AboAbonnieren

1. FC KölnPacarada verurteilt Eklat bei Länderspiel des Kosovo

Lesezeit 4 Minuten

Zurück auf dem Platz: Der zuletzt angeschlagene FC-Linksverteidiger Leart Pacarada.

Der FC-Linksverteidiger warnt vor dem formstarken Aufsteiger Preußen Münster und spricht von einem „Charaktertest“.

Leart Pacarada verfolgte den Eklat aus der Ferne. Wegen einer Blessur an den Adduktoren hatte der Linksverteidiger des 1. FC Köln von einer Reise zur kosovarischen Nationalmannschaft abgesehen, deren Nations-League-Partie am vergangenen Freitag in Bukarest gegen Rumänien von einem Spielabbruch überschattet wurde. Aus Protest gegen angebliche „Serbien“-Schlachtrufe rumänischer Fans hatten die Gäste beim Stand von 0:0 in der Nachspielzeit geschlossen das Feld verlassen.

„Das sind unschöne Dinge, die haben beim Fußball grundsätzlich nichts zu suchen. Aber das ist auch die heutige Welt“, reagierte Leart Pacarada bedrückt, als er am Dienstag nach dem Training am Geißbockheim von dieser Zeitung um eine Bewertung der brisanten Vorkommnisse gebeten wurde. Der 30-malige kosovarische Nationalspieler ordnete den Spielabbruch als Folge wiederholter Provokationen ein: „Es war unser viertes Spiel gegen Rumänien in den letzten zweieinhalb Jahren, und immer wieder haben sich Sachen uns gegenüber überschlagen. Beim vorherigen Spiel wurde nach einer Unterbrechung noch weitergespielt. Jetzt hatte die Mannschaft die Meinung, dass es mal gut ist und dass ein Zeichen gesetzt werden muss.“

Das sind unschöne Dinge, die haben beim Fußball grundsätzlich nichts zu suchen. Aber das ist auch die heutige Welt.
Leart Pacarada

Ein Zeichen, das in der Heimat sehr gut ankam. Beim Empfang in der Hauptstadt Pristina schlug der Mannschaft des deutschen Trainers Franco Foda Jubel entgegen. Premierminister Albin Kurti betonte, hinter der „prinzipientreuen, korrekten und positiven Haltung“ der Spieler zu stehen, wie rumänische Medien berichteten. Neben dem Regierungschef beglückwünschte auch Kosovos Kultur- und Sportminister Hajrulla Ceku die Mannschaft. Er drückte seine „volle Solidarität und Unterstützung“ aus und dankte dem Team für die „würdige Vertretung“ in Rumänien.

Hintergrund ist der Konflikt zwischen Serbien und Kosovo, der 25 Jahre nach dem Kosovokrieg weiter schwelt. Die Regierung in Belgrad weigert sich, Kosovos staatliche Unabhängigkeit anzuerkennen. Ein von der EU vermittelter Dialog brachte bisher keinen Durchbruch. Die Uefa hatte das Spiel am Freitag eine Stunde nach Beginn der Unterbrechung final abgebrochen, sie leitete ein Disziplinarverfahren ein. Die Regularien sehen eine Wertung des Spiels für Rumänien als Konsequenz vor.

1. FC Köln: Leart Pacarada geht es nach Blessur „immer besser“

Leart Pacarada hat den Verbleib in Köln derweil genutzt, um seine Adduktorenbeschwerden aus dem Heimspiel gegen Greuther Fürth (1:0) auszukurieren. „Die letzten Tage wurde es immer besser, sodass ich wieder mit der Mannschaft trainieren kann. Deshalb bin ich guter Dinge“, erklärte der Linksverteidiger mit Blick auf die Zweitligapartie am Freitag (18.30 Uhr, Sky) bei Aufsteiger Preußen Münster, die der FC-Profi als „Charaktertest“ einstuft. Pacarada erwartet gegen den Tabellen-16. einen „harten Kampf, es wird sicherlich kein einfaches Ding, gerade nach der Länderspielpause“. Daher sei es wichtig, „das Spiel absolut seriös“ und mit der „passenden Einstellung“ anzugehen. „Dann bin ich auch guter Dinge, dass wir drei Punkte mitnehmen.“

Köln hat die große Gabe, dass bei einem positiven Lauf alles super ist. Umgekehrt wird es genauso sehr schnell sehr negativ.
Leart Pacarada

Die Kölner seien „absolut gewarnt“, wie Leart Pacarada beteuert. Nach fünf sieglosen Spielen zum Auftakt haben die aus der Regionalliga durchmarschierten Westfalen Fuß gefasst in der 2. Liga. Vier Punkte aus den jüngsten beiden Spielen gegen die Aufstiegskandidaten Fortuna Düsseldorf (1:0) und Karlsruher SC (1:1) bedeuten ein kräftiges Ausrufezeichen. „Sie bringen eine gewisse Körperlichkeit mit und haben sich als Team gefunden. Die ersten Wochen dauert es etwas, bis man sich in der Liga zurechtfindet. Die Zeit haben wir auch gebraucht“, erklärt Pacarada, der ein „typisches Zweitligaspiel“ prognostiziert. „Es entscheiden kleine Details.“

1. FC Köln: Pacarada über die Umstellung auf eine Dreierkette

Mehr als nur ein Detail war die Umstellung auf eine Dreierkette, mit der sich die Kölner durch drei gegentorlose Pflichtspielsiege in Folge aus der Krise befreit haben. „Ich spiele ein Stück weiter vorne. Grundsätzlich hast du das Gefühl, dass hinter dir ein Mann mehr ist, der es ein bisschen sauber macht“, beschreibt der offensivstarke Linksverteidiger die Absicherung durch drei Innenverteidiger. Allzu groß sei die Umstellung aber nicht, meint Pacarada: „Ich kenne beide Formationen und spiele beide relativ gerne. Von daher ist das nichts Neues.“ Für die Kölner gehe es im Jahresendspurt darum, „dort anzuknüpfen, wo wir die letzten Spiele aufgehört haben“, „klar zu bleiben“ und weiter „von Spieltag zu Spieltag“ zu denken. Schließlich sei es hier ja so: „Köln hat die große Gabe, dass bei einem positiven Lauf alles super ist. Umgekehrt wird es genauso sehr schnell sehr negativ.“

Ebenjene Schnelllebigkeit gelte auch für den Zweikampf hinten links mit Youngster Max Finkgräfe, der sich im Sommer am Knie verletzte und seinen Stammplatz an Leart Pacarada zurückgeben musste. „Der Fußball ist sehr schnelllebig. Max hat damals die Chance bekommen durch die Verletzung von mir, ich habe die Chance bekommen durch seine Verletzung. Du musst zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Dann musst du auch liefern“, weiß der Routinier, der von einem kollegialen Verhältnis spricht: „Wir pushen und helfen uns gegenseitig. Um Max braucht man sich aber ohnehin keine Sorgen machen, er hat noch einiges vor sich.“ (mit kna)