Der 1. FC Köln hat das richtungsweisende Duell gegen Borussia Mönchengladbach verdient mit 3:1 gewonnen und sich auf den Relegationsplatz verbessert.
Erster Saisonsieg1. FC Köln gelingt im Derby der Befreiungsschlag
Eine Viertelstunde vor dem Anpfiff geschah Außergewöhnliches vor der Südkurve. Die Mannschaft des 1. FC Köln unterbrach ihr Aufwärmprogramm, um sich Arm in Arm vor ihren treuesten Anhängern aufzureihen und sich gemeinsam auf das richtungsweisende Derby gegen Borussia Mönchengladbach einzuschwören. Es sollte nicht der einzige Griff in die Motivationskiste bleiben. Während Stadionsprecher Michael Trippel eine Kölner Elf „heiß wie Frittenfett“ ankündigte, entzündeten die FC-Ultras ein aus rund 100 Raketen sowie rot-weißen Rauchtöpfen bestehendes Feuerwerk, welches das Rhein-Energie-Stadion in eine gewaltige Nebelwand hüllte und den Spielbeginn um fünf Minuten verzögerte.
Die Maßnahmen sollten ihre Wirkung nicht verfehlen. Am Ende eines lange überraschend einseitigen Duells stand ein 3:1 (1:0)-Erfolg von Steffen Baumgarts Mannschaft, die mit dem langersehnten ersten Saisonsieg die Rote Laterne an Mainz 05 weiterreichte und sich auch am VfL Bochum vorbei auf den Relegationsplatz verbesserte. „Die Jungs sind mit sehr viel Selbstvertrauen in das Spiel gegangen. Das musst du erstmal so hinbekommen. Die erste Halbzeit war sehr dominant, der Sieg über 90 Minuten betrachtet sehr verdient. Es ist schön, dass wir jetzt Licht am Ende des Tunnels sehen“, atmete Baumgart tief durch. Auch Jeff Chabot sprach von „viel Last“, die abgefallen sei. „Ich hoffe, dass der Knoten jetzt geplatzt ist“, sagte der Abwehrchef.
Die personellen Voraussetzungen gestalteten sich aus Kölner Sicht so gut wie schon lange nicht mehr. Besonderes Interesse wurde der erstmaligen Kader-Berufung von Mark Uth nach langwieriger Schambeinverletzung zuteil. Der gebürtige Kölner kehrte fast genau ein Jahr nach seinem letzten Heimauftritt passenderweise zum Duell der Erzrivalen in das Aufgebot zurück. Ein Einsatz blieb ihm jedoch verwehrt. Zudem standen Baumgart im Vergleich zur 0:3-Niederlage bei Bayer 04 Leverkusen drei weitere Spieler wieder zur Verfügung. Während sich Luca Waldschmidt als Spielmacher und Rechtsaußen Linton Maina prompt in der Startelf wiederfanden, musste Benno Schmitz rechts hinten Rasmus Carstensen den Vortritt lassen. Im Gegenzug strich Baumgart den weiterhin enttäuschenden Sargis Adamyan aus dem Kader. Taktisch entschied sich der FC-Trainer aufgrund der Gladbacher Dreierkette für eine defensivere Variante mit Eric Martel und Dejan Ljubicic als Doppelsechs, die in dieser Konstellation bereits zu Saisonbeginn das Zentrum bekleidet hatten.
Alles zum Thema Steffen Baumgart
- 2. Bundesliga „Baumgart wirkt ratlos“ – Hamburg mal wieder im Krisenmodus
- Spieltage terminiert So spielt der 1. FC Köln im Dezember und Januar
- Mitgliederversammlung 1. FC Köln halbiert seine Schulden und stärkt das Eigenkapital
- Heimspiel in Runde zwei Auslosung im DFB-Pokal: 1. FC Köln trifft auf Holstein Kiel
- 1. FC Köln im DFB-Pokal Schmerzhafter Blick in die jüngere Historie
- Bei Rückkehr nach Köln Baumgart überrascht mit Defensivtaktik und spendet Trost
- Missglückter Auftakt 1. FC Köln erhält Blaupause für kommende Aufgaben
1. FC Köln dominiert den ersten Durchgang deutlich
Die FC-Kicker nahmen die feurige Atmosphäre von den Rängen auf und legten in der ersten halben Stunde einen Sturmlauf hin, wie man ihn in dieser Form zuletzt in erfolgreichen Zeiten erlebt hatte. Resultat war das frühe Führungstor. Nachdem Waldschmidt an der Strafraumgrenze zum Drehschuss ausgeholt und Manu Koné am ausgespreizten Arm getroffen hatte, entschied Schiedsrichter Deniz Aytekin zunächst auf Freistoß. Nach Intervention des Videoassistenten korrigierte Aytekin seine Entscheidung und gab Strafstoß. Kapitän Florian Kainz übernahm Verantwortung und versenkte den Ball mit einem satten Schuss unhaltbar im rechten oberen Eck. Der Treffer ließ auch die Auswechselspieler mit Mark Uth an der Spitze vor Freude eskalieren.
Es ging weiter in nur eine Richtung. Vier Minuten später fehlten wenige Zentimeter, und es hätte bereits 2:0 gestanden. Eine Flanke des agilen Leart Pacarada köpfte Jeff Chabot aus fünf Metern an den Querbalken. Dann bediente Pacarada mit einem Steckpass Dejan Ljubicic, dessen Abschluss von Maximilian Wöber im letzten Moment noch zur Ecke abgefälscht wurde (17.). Gladbach enttäuschte dagegen auf ganzer Linie. Gerardo Seoanes Elf blieb den Beweis komplett schuldig, warum sie als zweittorgefährlichstes Auswärtsteam nach Müngersdorf gekommen war. Die mickrige Ausbeute bestand aus einer Konterchance, bei der Franck Honorat das kurze Eck auch noch deutlich verfehlte (21.). Auf der anderen Seite verpasste es der FC, 15:1-Torschüsse in eine komfortablere Pausenführung umzumünzen. Auch, weil so manche Überzahlsituation nicht geschickt ausgespielt wurde. Vier Minuten vor dem Seitenwechsel hatten die Kölner außerdem ein zweites Mal Aluminiumpech, als Nicolas einen Flachschuss von Waldschmidt mit den Fingerspitzen noch an den Innenpfosten lenkte (41.).
Gladbach gelingt aus dem Nichts der 1:1-Ausgleich
Seoane reagierte auf den schwachen Auftritt seiner Elf mit einem Doppelwechsel. Fortan gelang es Gladbach, das Geschehen zumindest ausgeglichener zu gestalten, ohne jedoch aus dem Spiel heraus Torgefahr zu entwickeln. Die Gastgeber gingen nun weniger aggressiv zu Werke und verlagerten sich aufs Kontern. Eine riskante Herangehensweise, die in der 63. Minute bestraft wurde. Nach einem Honorat-Eckball setzte sich Nico Elvedi gegen Davie Selke durch und köpfte ins lange Eck zum 1:1 ein (63.). Der Gegentreffer aus dem Nichts war ein Schock für Baumgarts Team und den Großteil der 50.000 Zuschauer. Doch dann schwächten sich die Gäste selbst. Manu Koné fuhr Ljubicic auf Höhe der Mittellinie in die Parade und traf den Österreicher mit gestrecktem Bein am Knöchel. Es war ein hartes Foul, das an die schwere Verletzung von Ljubicic im Derby vor einem Jahr am Niederrhein erinnerte. Nachdem Aytekin zunächst nur Gelb gezückt hatte, meldete sich zum zweiten Mal der „Kölner Keller“ zu Wort – und Koné musste mit glatt Rot das Feld verlassen (72.).
Die Kölner Überzahl war nur zwei Minuten alt, als der kurz zuvor eingewechselte Faride Alidou von der rechten Seite flankte, Waldschmidt zum Kopfball hochstieg und von Nicolas mit der Faust getroffen wurde. Erneut gab es Strafstoß für den FC, und erneut schnappte sich Kainz den Ball. Diesmal entschied sich der Kapitän jedoch für eine viel zu lässige Ausführung, indem er das Spielgerät per Lupfer mittig verwandeln wollte. Nicolas durchschaute das Vorhaben, blieb stehen und lenkte die Kugel über die Latte. Doch der FC hatte großes Glück: Gladbachs Keeper hatte die Torlinie zu früh verlassen, weshalb der Elfmeter wiederholt wurde. Diesmal versenkte Kainz seriös unten links zur zweiten Kölner Führung (76.), die Waldschmidt in der Nachspielzeit per Flachschuss zur Entscheidung ausbaute (90.+1). Baumgart und seine Kollegen lagen sich an der Seitenlinie vor Glück in den Armen. „Ich freue mich ganz besonders für unser Trainerteam, das Tag für Tag mit einer hohen Akribie an der Mannschaft arbeitet. Deshalb tut dieser Sieg natürlich gut“, erklärte der Sportliche Leiter Thomas Kessler.