AboAbonnieren

Der ewige Benno SchmitzWarum der dienstälteste FC-Profi auf einen neuen Vertrag hoffen darf

Lesezeit 4 Minuten

Routinier Benno Schmitz (l.) hat unter Trainer Timo Schultz hinten rechts aktuell wieder die Nase vorn.

Rechtsverteidiger Benno Schmitz hat das Formtief von Rasmus Carstensen genutzt. Damit betreibt der 29-Jährige vor den anstehenden Vertragsgesprächen Werbung in eigener Sache.

Fernab des jecken Trubels glich das Geißbockheim an Weiberfastnacht einem Ort der Ruhe. Gerade mal zwei Dutzend Anhänger, die wenigsten von ihnen waren kostümiert erschienen, hatten sich am Donnerstagmittag bei beständigem Regen auf dem Clubgelände des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln verloren, um der Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs nach eintägiger Pause beizuwohnen. Unter den wenigen Zaungästen weilte Vorstandsberater Erich Rutemöller, der auch an seinem 79. Geburtstag den Weg in den Grüngürtel gefunden hatte – und mit einem von FC-Sportchef Christian Keller initiierten Ständchen standesgemäß in Empfang genommen wurde.

Waren die Feierlichkeiten im Vorjahr noch aus dem Ruder gelaufen, haben diesmal offenbar alle FC-Profis den Besuch der vereinseigenen Karnevalssitzung am Dienstagabend im Maritim-Hotel ohne erkennbare Folgen überstanden. Mit Ausnahme von Youngster Justin Diehl, der wegen eines hartnäckigen grippalen Infekts auch das Auswärtsspiel am Sonntag (17.30 Uhr, DAZN) bei der TSG Hoffenheim verpassen wird, sowie der länger verletzten Davie Selke, Luca Waldschmidt und Mark Uth war die gesamte Mannschaft in der Lage, den Belastungen der von Trainer Timo Schultz auf zwei Stunden angesetzten intensiven Einheit standzuhalten.

Benno Schmitz hat eine lange Durststrecke hinter sich

Das ist eine gute Nachricht mit Blick auf die bedeutsame Aufgabe im Kraichgau, die den Kölnern im Optimalfall die Chance offenbart, erstmals seit dem 1:0-Sieg in Darmstadt Anfang Dezember wieder auf das rettende Ufer zu springen. Voraussetzung dafür ist ein eigener Sieg bei den daheim noch nicht in Fahrt gekommenen Hoffenheimern – bei einer gleichzeitigen Niederlage des 1. FC Union Berlin gegen den VfL Wolfsburg. Dass die Eisernen sich am Mittwochabend im nachgeholten Kellerduell mit dem FSV Mainz 05 (1:1) die Punkte teilten, spielte den Geißböcken zweifelsohne in die Karten.

Nach dem auch in der Defensivarbeit überzeugenden 2:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt spricht vieles dafür, dass Timo Schultz zum dritten Mal in Folge Benno Schmitz das Vertrauen schenken wird. Auf der Rechtsverteidigerposition war es nach der 0:4-Pleite am 20. Januar gegen Borussia Dortmund zu einem Wechsel gekommen. Rasmus Carstensen (23), der die Niederlage maßgeblich mitzuverantworten hatte, erhielt eine Pause verordnet. Die daraus resultierende Chance wusste Schmitz für sich zu nutzen. Der 29-Jährige, der seine Position im Vergleich zu Carstensen defensiver interpretiert, sorgte sowohl in Wolfsburg (1:1) als auch gegen die Eintracht für Stabilität auf seiner Seite.

Über die gesamte Spielzeit betrachtet verlebt Benno Schmitz jedoch ein nicht zufriedenstellendes Jahr. Der zu Saisonbeginn unter Steffen Baumgart noch gesetzte Rechtsverteidiger verlor nach dem fünften Spieltag seinen Stammplatz an Neuzugang Rasmus Carstensen, der wegen seiner Dynamik als der modernere Außenverteidiger gilt. Für Schmitz begann eine lange Phase der Tatenlosigkeit. Von Ende September bis Mitte Dezember gehörte der gebürtige Münchener in der Meisterschaft kein einziges Mal mehr der Startelf an. Es war eine ungewohnt gewordene Situation für den 132-fachen FC-Profi, der in den ersten beiden Jahren unter Baumgart regelrecht aufgeblüht war.

Steffen Baumgart war ein Fürsprecher von Benno Schmitz

Doch zuletzt war Benno Schmitz neben seinem Fürsprecher Steffen Baumgart auch der im modernen Fußball unerlässliche Offensivdrang abhandengekommen. Der nach dem Ausscheiden von Jonas Hector und Timo Horn dienstälteste FC-Profi galt daher eigentlich als Abgangskandidat für den kommenden Sommer. Dann läuft sein bislang nicht verlängerter Vertrag aus. Die für das Jahr 2024 geltende Transfersperre hat die Ausgangslage jedoch grundlegend verändert. Schmitz, zur Saison 2018/19 von RB Leipzig gekommen, hat nun deutlich bessere Chancen auf eine siebte Saison am Geißbockheim. Zumal der loyale Bayer, der in der Vergangenheit finanziellen Abstrichen zustimmte, über kein kostspieliges Arbeitspapier verfügt.

Was ebenfalls für Benno Schmitz spricht: Derzeit haben die Kölner keinen Rechtsverteidiger für die nächste Saison unter Vertrag. Die Option für Leihspieler Carstensen muss erst noch aktiviert werden. Und: Mit Pierre Nadjombe hat ein potenzieller Nachrücker aus der U21-Mannschaft bereits beim Zweitligisten 1. FC Magdeburg unterschrieben. Es würde daher nicht verwundern, wenn im Frühjahr eine abermalige Fortsetzung der Zusammenarbeit zwischen dem 1. FC Köln und seinem ewigen Rechtsverteidiger Benno Schmitz verkündet wird.