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Bundesliga-Abstiegskampf1. FC Köln ist nach dem 1:0 in Darmstadt erleichtert

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Moment der Entscheidung: Die Kölner jubeln nach dem 1:0-Siegtreffer von Davie Selke. Foto: Gerhard Schultheiß/Jan Huebner

Moment der Entscheidung: Die Kölner jubeln nach dem 1:0-Siegtreffer von Davie Selke (rechts).

Der 1. FC Köln hat das Tabellenende der Fußball-Bundesliga verlassen und sich mit dem 1:0 in Darmstadt etwas Luft im Abstiegskampf verschafft.

Davie Selke war dann doch noch der Mann des Abends. Obwohl es lange danach ausgesehen hatte, als sollte der Torjäger des 1. FC Köln am Freitag im Stadion am Böllenfalltor überhaupt kein Bein auf die Erde bekommen. Der 28-Jährige war kaum ins Spiel seiner Mannschaft eingebunden, seine Ballkontakte waren an einer Hand abzuzählen und keine Flanke erreichte ihn. „Das ist das Leben eines Stürmers. Du musst wach bleiben und immer bereit sein, auch wenn Du kaum den Ball hast“, erklärte der Stürmer.

In der 60. Minute war Selke wach und bereit und traf nach einem Eckball von Luca Waldschmidt mit seinem vierten Saisontreffer zum vielumjubelten 1:0 (0:0)-Siegtreffer im Kellerduell der Fußball-Bundesliga beim SV Darmstadt 98. Ein Tor, dass den Geißböcken den zweiten Saisonsieg, den ersten Auswärtsdreier und etwas Luft im Abstiegskampf verschaffte. „Das ist der Abstiegskampf. Wir haben das angenommen, nicht wie zuletzt in Bochum. Deswegen war es für die ganze Truppe extrem wichtig. Für uns zählen nur Siege“, sagte Selke.

FC bleibt nach 20 Spielen mal wieder ohne Gegentor

Der Matchwinner wusste aber auch, dass der FC das Tabellenende am 13. Spieltag vor allem aufgrund einer soliden Defensivleistung verlassen durfte: „Riesen-Kompliment an die Jungs hinten, dass wir zu null gespielt haben. Das wollten wir unbedingt.“ Für die Kölner war es tatsächlich nach 20 Bundesliga-Partien in Serie und dem 0:0 am 2. April gegen Borussia Mönchengladbach das erste Spiel ohne Gegentor. Ein Spiel mehr und der FC hätte seinen eigenen Negativrekord aus dem Jahr 2020 eingestellt.

Dass es nicht dazu kam, lag vor allem an den Entscheidungen von Cheftrainer Steffen Baumgart, der die richtigen Schlüssen aus den vergangenen Spielen gezogen hatte und seiner verunsicherten Mannschaft mehr Stabilität verlieh. Nach dem kurzfristigen Ausfall von dem am Arm verletzten Rechtsverteidiger Rasmus Carstensen und der Erkrankung von Benno Schmitz besetzte Baumgart seine Viererkette in der ersten Hälfte ausschließlich mit gelernten Innenverteidigern.

Ein Schachzug, der dem Spiel zwar jegliche Attraktivität raubte, den Kölnern aber die nötige Sicherheit gab. „Wir haben gezeigt, was es im Abstiegskampf braucht. Einfachen, aber guten Fußball, kompakt und stabil stehen. Wir haben gekämpft und nur wenig zugelassen“, fasste der erneut als Linksverteidiger aufgebotene Dominique Heintz zusammen. Abwehrchef Timo Hübers beschrieb es so: „Es hat einiges gepasst, obwohl es kein Fußball-Leckerbissen war.“

Ich fühle Erleichterung, aber keine Erlösung.
Steffen Baumgart, Cheftrainer des 1. FC Köln

Sein Trainer sah es nicht anders: „Es war kein gutes Spiel, das nur ganz wenige Höhepunkte hatte. Vieles war nicht so, wie wir uns das vorstellen“, blieb Steffen Baumgart Realist. Aber wer am Tabellenende steht, benötigt auch keine Glanzleistungen, sondern erst einmal nur Punkte für ein bisschen mehr Selbstvertrauen. Dafür sorgten auch die funktionierenden Umstellungen des Kölner Trainers zur zweiten Halbzeit. Er nahm Kapitän Florian Kainz („Kainzi war Gelb-rot gefährdet) und Rechtsverteidiger Luca Kilian raus, brachte dafür Luca Waldschmidt und Max Finkgräfe. Weil zudem Jan Thielmann fortan hinten rechts verteidigte bekam die FC-Offensive mehr Schwung.

Es passte ins Bild, dass der entscheidende Treffer trotzdem aus einem Standard resultierte. „Darüber freuen wir uns“, sagte Baumgart, der in den vergangenen zwei Wochen Eckbälle und Freistöße intensiver hatte trainieren lassen als sonst. „Ohne den Standard hätten wir wieder kein Tor geschossen“, räumte der Trainer aber auch ein. Wohlwissend, dass ruhende Bälle im Fußball eine entscheidende Rolle spielen können, wenn es aus dem Spiel heraus nicht läuft. Am Ende lautete das Eckenverhältnis 6:1 für den FC, was ausdrückte, dass der Sieg der offensivschwächsten Bundesliga-Mannschaft gegen die defensivschwächste irgendwie auch verdient war.

Am Sonntag gegen Mainz nachlegen

Von einer „Erlösung“, wie Davie Selke das dreckige 1:0 von Darmstadt hinterher titulierte, wollte Baumgart aber nichts wissen. „Ich fühle Erleichterung, aber keine Erlösung.“ Thomas Kessler stieß angesichts von erst neun Zählern aus 13 Spielen als Sportlicher Leiter ins gleiche Horn: „Das waren drei ganz wichtige Punkte, aber da muss noch einiges folgen. Wir können und freuen, aber der Fokus sollte ganz schnell wieder Richtung nächste Woche kommen.“

Am Sonntag kommt mit dem FSV Mainz 05 das nächste Kellerkind nach Müngersdorf. „Wir brauchen uns nicht feiern lassen, wir haben noch drei Spiele bis zur Pause. Es war nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, wir ruhen uns nicht darauf aus“, sagte der im Abstiegskampf erfahrene Heintz. So ein Sieg tut dann einfach gut, unabhängig davon, ob das Spiel ansehnlich war oder nicht. Am Ende geht es nämlich im Fußball um die mentale Verfassung einer Mannschaft und ihrer einzelnen Teile: „Die vergangenen Wochen waren nicht einfach für uns“, erklärte Timo Hübers und machte kurz darauf aufmerksam, dass Köln eben ein „besonderes Pflaster“ sei: „Entweder ist es himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt.“ Genau deshalb war dieser 1:0-Sieg am Böllenfalltor vielleicht sogar einer der wichtigsten in der Ära von Trainer Steffen Baumgart.


Transfer-Wunschliste des FC

Sportchef Christian Keller hat sich vor dem Spiel in Darmstadt zu den geplanten Transferaktivitäten des FC im Winter geäußert. Demnach stehen ein Stürmer, ein Sechser und ein Innenverteidiger auf der Wunschliste der Kölner — von der Priorität auch in dieser Reihenfolge. „Das eine ist, was wir wollen und wissen, was wir tun müssen. Das andere ist, was wir können“, spielte der 45-Jährige auf die begrenzten finanziellen Möglichkeiten des FC und das ausstehende CAS-Urteil an. „Wir werden Ausschau halten, ob sich für uns eine Tür öffnet. Mit einem Spieler, der uns helfen kann, den wir uns wirtschaftlich leisten können“, sagte Keller beim TV-Sender DAZN.