Der 1. FC Köln hat beim SC Freiburg die nächste Niederlage in der Fußball-Bundesliga kassiert. Entscheidend war ein Platzverweis.
1. FC Köln verliert in FreiburgJeff Chabot trifft eine falsche Entscheidung
Manchmal reicht eine einzige Aktion, um die ganze zuvor geleistete Arbeit zunichtezumachen. Als Jeff Chabot in der 62. Minute des Bundesligaspiels als Innenverteidiger die falsche Entscheidung traf und für diese mit der Gelb-Roten Karte vom Platz musste, war es um die Ambitionen des 1. FC Köln am 15. Spieltag geschehen. In Unterzahl kassierten die lange Zeit ebenbürtigen Geißböcke eine 0:2 (0:0)-Niederlage beim SC Freiburg und bleiben auf Platz 16.
„Das war ein für unsere Situation ordentliches Spiel, bei dem ich schon den Eindruck hatte, dass es auf unsere Seite kippen kann“, sagte FC-Sportchef Christian Keller und fügte enttäuscht hinzu: „Ist es aber nicht, wegen der einen, spielentscheidenden Szene.“
FC-Trainer Steffen Baumgart packte ein paar Überraschungen mit vier Änderungen im Vergleich zum 0:0 gegen Mainz in seine Anfangsformation. Benno Schmitz verteidigte rechts für Rasmus Carstensen und hinten links gab Youngster Max Finkgräfe im sechsten Bundesligaspiel sein Startelf-Debüt. Dass Davie Selke Steffen Tigges als Sturmspitze ablöste, war zu erwarten. Im Gegensatz zu Baumgarts Entscheidung den Ex-Freiburger Luca Waldschmidt wieder auf der Zehn einzusetzen und Florian Kainz auf der Sechs neben Eric Martel. Dejan Ljubicic rückte dafür auf die linke Außenbahn und Linton Maina musste auf die Bank.
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Zwölf Minuten Stille und Süßigkeiten
Wie in allen anderen Bundesliga-Stadien am 15. Spieltag blieb es auch im Europapark aus Protest zwölf Minuten lang gespenstig still. Dann beschimpften beide Fanlager im Wechsel minutenlang die Deutsche Fußball Liga (DFL) für den geplanten Investoren-Einstieg. Aus der Freiburger Kurve flogen zudem haufenweise Süßigkeiten in den Strafraum des Sportclubs. Die Partie musste für knapp fünf Minuten unterbrochen werden.
Bis dahin legten der FC einen beherzten Auftritt hin. Die Kölner liefen die kompakt im Zentrum, aber eher tief aufgestellten Freiburger hoch an und kamen zu Ballgewinnen. Baumgart hatte unter Woche wieder mehr „Baumgart-Fußball“ gefordert und bekam ihn zu sehen. Mehr als eine halbwegs gute Chance für Jan Thielmann nach einer Waldschmidt-Flanke sprang aber nicht heraus (10.).
Nach der Unterbrechung benötigten die Gastgeber noch einmal gut 15 Minuten, um begünstigt von vereinzelten Kölner Unsicherheiten im Passspiel zu ersten Offensivaktionen zu kommen. Vincenzo Grigo prüfte FC-Keeper Marvin Schwäbe aus 16 Metern (29.) und eine Minute später musste Schmitz gegen den SC-Spielmacher einen Querschläger von Jeff Chabot im eigenen Strafraum per Block ausbügeln.
Glück für den Freiburger Makengo
Die Freiburger hatten nun mehr vom Spiel, doch die Kölner haben in den vergangenen zwei Spielen gelernt, dass eine stabile Defensive viel Sicherheit geben kann. Die Elf von Trainer Christian Streich kam zu keinen Gelegenheiten mehr und hatte Glück, dass der durchgebrochene Thielmann knapp im Abseits stand. Sonst hätte Jordy Makengo für seine Notbremse gegen den Kölner Rechtsaußen Rot sehen müssen (36.). Das 0:0 zur Pause hatten sich die Geißböcke redlich verdient.
Mit Beginn der zweiten Hälfte schob Freiburg seine flexible Viererkette im Mittelfeld etwas weiter nach vorne. Die Kölner standen dadurch automatisch etwas tiefer, ließen aber weiter kaum etwas zu. Bis auf eine Schrecksekunde, in der Jeff Chabot am Fünfer Lucas Höler mit dem Ellbogen am Kopf traf. Glück für die Kölner, dass es in dieser Szene keinen Elfmeter gab und Chabot in der Folge noch per Kopf vor der eigenen Linie klärte (47.).
Dann verließ den Kölner Innenverteidiger das Glück. Nach einem Thielmann-Fehlpass schaltete Freiburg um und Chabot kam gegen den enteilenden Höler einen Moment zu spät. Nach Gelb in der 29. Minute zeigte Schiedsrichter Harm Osmers dem Kölner Gelb-Rot (62.). „Da trifft Jeff die falsche Entscheidung. Da darf er nicht mehr runtergehen, was der Freiburger Spieler dann natürlich dankend annimmt“, kritisierte Christian Keller.
Dabei hatte Steffen Baumgart erst kurz zuvor, wie vor dem Spiel geplant, mit einem Dreifachwechsel seine Offensive neu ankurbeln wollen. So aber musste der FC-Coach Thielmann vom Platz nehmen und mit Luca Kilian einen neuen Innenverteidiger bringen (66.). Tatsächlich kamen die Kölner dann in Unterzahl zu ihrer besten Chance. Der eingewechselte Maina stürmte über rechts nach vorne und fand mit seiner Hereingabe den ebenfalls ins Spiel gekommenen Mark Uth. Der Joker traf aus sechs Metern den Ball aber nicht voll, sodass dieser am linken Pfosten vorbei trudelte (68.).
Gregoritsch nutzt als Joker die Freiburger Überzahl
Auf der anderen Seite knackten die Freiburger Joker das Kölner Bollwerk. Roland Sallai flankte ungehindert auf den langen Pfosten, wo Röhl frei zum Kopfball kam. Schwäbe parierte, aber vor die Füße von Michael Gregoritsch. Der Österreicher hatte keine Mühe, das 1:0 zu erzielen, weil sein Gegenspieler Timo Hübers ausgerutscht war (72.).
Das maximal unglückliche Gegentor knockte die Geißböcke zwar noch nicht aus, es war aber klar, dass es bei den eigenen Defiziten in der Offensive fast unmöglich werden würde, mit einem Mann weniger noch einmal zurückzukommen. Die Kölner wehrten sich nach Kräften, die ihnen in Unterzahl aber mehr und mehr ausgingen.
Freiburg bekam zum Ende der Partie zunehmend Räume und stand mehrfach vor dem zweiten Treffer. Schwäbe verhinderte das 0:2 gegen Gregoritsch (85.) und Sallai (86.) zunächst noch. Dann half dem Kölner Keeper gegen Sallai der Pfosten (90.+2). Im dritten Versuch traf der Ungar, als er aus acht Metern stark ins rechte untere Eck köpfte (90.+5). „Es ist immer wieder die gleiche Situation. Du machst Fehler, die Du nicht machen darfst und bist vorne nicht effektiv genug. So kann man keine Spiele gewinnen“, gab Steffen Baumgart ernüchtert zu Protokoll.
Das 2:0 katapultierte die Freiburger mit 24 Punkten auf Platz sechs. Die Kölner hingegen rutschten vor dem letzten Spiel des Jahres am Mittwoch (18.30 Uhr/Sky) bei Union Berlin aufgrund des schlechteren Torverhältnisses gegenüber den Eisernen wieder auf Relegationsrang 16. Zudem verpasste der FC es, mit dem bis zum Platzverweis durchaus möglichen Sieg, Anschluss an das untere Mittelfeld zu finden. „Wir haben jetzt zehn Punkte aus 15 Spielen. Das ist absolut nicht ausreichend. Gott sei Dank gibt es noch drei Mannschaften, die gleich viel Punkte oder weniger haben. Das Spiel bei Union ist elementar für uns“, sagte Sportchef Keller.