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„Der Abstieg tut ganz Köln weh“So reagieren die Stadtnachbarn auf den Abstieg des 1. FC Köln

Lesezeit 3 Minuten

Gezeichnet vom Abstieg: FC-Abwehrchef Jeff Chabot (l.).

Nach dem Sturz des FC in die Zweite Liga trägt die Sportstadt Köln Trauer. Verantwortliche der Haie, des FC Viktoria und des SC Fortuna äußern sich zum Abstieg des großen Stadtnachbarn.

Die Sportstadt Köln blickt auf eine Saison zum Vergessen zurück. Nachdem die Kölner Haie in der Deutschen Eishockey Liga völlig überraschend bereits in der ersten Playoff-Runde die Segel streichen mussten, machte der Abstieg des 1. FC Köln aus der Fußball-Bundesliga das Desaster endgültig perfekt. Den beiden sportlichen Aushängeschildern der Domstadt ist es in der Spielzeit 2023/24 nicht annähernd gelungen, die außergewöhnliche Fan-Unterstützung in Form von sportlichem Erfolg zurückzuzahlen.

Der Abstieg des FC tut weh, nicht nur den Haien, sondern ganz Köln.
Philipp Walter, Geschäftsführer der Kölner Haie

Mit 17.000 Besuchern im Schnitt stellten die Haie zwar einen neuen europäischen Eishockey-Zuschauerrekord auf. In ihrem Kerngeschäft scheiterten sie jedoch mit dem Vorhaben, dem langersehnten ersten Meistertitel seit 2002 näherzukommen. Während die Wunden an der Gummersbacher Straße nach dem frühen Saisonaus im März allmählich verheilen, gilt das Mitgefühl des KEC nun den Geißböcken. „Der Abstieg des FC tut weh, nicht nur den Haien, sondern ganz Köln“, erklärt KEC-Geschäftsführer Philipp Walter, der in diesen schweren Stunden aufbauende Worte ans Geißbockheim sendet: „Was in schwierigen Phasen in dieser Stadt immer wieder deutlich wird, ist, dass wir alle zusammenstehen – sowohl die Vereine als auch die Menschen. Mit der Kraft der Fans und der positiven Energie der Stadt sind wir uns sehr sicher, dass der FC wieder erfolgreich wird.“

Der Abstieg macht mich traurig. Und er ist umso bitterer, weil der Spagat zwischen sportlichem Erfolg und wirtschaftlicher Konsolidierung in den ersten beiden Jahren unter Steffen Baumgart noch hervorragend gelungen ist.
Olaf Janßen, Ex-Profi des 1. FC Köln und Trainer des FC Viktoria Köln

In die gleiche Kerbe schlägt der frühere FC-Profi Olaf Janßen. „Die Wucht, Energie und Hingabe, mit der die Menschen in der Stadt hinter dem FC stehen, ist sicherlich ein Faustpfand auch für die weitere Zukunft. Denn daran wird sich nichts ändern: Die Menschen werden auch in der Zweiten Liga für den FC da sein und ihm maximale Unterstützung geben“, ist der Trainer des Drittligisten FC Viktoria Köln überzeugt. Janßen, der zwischen 1985 und 1996 in 254 Spielen den Geißbock auf der Brust trug, nimmt den siebten Abstieg der Vereinsgeschichte „mit Wehmut“ auf: „Der Abstieg macht mich traurig. Und er ist umso bitterer, weil der Spagat zwischen sportlichem Erfolg und wirtschaftlicher Konsolidierung in den ersten beiden Jahren unter Steffen Baumgart noch hervorragend gelungen ist.“

Als Hauptgrund für den Sturz in die Zweitklassigkeit führt Janßen die fehlende Torgefahr an: „Von außen betrachtet hatte man das Gefühl, dass der FC sich gequält hat, um Torchancen herauszuspielen. Die Verletzungen von Luca Waldschmidt und Mark Uth und der Abgang der tragenden Säulen Ellyes Skhiri und Jonas Hector waren dafür sicherlich entscheidend.“ Auch im Unterhaus sieht der 57-Jährige herausfordernde Zeiten auf seinen ehemaligen Club zukommen: „Es wird extrem kompliziert wegen der Transfersperre. Ich wünsche dem Verein bei seinem Neuaufbau, der unter den gegebenen schwierigen Umständen wohl der wichtigste in der Vereinsgeschichte wird, dass Klarheit herrscht über den Weg, für den der FC stehen will – und dass dieser Weg mit totaler Geschlossenheit bestritten wird. Diese beiden Komponenten sind unabdingbar, denn es liegen eine Menge Steine auf dem Weg. Sie beiseite zu räumen, dafür braucht es mutige, überzeugte Menschen.“ Sorgenfrei ist man derweil auch in Höhenberg nicht. Das sechste Drittliga-Jahr in Folge dürfte in Anbetracht des einschneidenden Sparkurses das mit Abstand komplizierteste werden.

Es ist traurig für Köln, wenn sein sportliches Aushängeschild absteigen muss.
Hanns-Jörg Westendorf, Präsident SC Fortuna Köln

Auch beim SC Fortuna Köln sorgt der Abstieg des großen Stadtnachbarn für Bedrückung. „Es ist traurig für Köln, wenn sein sportliches Aushängeschild absteigen muss“, meint Hanns-Jörg Westendorf. Der Präsident des Regionalligisten, der die erhoffte Drittliga-Rückkehr zum fünften Mal in Folge verfehlt hat, sieht den FC in einer „schwierigen Situation“ stecken, „weil die Transfersperre auch in der Zweiten Liga zunächst wie eine Hypothek auf ihm lasten wird“. Doch Westendorf spricht den Geißböcken Mut zu: „Ich bin mir sicher, der FC kommt schneller wieder, als viele denken.“ Erst einmal trägt die Sportstadt Köln jedoch Trauer.