Tim Lemperle hat 22 Bundesligaspiele für den 1. FC Köln absolviert, stand aber noch nie in der Anfangsformation. Das könnte sich bald ändern.
1. FC KölnTim Lemperle nähert sich der Startelf an
Das Spiel zwischen dem 1. FC Köln und dem VfL Wolfsburg bewegte sich schon auf sein Ende zu, als Tim Lemperle den 49 300 Zuschauer im Rheinenergiestadion demonstrierte, warum er zu den großen Talenten im Kader der Geißböcke zählt. Der gerade 21 Jahre alt gewordene Offensivspieler bekam den Ball an der Außenlinie und legte ihn mit einer Finte bei der Annahme an Kilian Fischer vorbei in seinen rechten Fuß. Es folgte ein eleganter Beinschuss gegen Jakub Kaminski und eine Präzisionsflanke auf Davie Selke. Und wäre der Stürmer nicht an VfL-Keeper Koen Casteels gescheitert, hätte von der schönsten Torvorbereitung des FC in der Bundesliga-Saison 2022/23 berichtet werden können.
Aber auch so blieb die Szene aus der 89. Minute im Gedächtnis der Betrachter haften. Als außergewöhnlich kreativer Moment in einem Spiel, das wenig Ansehnliches hervor bringen konnte. Vor allem auf seiten der Kölner, die sich schwer taten gegen die massive Wolfsburger Defensive, die hauptverantwortlich für den 2:0-Erfolg der Gäste zeichnete.
Nächstes Spiel des FC ist am Samstag bei Union Berlin
Lemperles Darbietung gehört zu jenen Momenten, die vor allem nach Niederlagen schnell die Frage aufkommen lassen, warum der Youngster nicht schon früher sein Können zeigen durfte. Lemperle war in der 78. Minute für den glücklosen Steffen Tigges in ein Spiel gekommen, das auf Kölner Seite Ideen wie die von Lemperle gut gebrauchen konnte. Es war die achte Einwechslung des gebürtigen Frankfurters in dieser Saison. Insgesamt kommt er bislang nur auf 92 Spielminuten.
Warum dem so ist, erklärte sein Trainer am Dienstag nach der ersten Einheit der Woche vor dem Spiel bei Union Berlin (Samstag, 15.30 Uhr/Sky). Ein Training, bei dem im Franz-Kremer-Stadion kein FC-Feldspieler mehr aufgefallen war, als der spielfreudige Lemperle: „Wir wissen alle, dass Timmy sehr viel Talent besitzt. Er bringt technisch alles mit, hat die Geschwindigkeit und einen guten Abschluss, wenn er in die Abschlusssituationen kommt. Aber er ist noch kein kompletter Bundesligaspieler, weil ihm in manchen Situationen noch die Körperlichkeit fehlt“, erklärte Steffen Baumgart.
Der FC-Coach zählte in der Vergangenheit zu Lemperles härtesten Kritikern, auch nachdem der Stürmer in der vergangenen Saison gegen den VfL Bochum (2:1) und in Leipzig (1:3) seine ersten beiden Bundesligatore erzielt hatte. Inzwischen haben sich Spieler und Coach mehr auf einen Nenner gebracht, was Lemperles Entwicklung gefördert und seine Chance auf mehr Spielzeit erhöht hat. „Er nimmt viel an und respektiert es, wenn er mal nicht spielt. Im Training und wenn er ins Spiel reinkommt, macht er es gut. Timmy braucht noch Zeit, aber das ist die Entwicklung, die wir sehen wollen“, sagte Baumgart. Eine Entwicklung, die das aus dem eigenen Nachwuchs hervorgegangene Talent auch näher an seinen ersten Startelfeinsatz in der Bundesliga bringt und verantwortlich für die Vertragsverlängerung bis 2025 ist. „Tim kann aus meiner Sicht ein ganz besonderer Bundesligaspieler werden. Er hat nicht beim FC verlängert, um im Sommer verliehen zu werden. Ich plane, dass er kommende Saison noch mehr den Durchbruch schafft“, sagte Baumgart schon vor dem Wolfsburg-Spiel.
Ehrgeiziger Eric Martel
Baumgart nimmt auch unverändert wahr, dass seine Spieler trotz der beiden jüngsten Niederlagen mit 0:5-Toren an sich und die Philosophie ihres Trainerteams glauben: „Wir sind mittlerweile auf einem Niveau, bei dem die Partie gegen Wolfsburg als schlechtes Spiel gewertet wird. Im Moment fehlt uns vorne sicher etwas die Durchschlagskraft. Die Jungs arbeiten da aber sehr gut dran. Deswegen werden wir auf dem, was wir haben, weiter konsequent aufbauen. Ich sehe, wie die Spieler die Sachen annehmen.“
Und vor Ehrgeiz brennen, wie das Beispiel Eric Martel beweist: „Eric hätte mich, nachdem er gegen Wolfsburg nicht zum Einsatz gekommen ist, am liebsten im Bayrischen Wald verbuddelt“, berichtete Steffen Baumgart von der Reaktion seines jungen Sechsers am Samstag.
Erkältungswelle beim FC ebbt nicht ab
Steffen Baumgart kommt mit dem Zählen schon nicht mehr ganz mit. Als der Trainer des 1. FC Köln am Dienstag beim ersten Training der Woche die Kranken in seinem Team aufzählte, vergaß er Kingsley Schindler: „Es sind einfach zu viele“, stöhnte der 51-Jährige mit Blick auf die Ausfälle: „Das ganze Jahr über fehlen uns immer wieder Jungs“, erklärte Baumgart. Am Dienstag mussten neben Schindler auch Denis Huseinbasic und Mathias Olesen passen. „Sie sind alle mit unterschiedlichen Symptomen erkältet“, berichtete der FC-Coach. Immerhin kehrten mit Florian Kainz und Benno Schmitz zwei Spieler zurück auf den Platz, die am Samstag beim 0:2 gegen den VfL Wolfsburg noch krank ausgefallen waren.