
Sportchef Christian Keller rechtfertigte den Sparkurs: „Unsere Aufgabe ist es nicht, im Hier und Jetzt den bestmöglichen Tabellenplatz zu erreichen – auch wenn das natürlich unser Wunsch wäre. Es geht darum, die Überlebensfähigkeit des FC zu sichern. Deshalb müssen wir ein Fundament bauen und perspektivisch denken.“ Keller rief dazu auf, der Mannschaft auch in Krisenzeiten den Rücken zu stärken: „Die Jungs identifizieren sich zu 100 Prozent mit dem FC und haben jede Unterstützung verdient.“
Mitgliederrat übt deutliche Kritik an der Vorstandsarbeit
Vizepräsident Carsten Wettich gab unterdessen einen Einblick in die Anhörung vor dem Internationalen Sportgerichtshof im Transferstreit um Jaka Cuber Potocnik: „Das Hearing war sehr gut strukturiert. Aufgrund der Zeugen- und Experten-Aussagen sind wir zuversichtlich, dass der CAS die Kündigung von Jaka als rechtswirksam einstufen und damit die Transfersperre aufheben wird.“
Präsident Werner Wolf zog ein „positives Fazit“ zum abgelaufenen Geschäftsjahr: „Der Konsolidierungsprozess läuft gut. Die sportliche Stabilisierung ist vorangeschritten.“ Die Installation von gleich drei neuen Geschäftsführern bezeichnete Wolf als „Kraftakt“: „Wir befinden uns noch mitten in einem Umbruch. Manchen geht es nicht schnell genug.“ Zum Stand der Umsetzung des Strategiepapiers „FC-Matchplan“ sagte Wolf: „Wir haben den Matchplan überarbeitet. Der Matchplan ist im Geißbockheim angekommen. Jeder kennt seine Ziele. Sie werden alle drei Monate kontrolliert.“
Deutliche Kritik musste der Vorstand vom Mitgliederrat einstecken. „Das ist nicht das Tempo, mit dem wir zum Ziel kommen. Wir wollen konkrete Ergebnisse sehen. Es reicht nicht aus, immer wieder neue Fristen zu setzen, die dann verstreichen“, schimpfte Mitgliederratschef Ho-Yeon Kim über den weiterhin stockenden Ausbau des Geißbockheims. Überhaupt forderte Kim ein höheres Arbeitspensum des Vorstandes: „Das ist nicht das Engagement, das wir von euch erwarten.“ Später setzte es auch einen Denkzettel der Mitglieder, die den Vorstand mit nur 65 Prozent der Stimmen entlasteten. Die Entlastung des Mitgliederrates erfolgte dagegen mit hoher Mehrheit (94 Prozent).