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FC-Derbysieg gegen GladbachDas Comeback der Leistungsträger

Lesezeit 4 Minuten
22.10.2023, Fussball, Saison 2023/2024, 1. Bundesliga, 8. Spieltag, 1. FC Köln - Borussia Mönchengladbach, v. l. Denis Huseinbasic 1. FC Köln, Luca Waldschmidt 1. FC Köln bejubeln das Tor zum 3:1, Köln

Denis Huseinbasic und Torschütze Luca Waldschmidt bejubeln das 3:1 des 1 FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach.

Der 1. FC Köln schöpft nach dem 3:1-Derbysieg wieder Hoffnung und freut sich über die Unterstützung seiner Fans und die Leistungsträger des Teams.

Christian Keller konnte seine Nervosität nicht verbergen. Der Sportchef des 1. FC Köln hatte sich am Sonntag beim Derby gegen Borussia Mönchengladbach wie üblich im Mundloch des Rheinenergiestadions über dem Spielertunnel platziert und wippte bis zum alles entscheidenden 3:1 von Luca Waldschmidt von einem Fuß auf den anderen. Nach sieben sieglosen Spielen zum Start der Fußball-Bundesliga-Saison 2023/24 und Tabellenplatz 18 mit nur einem Punkt hätte die Anspannung vor dem emotional aufgeladenen Duell mit dem Erzrivalen größer nicht sein können. Entsprechend heftig fiel die Erleichterung nach dem ersten Saisonsieg und dem Sprung auf Platz 16 aus.

„Es ist eine ganze Menge abgefallen. Ich denke, jeder konnte sehen, dass die Erleichterung groß ist, dieses Spiel gewonnen zu haben“, sagte Steffen Baumgart und brachte in der für ihn typischen Art zum Ausdruck, dass seine Kölner sich an diesem 22. Oktober das nötige Spielglück konsequent erarbeitet hatten: „Ich bin froh, dass ich seit langem mal nicht der Baum bin, sondern der Hund.“ Dass es dem FC-Chefcoach nach den nervenaufreibenden 90 Minuten trotzdem „bescheiden“ ging, lag allein an seiner fiebrigen Erkältung, mit der er sich ins brodelnde Rheinenergiestadion geschleppt hatte.

Es stand einiges auf dem Spiel in diesem 97. Bundesligaderby zwischen Köln und Gladbach und die Geißböcke waren trotz ihrer misslichen Lage das Team, das wesentlich besser mit der Situation umgehen konnte. „Wir waren aggressiv und giftig gegen den Ball und haben mit Ball ein gutes Kombinationsspiel gezeigt. Wir waren über das gesamte Spiel hinweg die bessere Mannschaft, hatten ein bisschen Spielglück und haben uns endlich einmal belohnt“, beschrieb Florian Kainz die Leistung der Gastgeber.

Kainz verwandelt zwei Elfmeter

Der FC-Kapitän trug mit einer tadellosen Leistung und zwei verwandelten Elfmetern einen Löwenanteil zum ersten Saison-Dreier bei. Tadellos allerdings auch nur, weil er beim zweiten Strafstoß vom Kölner Spielglück profitierte und ein zweites Mal antreten durfte. Den schwach geschossenen ersten Versuch des Österreichers hatte Gladbachs Torwart Moritz Nicolas locker abgewehrt, vor der Ausführung aber mit beiden Füßen regelwidrig die Torlinie verlassen. „Noch mal hätte ich nicht in die Mitte geschossen“, witzelte Kainz hinterher erleichtert, nachdem er im zweiten Anlauf sicher nach links unten zum 2:1 verwandelt hatte (76.).

Kainz war am Sonntag nicht der einzige Leistungsträger der Kölner, der nach Wochen der Kritik zu seiner Form zurückfand. Vom linken Flügel aus lenkte der 30-Jährige das FC-Spiel und beschwor im Kombinationsspiel mit dem ebenfalls stark verbesserten Leart Pacarada immer wieder Gefahr über seine Seite hervor. Endlich wiederzuerkennen war auch Dejan Ljubicic, der als zweiter Sechser hinter seinem Spannmann Eric Martel (12,73 Kilometer) mit 12,55 die meisten Kilometer aller Spieler sammelte und auch Torgefahr ausstrahlte.

Sie haben gesagt, dass sie hinter uns stehen, egal wie das Spiel läuft.
Florian Kainz, FC-Kapitän über die Unterstützung aus der Südkurve

Neben dem vor allem in der ersten Hälfte bärenstarken Abwehrchef Timo Hübers ragte mit Luca Waldschmidt ein weiterer Unterschiedsspieler heraus. Die Leihgabe des VfL Wolfsburg lief als Zehner 12,52 Kilometer, holte beide Elfmeter heraus und krönte seine Leistung mit einem 17-Meterschuss und seinem zweiten Saisontreffer zum erlösenden 3:1 (90.). „Ich hatte viele Bälle auf rechts, das hat genervt. Ich war froh, dass der auf den linken kam“, berichtete der Ex-Nationalspieler, der in der ersten Halbzeit bei seinem Innenpfosten-Treffer verzweifelte, es aber trotzdem immer wieder aus allen Lagen versuchte.

„Es wird viel darüber diskutiert, was wir spielen müssen und wer was kann und was nicht. Trotzdem haben wir die komplette Unterstützung“, lobte Baumgart seine gegen negative Kritik resistenten Spieler und die Fans. Die Südkurve hatte die Mannschaft vor dem Anpfiff mit einer persönlichen Ansprache von Wilde Horde-Vorsänger Stephan Schell extra motiviert und das Team vom Anpfiff weg bedingungslos unterstützt. „Sie haben gesagt, dass sie hinter uns stehen, egal wie das Spiel läuft und dass das Derby unser Spiel wird. Das motiviert natürlich“, sagte Florian Kainz.

Baumgart verweist auf die Fakten

Steffen Baumgart nannte die Unterstützung von der Tribüne einen wichtigen „Extrapunkt“, bevor er vor zu viel Euphorie warnte und auf die Fakten verwies: „Das ist nur ein Anfang. Wir haben vier Punkte und stehen nicht da, wo wir stehen wollen. Wir hinken der Situation weiter hinterher“, krächzte der 51-Jährige. Die große Erleichterung aber überwog erst einmal nach dem Derbysieg gegen erschreckend schwache Gladbacher. Beim FC-Trainer entlud sie sich nach dem Abschluss in Tränen, während Christian Keller dann doch noch mal still stehen konnte an diesem Sonntag.