Der 1. FC Köln spiel am Sonntag beim SC Freiburg und will wieder typischen Baumgart-Fußball zeigen.
Bundesliga-Spiel in FreiburgDer 1. FC Köln zeigt zwei Gesichter

Kölns Florian Kainz (r) und der Mainzer Silvan Widmer versuchen an den Ball zu kommen.
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Das Problem ist längst identifiziert. Die Frage nach der Lösung allerdings bereitet dem 1. FC Köln weiter Kopfzerbrechen. „Wenn ich nach den Trainingseindrücken gehe, stehen wir falsch in der Tabelle. Im Spiel zeigen wir dann aber ein zweites Gesicht“, sagte Steffen Baumgart. Der FC-Coach meinte damit nichts anderes, als dass es einen Matchplan gebe, an dem die Mannschaft unter der Woche am Geißbockheim hart und gut arbeitet, ihn dann bei den Spielen aber nicht umgesetzt bekommt. Allein darum wird es auch am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) wieder gehen, wenn die Kölner beim SC Freiburg antreten und versuchen als 16. der Tabelle im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga Boden gutzumachen.
Es ist der Baumgart-Fußball der vergangenen beiden Spielzeiten, der dem FC in dieser Saison bis auf wenige Ausnahmen abhandengekommen ist. „Wir haben einen Fußball gespielt, der für viel Power, hohe Intensität und ein rechtzeitiges Arbeiten gegen den Ball stand. Davon war gegen Mainz nichts zu sehen“, erinnerte der Cheftrainer an das unbefriedigende 0:0 vom vergangenen Sonntag. „Wenn ich sehe, dass Mainz in den ersten 17 Minuten dreimal mit vier Leuten frei bei uns im Strafraum auftaucht, bin ich mir sicher, dass es das in den letzten beiden Jahren nicht gegeben hat.“
Baumgart geht mit sich ins Gespräch
Als Konsequenz aus der erneuten Abweichung von seiner Idee Fußball spielen zu lassen, ging Baumgart als erstes „mit sich selbst ins Gespräch“. Anschließend diskutierte er die Erkenntnisse mit seinem Trainerteam, um sie zu guter Letzt den Spielern mitzuteilen. Die entsprechende Sitzung am Mittwoch nahm eine gute Dreiviertel-Stunde in Anspruch.
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„Es geht darum, was ich verändern kann und vielleicht auch muss, um den Jungs zu helfen, damit sie wieder den Fußball spielen, den ich sehen möchte“, hinterfragte der 51-Jährige seine pädagogische Vermittlungskompetenz: „Ist es die Idee, der Matchplan oder haben wir es nicht richtig rübergebracht? Wir Trainer stehen in der Verantwortung und ziehen die Fäden, damit die Jungs es verstehen.“
An der grundsätzlichen Idee will Baumgart nichts verändern. „Ich gehe immer noch durch die gleiche Tür und trage die gleiche Jacke.“ Deshalb ginge es zunächst darum, konsequent an den Details weiterzuarbeiten, die gut gemacht wurden. Zwei Spiele ohne Gegentor zeigen etwa, dass die anfällige Defensive an Stabilität gewonnen hat und der grundsätzliche Siegeswille sei der Mannschaft auch nicht abzusprechen. Das hat dazu geführt, dass der FC nur eines der vergangenen fünf Bundesligaspiele verloren hat. Mit dem 1:0 in Darmstadt sprang aber auch nur ein Sieg dabei heraus.
Positive Tendenz in den letzten fünf Spielen
„Das zeigt eine positive Tendenz, auch wenn der Fußball nicht so aussieht, wie ich ihn mir vorstelle. Wenn ich die Leistung auf dem Platz sehe, bin ich nicht zufrieden und ich bin jemand, der sehr gern zufrieden ist“, sagte Baumgart. Der Trainer und sein Team im „Call-Center“ sind also gefragt, den Spielern wieder konsequent und ohne Zweifel die Überzeugung und den Glauben vorzuleben, der die Kölner in den vergangenen beiden Jahren zu einer Mannschaft hat werden lassen, die begeisterte und nur schwer zu besiegen war.
„Man muss sagen, dass dem Trainerteam in so einer schwierigen Phase vielleicht das eine oder andere Mal die Leichtigkeit abhandenkommt und die Tendenz besteht, die negative Seite der Medaille zu stark in den Vordergrund zu stellen. Das ist dann wiederum meine Aufgabe, das zu verändern“, erklärte Sportchef Christian Keller die Problematik unter der Woche im FC-Podcast von Radio Köln.
Wir dürfen nicht zu sehr denken: Was haben wir zu verlieren. Sondern, was können wir gewinnen.
Es sei „nur menschlich, dass man hinterfragt, wenn man viel investiert und nicht das Erwünschte rumkommt – und sich dann vielleicht schwertut, aus eigener Kraft aus dem Hinterfragen rauszukommen.“ Für Keller geht es letztlich um eine positive Sicht auf die Dinge und die Kraft aus Überzeugung: „Wir dürfen nicht zu sehr zu denken: Was haben wir zu verlieren. Sondern, was können wir gewinnen und unsere Chance, da unten rauszukommen, im Blick haben.“
Gegen Freiburg, das trotz seiner 21 Punkte in dieser Saison auch noch keine riesigen Bäume ausgerissen hat, was das Torverhältnis von 17:23 belegt, drängt Florian Kainz zurück in die Startelf. Der Kapitän hatte unter der Woche zwei Tage nur individuell trainiert, ist aber laut Baumgart „ein Kandidat, wie alle anderen“. Womöglich läuft Kainz nach seiner Jokerrolle gegen Mainz mal wieder auf dem linken Flügel auf und verdrängt Linton Maina. „Kainzi ist unser bester Fußballer. Wir setzen ihn da ein, wo wir ihn im Gesamtkonzept sehen und für unser Spiel brauchen“, ließ Baumgart die Position des Österreichers offen.
Voraussichtliche Aufstellungen:
SC Freiburg: Atubolu; Sildillia, Ginter, Lienhart, Makengo; Eggestein, Höfler; Doan, Röhl, Grifo; Gregoritsch. —1. FC Köln: Schwäbe; Carstensen, Hübers, Chabot, Finkgräfe; Martel, Ljubicic; Thielmann, Waldschmidt, Kainz; Selke.