Ex-FC-Kapitän Florian Kainz war lange verletzt. Gegen Preußen Münster könnte er erstmals in dieser Saison beginnen.
Florian Kainz in SpielfreudeDer Härtefall des 1. FC Köln drängt zurück in die Startelf
Gerhard Struber war entzückt. „Ja bist du deppert“, rief der Österreicher und stapfte vor Freude über das Grün. Der Trainer des 1. FC Köln zeigte sich am Montag phasenweise regelrecht begeistert von der hohen Qualität, mit der seine Mannschaft die Übungen auch in Abwesenheit der Nationalspieler absolvierte. Vorausgegangen war ein Spielzug ganz nach dem Geschmack Strubers. Florian Kainz wurde über die linke Seite mit einem Steilpass an die Grundlinie geschickt, von wo er den Ball mustergültig an den Elfmeterpunkt servierte. Dort lauerte der nach seinen Rückenbeschwerden wieder einsatzfähige Tim Lemperle und wuchtete das Spielgerät per Direktabnahme in die Maschen.
Überhaupt war Florian Kainz bei der ersten Übungseinheit des Fußball-Zweitligisten nach drei freien Tagen an etlichen gelungenen Szenen beteiligt. Im Mittelpunkt standen spielerische Lösungen gegen einen tiefstehenden Gegner, mit dem sich die Geißböcke beim jüngsten 1:0-Arbeitssieg gegen Greuther Fürth noch so schwergetan hatten. „Geil“, freute sich Struber und klatschte in die Hände, nachdem Kainz in den Rücken der Abwehr geflankt und Rasmus Carstensen vollstreckt hatte. „Super gespielt“, lautete bei einer anderen Aktion das Lob des grinsenden FC-Trainers für seinen vor Spielfreude sprühenden Landsmann.
Zu Wochenbeginn war nicht zu übersehen, mit welch großen Schritten Florian Kainz vor dem Start aus der Länderspielpause am Freitag (18.30 Uhr, Sky) bei Preußen Münster zurück in die Startelf drängt. Die Vorbereitung des späten Siegtores gegen Fürth mit einem Eckball auf den Kopf von Damion Downs hat dem derzeitigen Reservisten sichtlich gutgetan. Es liegt schließlich keine einfache Zeit hinter ihm. Im Sommer musste er nicht nur den Abstieg aus der Bundesliga verkraften, sondern auch den Verlust der Kapitänsbinde nach gerade mal einem Jahr.
Florian Kainz: Bisher nur Kurzeinsätze für Ex-Kapitän
Die Nachfolge von FC-Ikone Jonas Hector erwies sich als zu große Bürde für den 32-Jährigen. Als wenn das nicht schon genug gewesen wäre, zog sich Florian Kainz zwei Wochen vor Saisonstart auch noch eine schwere Verletzung am Sprunggelenk zu. Anstatt beim komplizierten Neustart nach dem Abstieg mithelfen zu können, fiel der Offensivspieler bis in den späten September hinein aus. In der Zwischenzeit spielte sich die Konkurrenz in der Startformation fest.
Die Nachwirkungen waren für Florian Kainz noch lange zu spüren gewesen. In seinen bisherigen fünf Saisonspielen kam der Stammspieler der vergangenen Jahre über Kurzeinsätze nicht hinaus. Zuletzt gab es für Gerhard Struber allerdings auch keinen Grund, personell etwas zu verändern. Die Umstellung auf eine Dreierkette hat die Kölner zurück in die Spur gebracht. Drei Pflichtspielsiege in Folge ohne Gegentor mit identischer Anfangself sind Ausdruck einer neu gewonnenen Stabilität. Nichtsdestotrotz ist die Situation ungewohnt für Florian Kainz. Der 166-malige FC-Profi hätte nach dem Abstieg per Ausstiegsklausel gehen können, hielt den Geißböcken aber die Treue – und entwickelte sich stattdessen zum Härtefall.
Doch nun gibt es Hoffnung auf Besserung für den dienstältesten Kölner. „Er verfügt über so viel Erfahrung, dass er auf der Sechs, der Zehn, der Acht und sogar auf dem Flügel spielen kann“, hebt Gerhard Struber im Interview mit der Rundschau die Variabilität seines Landsmannes hervor. Zudem verfüge der österreichische Nationalspieler über „ein hohes Maß an Fußballintelligenz“ sowie „technische Fertigkeiten, die uns besser machen“. Struber ist daher überzeugt: „Kainzi ist ein Spieler, der uns auf dem Marathon durch diese Zweitliga-Saison noch viel Gutes bringt.“
Womöglich erhält Florian Kainz am Freitag gegen Münster im defensiven Mittelfeld den Vorzug vor Denis Huseinbasic, der seit dem dritten Spieltag auf eine Torbeteiligung wartet. Im Test gegen den niederländischen Erstligisten Groningen (1:1) agierte Kainz jedenfalls schon mal als Verbindungsmann zwischen Defensive und Offensive und gefiel mit Steckpässen, die dem Kölner Spiel zuletzt fehlten. Auch, weil Huseinbasic sie kaum mehr lieferte als zu tief agierender Sechser
„Grundsätzlich hat Denis eine wirklich coole Entwicklung hingelegt, weil er sich wahnsinnig viel zutraut. Vor allem beim Spielaufbau“, lobt Gerhard Struber, der aber ebenso anmerkt: „Natürlich hat er auch Bereiche, in denen er sich noch entwickeln kann wie zum Beispiel beim Thema Positionierung. Gerade mit seiner Schussstärke hat er das Potenzial, sich noch mehr in der Offensive einzuschalten.“ Klingt spätestens seit den Eindrücken von Montag nach einer Startelf-Chance für Florian Kainz.