Die Nöte des 1. FC Köln in der Fußball-Bundesliga werden immer größer. Nach der verdienten 0:2-Niederlage gegen den VfB Stuttgart bleiben die Geißböcke auch nach sechs Spieltagen der neuen Saison ohne Sieg.
1. FC KölnGeißböcke kassieren fünfte Niederlage im sechsten Spiel
Der 1. FC Köln steckt in der Fußball-Bundesliga weiter in großen Schwierigkeiten. Das verdiente 0:2 (0:0) gegen den VfB Stuttgart war nicht nur die dritte Niederlage im dritten Heimspiel der Saison, sondern vergrößerte auch die Nöte der Geißböcke, die nach sechs Spieltagen sieglos bleiben und vor dem Auswärtsderby kommenden Sonntag bei Bayer Leverkusen mit nur einem Punkt auf Platz 16 schon früh in der Saison mit dem Rücken zur Wand stehen. Bedenklich stimmt vor allem, dass das Team von Steffen Baumgart kaum Torgefahr ausstrahlt, obwohl die Spielidee des Trainers klar nach vorne ausgerichtet ist.
„Wir sind in der letzten Entscheidung nicht präzise genug. Gut ist, dass wir uns viele gute Situationen heraus gespielt haben. Nicht gut ist, dass wir nichts daraus machen. Da war Stuttgart besser“, analysierte FC-Sportchef Christian Keller die fünfte Niederlage im sechsten Saisonspiel.„Es ist ärgerlich, wenn wir das Spiel machen und dann zwei Tore zulassen, obwohl wir vorher gut verteidigt haben. Im Moment sind die Gegner ein Stück weit effizienter“, sagte FC-Torwart Marvin Schwäbe.
Baumgart hatte für das dritte Heimspiel der Saison personelle Veränderungen angedeutet und brachte mit Steffen Tigges und Rasmus Carstensen zwei neue Spieler von Beginn an. Der FC-Coach entschied sich zum ersten Mal für eine 4:1:3:2-Grundformation mit Denis Huseinbasic als einzigem Sechser und Florian Kainz auf der Zehn. Das bedeutete eine Umstellung auf zwei Spitzen, die Davie Selke und Tigges besetzten. Benno Schmitz musste mit muskulären Problemen passen, sodass Neuzugang Carstensen nach seiner Gelb-Rot-Sperre beim 1:2 in Bremen erstmals auf seiner angestammten Position als Rechtsverteidiger starten durfte.
Stuttgart mit der reiferen Spielanlage
Baumgart hatte auch mutigen Vollgas-Fußball angekündigt und in den ersten fünf Minuten setzte sein Team dies auch um. Eine flache Hereingabe von Carstensen fand am Fünfer aber keinen Abnehmer (5.). Der Kölner Vorwärtsdrang blieb ein Strohfeuer, denn die Stuttgarter übernahmen nach einem Lattenkopfball ihres Torjägers Serhou Guirassy (7.) mit ihrer deutlich reiferen Spielanlage schnell das Kommando. Der Unterschied zwischen einem Team, das schon vier Erfolgserlebnisse einsammeln konnte, und einem, das dringend eines braucht, war deutlich zu erkennen.
Weil Carstensen große Probleme mit dem Ex-Kölner Chris Führich offenbarte, kam der VfB immer wieder über die linke Seite. Nach einem dieser Angriffe legte Guirassy auf Hiroki Ito ab, der aus 16 Metern Marvin Schwäbes Können im FC-Tor herausforderte (23.). Im Gegenzug gab es durch Selke auch den ersten Abschluss für die Gastgeber. Der Ball rauschte aber links am Tor vorbei (24.).
Joker Undav sticht doppelt
Die Geißböcke liefen zwar mehr als ihr Gegner, aber meistens nur hinterher. Nur 30 Prozent Ballbesitz und 90:270-Pässe sprachen nach einer halben Stunde klar gegen den FC, der zudem Probleme hatte, in die Zweikämpfe zu kommen. Es wurde etwas besser, nachdem Dejan Ljubicic VfB-Torwart Alexander Nübel aus 18 Metern zu einer Glanzparade zwang (31.). Diese Chance brachte etwas mehr Mut in die Aktionen der Baumgart-Elf. Das 0:0 zur Pause fühlte sich insgesamt aber eher schmeichelhaft an.
Die zweite Hälfte begann mit einer starken Kölner Offensiv-Aktion, die Tigges nach guter Maina-Vorarbeit aber kläglich abschloss (47.). Das gleiche galt für Stuttgarts Enzo Millot, der nach Guirassy-Ablage zu wenig Druck auf seinen Schuss aus acht Metern bekam (57.). Nachdem Baumgart Luca Waldschmidt und Faride Alidou für Tigges und Kainz eingewechselt hatte (60.), kämpfte sich der FC langsam ins Spiel. Alidou verpasste erst eine Waldschmidt-Hereingabe (64.) und schoss dann den Ball Nübel aus zwölf Metern in die Arme (67.).
In diese bis dahin beste Phase der Hausherren schlug der VfB dann eiskalt zu. Davie Selke verlor den Ball in der eigenen Hälfte so, dass die Stuttgarter schnell umschalten und Führich links am Strafraum in Position bringen konnte. Timo Hübers kam dann gegen den Ex-Kölner nicht in den Zweikampf und Carstensen mal wieder nicht hinterher. Führich fand den eingewechselten und völlig frei stehenden Deniz Undav, der aus sieben Metern humorlos in die kurze Ecke vollendete (68.).
Das Gegentor aus dem Nichts setzte den Geißböcken massiv zu. Baumgart versuchte mit der Einwechslung von Youngster Damien Downs gegenzusteuern (76.), sein Team blieb offensiv, aber harmlos und bis zum Schlusspfiff ohne zwingende Torchance. Nach einem Ballverlust in der VfB-Hälfte ging es dann über den eingewechselten Silas blitzschnell in Richtung Kölner Tor. Der Stürmer traf nur den Pfosten, aber wie das in solchen Momenten eben ist, stand mit Undav ein Stuttgarter richtig und konnte zum 0:2 abstauben (88.).
Die dritte Niederlage im dritten Heimspiel der Bundesliga-Saison 2023/24 war perfekt. Während die enttäuschten FC-Fans scharenweise das Stadion verließen, bleibt das Baumgart-Team bei einem Punkt stehen und sieht einem langen, schweren Kampf gegen den Abstieg entgegen. „Es war eine sehr gute Leistung von uns. Wir haben gut verteidigt und das Zentrum gut zubekommen. Das ist aber gerade eine Phase, in der wir immer eiskalt bestraft werden. Es tut mir leid für die Jungs“, sagte Davie Selke.
Statistik:
1. FC Köln: Schwäbe; Carstensen, Hübers, Chabot, Pacarada; Huseinbasic (76. Downs); Ljubicic, Kainz (60. Waldschmidt), Maina (86. Finkgräfe); Selke, Tigges (60. Alidou). – VfB Stuttgart: Nübel; Stenzel (86. Mittelstädt), Anton, Rouault, Ito; Karazor (62. Undav), Stiller; Leweling (73. Silas), Millot (86. Egloff), Führich (86. Zagadou); Guirassy. – SR.: Stieler (Hamburg). – Zuschauer: 50.000 (ausverkauft). – Tore: 0:1 Undav (68.), 0:2 Undav (88.). – Gelbe Karten: Ljubicic, Huseinbasic; Millot.