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Interview

1. FC Köln-Spieler Dejan Ljubicic
„Ich will aufsteigen und gutmachen, was im letzten Jahr passiert ist“

Lesezeit 8 Minuten
Dejan Ljubicic hat den Ball im Trainingslager des 1. FC Köln fest im Blick.

Dejan Ljubicic hat den Ball im Trainingslager des 1. FC Köln fest im Blick.

Dejan Ljubicic will mit dem 1. FC Köln aufsteigen und dann womöglich auch seinen Ende Juni auslaufenden Vertrag verlängern.

Dejan Ljubicic hat keine leichten Zeiten hinter sich. Private Probleme, Krankheiten und Wechselgedanken prägten seine vergangene Saison. Nach einer Mandel-Operation schoss der 27-Jährige den 1. FC Köln zuletzt aber ins Viertelfinale des DFB-Pokals und zur Herbstmeisterschaft in der 2. Liga. Martin Sauerborn sprach im Trainingslager in Estepona mit dem Österreicher.

Herr Ljubicic, das Weihnachtsfest und der Jahreswechsel liegt hinter Ihnen. Etwas Zeit, um zur Ruhe zu kommen. Wie haben Sie die Tage verbracht?

Ich war bei meinen Eltern in Wien. Ich habe sie länger nicht gesehen. Mein Bruder Robert, der bei AEK Athen spielt, ist aus Griechenland gekommen und meine beiden Kinder waren auch da. Es gibt nichts Besseres. Die Tage waren sehr angenehm und ruhig.

Liegen die privaten Probleme, die Sie im vergangenen Sommer öffentlich gemacht haben, hinter Ihnen?

Dazu möchte ich nichts mehr sagen.

Jetzt sind Sie mit dem FC im Trainingslager. Wie fühlen sich die Tage in Estepona für Sie an?

Es ist schön hier. Ich bin immer gerne im Trainingslager, weil das Klima anders ist. Ich freue mich auch sehr, die Mannschaft wiederzusehen.

Das Wetter hier ist sehr gut. Sind Sie ein Sonnentyp?

Ja, ich brauche die Sonne. Sie macht mir gute Laune, vor allem, wenn man früh aufsteht und so einen Ausblick auf das Meer hat, wie hier im Mannschaftshotel.

Gute Laune hat am Ende auch die Hinrunde in der 2. Fußball-Bundesliga für den 1. FC Köln verbreitet. Wie haben Sie die ersten 17 Saisonspiele wahrgenommen?

Ich finde, dass wir einen guten Job gemacht haben. Wir hatten zuerst eine Phase, in der es mit den Ergebnissen nicht so geklappt hat, obwohl wir guten Fußball gespielt haben. Leider haben wir zu wenig Tore geschossen und zu viele Tore kassiert. Dann haben wir etwas geändert. Wir haben uns zusammengesetzt, besprochen, was wir ändern wollen, und haben gute Arbeit geleistet. Am Ende war zu sehen, dass wir wirklich sehr, sehr stark sind.

Die Umstellung auf Dreierkette und mehr Defensive ging zu Lasten der Attraktivität. Wie beurteilen Sie diese Veränderung?

Am Ende ist es wichtig, dass wir gewinnen, in der Kabine stehen und feiern. Das will jeder. Natürlich haben wir davor richtig gut gespielt. Das beste Beispiel war das Heimspiel gegen Magdeburg. Wir haben sie an die Wand gespielt und 1:2 verloren. Es war verrückt.

Waren die fehlenden Ergebnisse dafür verantwortlich, dass Sie in eine Krise gerutscht sind und gegen Darmstadt und Paderborn nicht nur verloren, sondern auch schlecht gespielt haben?

Ja, wenn man sich den positiven Lauf anschaut, den wir jetzt haben, war es vorher dasselbe, nur negativ. Der Ball geht nicht rein und dann verlierst du das Spiel. Oder man kassiert das Tor und gerät dann in ein Loch. Alle fangen an darüber nachzudenken, was nicht funktioniert hat. Wichtig war, dass wir uns nach dem Paderborn-Spiel zusammengesetzt und besprochen haben, was wir verbessern wollen. Das ist uns wirklich gut gelungen.

Trainer Gerhard Struber hat kürzlich gesagt, dass er in dieser Phase eine Mannschaft erlebt hat, die brutal offen war und dadurch noch enger zusammengerückt ist. Welche Themen mussten offen angesprochen werden?

Es ging darum, dass wir richtig an das glauben, was wir können. Wenn wir ein Tor kassiert haben, sind wir zu schnell auseinander gefallen und in unserem Glauben zerbrochen, obwohl wir wissen, dass wir ein gutes Team haben.

Der Trainer hat auch immer wieder von einem zu schweren Rucksack gesprochen, den die Mannschaft aus der Abstiegssaison mitgebracht hat. Hatte das Team zu viel Angst davor, ein Spiel zu verlieren?

Vielleicht war das zum Teil so, ich kann aber nur für mich sprechen. Ich habe die vergangene Saison abgehakt und wollte wieder guten Fußball spielen und Spiele gewinnen. Ich wollte diese Saison einfach nur vergessen, denn sie war wirklich schlimm.

Sie haben zu Beginn der Saison auch sehr gut gespielt und beim 5:0 gegen Braunschweig ein fantastisches Spiel mit zwei Toren abgeliefert. Dann kam aber wieder eine Ihrer Krankheiten.

Ich habe die Vorbereitung problemlos mitmachen können und war richtig gut drauf, habe mich toll gefühlt. Dann haben sich leider wieder meine Mandeln gemeldet.

Sie haben sich Ende September dann zu einer OP entschieden und Ihre Mandeln entfernen lassen. Warum erst zu diesem Zeitpunkt? Vergangene Saison wurden Sie doch auch schon ständig durch Infekte geplagt?

Ich habe darüber nachgedacht, wollte aber auch der Mannschaft weiter helfen, als wir in der Bundesliga unten drin standen. Ich wollte sie nicht im Stich lassen. Ich bin froh, dass ich die OP jetzt hinter mir habe. Mein Hals fühlt sich sehr gut an, ganz anders als vorher. Ich merke es überhaupt nicht mehr.

Sie sind also wieder richtig fit. Sind Sie auch zufrieden mit Ihren Leistungen?

Nach der OP habe ich etwas Zeit gebraucht, um wieder reinzukommen, weil ich eine ganze Weile nichts tun konnte. Insgesamt waren es vier Spiele, die ich verpasst habe. Die viele Spielzeit hat mir dann geholfen. Und wenn man gewinnt, kommt auch das Selbstvertrauen wieder. Ich habe mich in den letzten zwei, drei Spielen richtig gut gefühlt, auch was meine Leistung angeht. Ich kann aber sicher noch besser spielen und mehr machen.

Sie hatten auf jeden Fall nach der OP persönlich zwei besondere Spiele dabei. Zunächst das Pokal-Achtelfinale gegen die Hertha mit der vergebenen Mega-Chance und dem verwandelten Elfmeter zum 2:1-Sieg in der letzten Minute der Verlängerung.

Im Nachhinein lache ich über diese Szene mit der vergebenen Chance im Pokal-Achtelfinale. Ich habe sehr viele Videos zugeschickt bekommen. Beim Elfmeter wollte ich es für die Mannschaft unbedingt wieder gutmachen. Es war definitiv ein Spiel, das ich nie vergessen werde.

Gegen Regensburg haben Sie dann zum ersten Mal in Ihrer Karriere einen Elfmeter verschossen. Wie konnte es dazu kommen?

Das ist immer das Schlimmste. Ich dachte, der Torwart hat das Pokalspiel und meinen Elfmeter beobachtet. Ich habe mich dann im letzten Moment leider für die andere Ecke entschieden.

Das zweite Höhepunktspiel war auf dem Betzenberg, als Sie das Siegtor zur Herbstmeisterschaft erzielt haben, zur Halbzeit aber gelb-rot gefährdet ausgewechselt werden mussten.

Es war ein sehr schwieriges Spiel gegen eine gute Mannschaft von Kaiserslautern. Es passiert mir leider noch zu oft, dass ich einen Tick zu aggressiv spiele. Gott sei Dank habe ich vorher das Tor geköpft, durch das wir jetzt verdientermaßen auf Platz eins stehen.

Für Sie ist es die erste Saison in einer Zweiten Liga. Wie nehmen Sie diese Spielklasse wahr?

Ich musste mich und mein Spiel an die Liga anpassen. Sie ist sehr schwierig. Viele Teams stellen sich gegen uns hinten rein, weil sie wissen, was für ein Team wir sind. Von den Clubs und den Stadien her, ist es eine überragende Liga.

Was ist für den 1. FC Köln in der Rückrunde drin? Der direkte Wiederaufstieg?

Ich will aufsteigen und gutmachen, was im letzten Jahr passiert ist. Wir wollen aber von Spiel zu Spiel denken und als nächstes kommt Hamburg. Es wird ein sehr hartes Spiel. Wir wollen dort gewinnen und dann werden wir weiter von Spiel zu Spiel schauen.

Ich stelle die Frage auch, weil Ihre Zukunft beim FC auch davon abhängt, ob der Aufstieg gelingt. Ihr Vertrag läuft am Saisonende aus und es gab bislang noch keine Gespräche. Bleiben Sie im Fall des Aufstiegs beim FC?

Warum nicht? Das kann ich mir vorstellen. Ich schließe nichts aus. Ich habe nur zu den Verantwortlichen gesagt, dass ich mich jetzt auf den Fußball konzentrieren möchte, weil ich persönlich kein gutes Jahr hatte. Und deshalb war es mir wichtig, wieder Spaß zu bekommen und die Lust am Kicken wieder zu finden. Aber nichts ist ausgeschlossen.

Im Falle eines Nicht-Aufstiegs ist aber ausgeschlossen, dass Sie bleiben, oder?

Das Ziel jedes Spielers ist es, in der Ersten Liga zu spielen. Das kann ich so offen und ehrlich sagen.

Wann ist ein guter Zeitpunkt, um mit Sportchef Christian Keller über Ihre sportliche Zukunft beim FC zu sprechen?

Wir werden im Laufe der Rückrunde mit Sicherheit eine Gelegenheit zum Sprechen finden.

Sie haben zuletzt häufiger Ihren Berater gewechselt und sind von Christian Marth zu Dirk Hebel, dann zu Volker Struth gewechselt und sind jetzt seit ein paar Monaten wieder bei Christian Marth. Erklären Sie doch bitte einmal die Gründe für dieses Berater-Karussell, denn für einen Außenstehenden wirkt es so, als ob sie unbedingt aus Köln wegwollten.

Herr Marth ist über die Jahre ein guter Freund von mir geworden. Er ist nicht nur ein Berater, er kümmert sich auch um mich. Ich habe ihn damals nicht entlassen, sondern gesagt, dass ich den nächsten Schritt in meiner Karriere machen möchte. Deshalb habe ich damals den Berater gewechselt. Ich bin sehr zufrieden und glücklich, jetzt wieder bei ihm zu sein und werde definitiv nicht noch einmal den Berater wechseln.

Sie sind jetzt also zufrieden?

Ich habe meine Erfahrungen mit dem Geschäft gemacht. So, wie es jetzt ist, ist es das Beste für mich.