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Blitzturnier in BonnDer zweite Anzug des 1. FC Köln kann nicht überzeugen

Lesezeit 4 Minuten

Pokalübergabe: (v.l.) DFB-Präsident Bernd Neuendorf, Luca Waldschmidt (FC), Christoph Greger (Viktoria) und FVM-Präsident Christos Katzidis.

Gerhard Struber war trotz des Turniersiegs nicht glücklich mit der Leistung seiner Reservisten. Diese Erkenntnisse nimmt der FC-Trainer mit.

Der Schlussakt hatte etwas Hochoffizielles. Kein Geringerer als DFB-Präsident Bernd Neuendorf war am Donnerstagabend in den Sportpark Nord nach Bonn gekommen, um die Ehrung der beiden Finalisten vorzunehmen. Weniger überraschend war dagegen, dass mit Luca Waldschmidt ein Spieler des ranghöchsten Teilnehmers 1. FC Köln die Siegertrophäe des vom Fußball-Verband Mittelrhein ausgerichteten Benefizturniers in die Höhe reckte. „Dass wir das Turnier am Ende für uns entschieden haben, sollte so sein – weil wir der FC sind“, erklärte Trainer Gerhard Struber, der einen anderen Aspekt in den Vordergrund rückte: „Ich finde, dass das eine coole Veranstaltung war, weil es ein bisschen Geld einbringt für den Nachwuchs und die kleineren Vereine. Von daher sind sie der größte Gewinner.“

Vor nur 2000 Besuchern war der Zweitligist durch ein 2:0 im Halbfinale gegen Regionalligist Fortuna Köln (Tore: Sargis Adamyan und Waldschmidt) sowie ein 1:0 im Finale gegen Drittligist Viktoria Köln (Tor: Waldschmidt) rein von den Ergebnissen her seiner Favoritenrolle gerecht geworden. Die Qualität der jeweils 45 Minuten langen Auftritte stimmte Gerhard Struber allerdings nur bedingt zufrieden. „Wir haben uns in vielerlei Hinsicht nicht so leicht getan, es souverän rüberzubringen“, meinte der FC-Trainer. „Wir haben schon gemerkt, dass wir einiges zu tun haben mit diesen Mannschaften.“

Das war teilweise zu offen, wir haben zu viel zugelassen. Das darf uns einfach so nicht passieren.
Gerhard Struber, FC-Trainer

In Abwesenheit von neun Nationalspielern sowie weiteren geschonten Stammkräften hatte Struber zwei Teams zusammengebastelt, in denen neben sechs Talenten aus der U21-Mannschaft vor allem diejenigen Profis zum Einsatz kamen, die bislang weitgehend unberücksichtigt geblieben sind. „Wir haben ein Stück weit in einer komplett neuen Struktur gespielt und mit komplett verändertem Personal“, erklärte Gerhard Struber, der dies jedoch nicht als Entschuldigung für die defensiven Unsicherheiten zählen lassen wollte. „Das war teilweise zu offen, wir haben zu viel zugelassen. Das darf uns einfach so nicht passieren. Das müssen wir ein Stück weit besser verteidigen“, kritisierte der Österreicher.

Christian Keller zeigte sich ebenfalls nicht sonderlich angetan. „Die Idee in einer Länderspielpause ist immer, dass diejenigen Spieler Spielzeit bekommen, die vorher nicht so viel Spielzeit bekommen haben, und dass junge Spieler zu Einsätzen in der ersten Mannschaft kommen. Dann ist es ja auch klar, dass die Abläufe nicht so flüssig sind. Heute waren aber ein paar Abläufe eher sehr stockend als sehr flüssig. Insofern ist viel zu tun“, befand der Sportchef, der aber auch sagte: „Wir hatten den Anspruch, das Turnier zu gewinnen. Das ist uns erfreulicherweise gelungen.“

1. FC Köln: Luca Waldschmidt überrascht positiv

Die offenbarten Defizite wertete Gerhard Struber als „gutes Feedback, wo wir gerade stehen“ und fügte an: „Man muss ehrlich sagen, dass viele Spieler in einer Entwicklungsphase stecken, die spannend und interessant ist. Gleichzeitig sehen wir in solchen Spielen, dass wir noch einiges zu tun haben mit einigen Jungs.“ Die Diskrepanz zwischen dem ersten und dem zweiten Anzug hatte sich bereits in den ersten Saisonspielen abgezeichnet, in welchen Struber auch unter Verweis auf die Trainingsleistungen nicht immer sein Wechselkontingent vollständig ausgeschöpft hatte.

Natürlich gibt das Selbstvertrauen und tut ihm gut. Gleichzeitig soll das aber auch unser Anspruch sein.
Gerhard Struber über Doppeltorschütze Luca Waldschmidt

Zu den positiven Erscheinungen des Turniers zählte Luca Waldschmidt. Der ehemalige Nationalspieler, der auch eine Liga tiefer bislang hinter den Erwartungen zurückgeblieben und derzeit nur Ersatz ist, avancierte mit zwei Treffern zum besten Torschützen des FC. „Natürlich gibt das Selbstvertrauen und tut ihm gut. Gleichzeitig soll das aber auch unser Anspruch sein“, machte Struber deutlich, dass er Vorstellungen dieser Art von potenziellen Führungsspielern wie Waldschmidt erwartet.

Der FC-Trainer war derweil darum bemüht, die pikanten Aussagen von Marvin Schwäbe nicht weiter hochkochen zu lassen. „Wir sind in einem engen Austausch. Dass das keine einfache Situation für ihn ist, ist auch nicht überraschend“, sagte Gerhard Struber, der dem ehemaligen Kölner Stammtorwart bescheinigte, „sehr klar“ in puncto Trainingseinsatz und Professionalität zu agieren. In einem selbst eingefädelten und kurz nach Schließung des Transferfensters veröffentlichten Interview hatte Schwäbe seinem Club indirekt vorgeworfen, dass bei der Torhüterfrage das Leistungsprinzip nicht zur Anwendung komme.

Christian Keller, der den Fall Schwäbe über seine Aussagen auf dem Mitglieder-Stammtisch hinaus nicht weiter kommentieren wollte („Ich habe am Dienstag alles dazu gesagt“), konnte auch am Donnerstag keine Lösung bei der Suche nach einem passenden Abnehmer für seinen wechselwilligen Schlussmann vermelden. „Stand heute ist das nicht der Fall“, antwortete Keller auf die Frage nach vorliegenden Angeboten für den 29-Jährigen.