Jusuf Gazibegovic hat sich schnell beim 1. FC Köln eingewöhnt. Der Neuzugang aus Graz will unbedingt mit den Geißböcken in die Bundesliga aufsteigen.
Trainingslager 1. FC Köln„Gazi“ kitzelt die Herausforderung aufzusteigen
Es ist gut möglich, dass der Abschiedsschmerz bei Jusuf Gazibegovic noch einmal aufflammt. Der Zufall will es, dass Sturm Graz ab Montag die Zelte für sein Winter-Trainingslager ausgerechnet in Estepona und auch noch im Hotel Kempinski Bahia aufschlägt. Also genau dort, wo Fußball-Zweitligist 1. FC Köln seit dem vergangenen Freitag einquartiert ist. Gazibegovic wird seinen ehemaligen Teamkollegen zwangsläufig schnell wieder begegnen.
Der 24-Jährige ist erst in der Winterpause vom österreichischen Meister und Champions League-Teilnehmer zu den Geißböcken gewechselt und ist nach Ablauf der Transfersperre der erste und bislang einzige Winter-Neuzugang im Team von Trainer Gerhard Struber.
Ex-Club Sturm Graz ist im selben Hotel wie der FC untergebracht
„Sie wollen den Abschied für mich wohl etwas leichter machen. Es ist nicht lange her, dass ich sie gesehen habe“, scherzte Gazibegovic am Sonntag nach seiner zweiten Trainingseinheit mit dem FC. Dann wurde der 24-Jährige ernst: „ Es war ein schwerer Abschied für mich. Ich hatte viereinhalb Jahre lang eine überragende Zeit mit drei Titeln. Und Titel für Teams in Österreich außer für Salzburg sind eigentlich ein No-Go.“ Warum es den Grazern trotzdem gelungen ist, erklärt der bosnische Nationalspieler so: „Wir haben mit viel Herz bewiesen, dass man mit Glauben alles erreichen kann. Etwas, was für viele in Graz unmöglich schien. Mit dem FC aufzusteigen, ist jedenfalls realistischer.“
Eine Erklärung, die genauso deutlich macht, welch charakterstarken Führungsspieler die Kölner dazubekommen, wie die Tatsache, dass „Gazi“ aus der Champions League in die 2. Liga wechselt. „Ich bin ein Typ, der die Herausforderung liebt. Der FC ist kein Zeitliga-Verein. Die Ambition lautet aufzusteigen.“
Der Rechtsverteidiger hat das Ziel klar vor Augen und ist nach Köln gewechselt, um Verantwortung zu übernehmen und entscheidenden Anteil am Erfolg der FC-Mission Wiederaufstieg zu haben. „Es spricht alles für den FC, er ist einer der größten Vereine in Deutschland. Meine Entscheidung ist für so manchen nicht nachvollziehbar, für mich und meine Denkweise aber der richtige Schritt.“
Sein Wechsel nach Köln, auf den auch Gerhard Struber als sein ehemaliger Coach in Salzburg und Liefering sowie Nationalmannschafts-Kollege Denis Huseinbasic Einfluss hatten, hat sich schon länegr angebahnt. Bereits im Herbst verfolgte Gazibegovic die Spiele des FC intensiv. „Nach dem ersten Kontakt hatte ich sofort ein gutes Gefühl und die Entscheidung ist schnell gefallen. Wie schon bei meinem Wechsel nach Graz hat mein Bauchgefühl entschieden. Ich sehe hier in Köln sehr viel Potenzial.“ Dafür hat er auch andere Angebote sausen lassen.
In der Mannschaft ist er schon nach zwei Trainingstagen angekommen. „Gazi ist ein Super-Typ, sofort offen und gar nicht schüchtern. Er ist erst seit drei Tagen bei uns und es fühlt sich schon an wie ein halbes Jahr“, sagt Teamkollege Julian Pauli. „Gazi“ erwidert das Kompliment gerne: „Es fällt nicht schwer, sich schnell wohlzufühlen. Die Jungs sind alle richtig cool. Es fühlt sich echt gut an, hier zu sein.“
Gazibegovic, den nur seine Mutter mit seinem Vornamen Jusuf ansprechen darf, soll beim Zweitliga-Spitzenreiter einer der großen Problemzonen beheben. Weder der von Heimweh geplagte Däne Rasmus Carstensen noch der ziemlich ungewollt umgeschulte Flügelstürmer Jan Thielmann konnten in der Hinrunde als Rechtsverteidiger die Erwartungen erfüllen. „Ich habe schon viele Positionen gespielt. Ich kann defensiv auf beiden Seiten spielen, aber auch offensiv. Meine Stärken liegen aber eher hinten. Ich gebe mein Bestes, da wo der Trainer mich aufstellt“, sagte der Neuzugang, der sich sowohl in der Vierer- als auch in der Dreierkette zu Hause fühlt.
Der FC bekommt auf jeden Fall einen flexibel einsetzbaren Spieler und einen, der vorangehen will: „Ich bin ein Teamspieler und auch ein verrückter Typ, der gerne mal laut wird. Aber jetzt noch nicht, ich muss erst mal schauen, wie weit ich gehen kann.“
Gazibegovics Eingewöhnungsphase wird sicher schnell voranschreiten. Spätestens, wenn er sein erstes Spiel im Rheinenergiestadion hinter sich hat, wird er wissen, wie es sich anfühlt, das Trikot mit Geißbock zu tragen. „Ich habe gehört, dass die Rheinländer ziemlich nett sein sollen und man schnell Freundschaften schließen kann. Köln ist eine Stadt, die wie ich ziemlich verrückt sein kann, mit dem Karneval.“ Der FC und „Gazi“ — das könnte passen.