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1. FC KölnFlorian Kainz wird zum Unglücksraben

Lesezeit 6 Minuten
Da ist es passiert: Florian Kainz (l.) stand unglücklich und kann seinem Eigentor zum 2:2-Endstand nur noch hinterherschauen.

Da ist es passiert: Florian Kainz (l.) stand unglücklich und kann seinem Eigentor zum 2:2-Endstand nur noch hinterherschauen.

Der 1. FC Köln hat im Heimspiel gegen Hannover 96 einen sicher geglaubten Sieg kurz vor Schluss durch ein Eigentor noch aus der Hand geben müssen.

Die 86. Minute lief, als das Unglück für den 1. FC Köln seinen Lauf nahm. Ein zu riskanter Pass von Leart Pacarada vor dem eigenen Strafraum, ein Ballverlust von Denis Huseinbasic und eine unglückliche Abwehr von Timo Hübers machten Florian Kainz zum großen Pechvogel des Zweitliga-Heimspiels gegen Hannover 96. 50.000 Zuschauer im ausverkauften Rheinenergiestadion sahen, wie der Ball von der Brust des Österreichers ungewollt seinen Weg zum 2:2 (0:1)-Endstand ins Netz fand und den vierten Sieg der Geißböcke in Serie verhinderte. Anstatt auf Platz zwei der Zweitliga-Tabelle zu springen, fielen die Kölner erst einmal auf Platz sechs zurück.

„Es fühlt sich wie eine Niederlage an, wenn man kurz vor Schluss so den Ausgleich kassiert. So ist das im Fußball, du kriegst einen unglücklichen Ausgleich und gehst nur mit einem Punkt nach Hause. Über weite Strecken haben wir heute aber ein gutes Spiel gemacht und haben vor allem in der zweiten Halbzeit gut aufgedreht“, sagte FC-Sechser Eric Martel.

Christian Keller deutet Verbleib beim FC an

Bevor es losging, ließ FC-Sportchef Christian Keller durchblicken, dass er den Kölnern über den 28. Februar 2025 hinaus erhalten bleibt. Nach Medienberichten soll zu diesem Zeitpunkt sein Vertrag enden: „Ich werde länger in Köln bleiben, als spekuliert wird und darauf freue ich mich auch. Das Vertrauen ist da“, erklärte der 46-Jährige zur Zusammenarbeit mit dem Vorstand. Auch, wenn es ein „paar formelle Dinge“ zu klären gäbe, würde ein Handschlag genügen, um die Zusammenarbeit fortzusetzen.

FC-Trainer Gerhard Struber ließ sein Team im Vergleich zum 1:0 bei Preußen Münster personell und im System wie erwartet unverändert auflaufen. Kapitän Timo Hübers war nach einer leichten Gehirnerschütterung rechtzeitig wieder fit geworden und Luca Waldschmidt erhielt auf der Zehn eine nächste Chance. Wahrscheinlich auch, weil ein Startelfeinsatz für Mark Uth immer noch zu früh gekommen wäre.

Strubers Kollege Stefan Leitl sah sich veranlasst, nach drei sieglosen Spielen und zuletzt zwei Niederlagen gegen Elversberg und Darmstadt umzustellen. Der 96-Coach setzte auf eine Dreierkette und brachte mit Josh Knight, Sei Muroya, Jannik Dehm und Havard Nielsen gleich vier neue Kräfte.

Schwäbe kassiert erstes Gegentor in dieser Saison

Hannover fand trotz der nominell defensiven Ausrichtung gut in die Partie, presste hoch und zwang den FC zu einigen Ballverlusten. Das Tor von Marvin Schwäbe geriet zunächst aber nicht ernsthaft in Gefahr. Die Kölner sorgten dagegen gleich für richtig Alarm. Denis Huseinbasic setzte Linton Maina in Szene, der im Eins-gegen-Eins an Gästekeeper Ron-Robert Zieler scheiterte und vorher wohl auch knapp im Abseits stand (6.). Vier Minuten später verpasste Ljubicic nach feinem Hackentrick von Tim Lemperle das Abspiel auf Leart Pacarada und lief sich fest.

96 kam nach einem haarsträubenden Fehlpass von Julian Pauli zur ersten Chance. Schwäbe parierte den 17-Meter-Schuss von Nielsen aber sicher (19.). Sechs Minuten später muste der FC-Torwart erstmals in dieser Saison und nach 385 Minuten ohne Gegentreffer hinter sich greifen. Enzo Leopold zirkelte einen Freistoß von rechts auf den Kopf von Jessic Ngankam, der sich im Kopfballduell klar gegen den von Dominique Heintz behinderten Timo Hübers durchsetzte und rechts unten zum 0:1 traf (25.).

Heintz behindert Hübers, Ngankam trifft

Ljubicic hätte beinahe eine direkte Antwort auf den Rückstand gefunden. Der Österreicher kam bei einer scharfen Hereingabe von Lemperle aber einen Moment zu spät (28.). Nach einem Fernschuss von Eric Martel (35.) hatten die Kölner Glück, dass Torschütze Ngankam sich auf dem Weg zum Tor im Duell mit Heintz selbst zu Fall brachte. Schiedsrichter Sören Storks winkte angesichts der Proteste von der Gästebank direkt ab (36.). Das 0:2 lag dann noch einmal in der Luft, als Schwäbe an einer Leopold-Flanke vorbei griff und Heintz für seinen Torhüter den Schuss von Nielsen vor der Torlinie abwehren musste (39).

Joker Damion Downs (am Boden) trifft zum 2:1 für den 1. FC Köln.

Joker Damion Downs (am Boden) trifft zum 2:1 für den 1. FC Köln.

Gerhard Struber verzichtete zur Pause auf Wechsel, obwohl sein Team gegen bislang auswärts schwache 96er (4 von 18 Punkten) nach vorne zu wenig Durchschlagskraft entwickelt hatte. Waldschmidt, Huseinbasic und der defensiv anfällige Pacarada wären denkbare Kandidaten gewesen.

Der 1:1-Ausgleich gab dem FC-Coach recht. Pacarada chippte den Ball in den Lauf von Lemperle, der sich rustikal gegen Knight durchsetzte und aus spitzem Winkel Zieler überwand (48.). Schon das siebte Saisontor für den von Hoffenheim und Stuttgart umworbenen FC-Stürmer.

Downs krönt Mainas Einzelaktion mit dem 2:1

Die Gastgeber waren mit dem Tor sofort obenauf und hatten Pech, dass Eric Martel bei seinem Treffer nach Pacarada-Freistoß und Paulis Kopfballverlängerung hauchdünn im Abseits stand (52.). Drei Minuten später fanden sich die Kölner in Überzahl wieder. Hannovers Max Christiansen kam im Mittelfeld gegen Martel zu spät und traf den FC-Sechser mit gestrecktem Fuß am unteren Schienbein. Storks zückte sofort Rot – die richtige Entscheidung (55.). „Zum Glück hatte ich meinen Schienbeinschoner so weit unten. Sonst wäre das Schienbein vielleicht durch“, sagte der Gefoulte.

Die Geißböcke konnten mit ihrer Überzahl allerdings wenig anfangen und spielten vor dem Zehnerblock der Hannoveraner zu viel quer und zu umständlich. Ein Dropkick des eingewechselten Florian Kainz über das Tor war die einzige nennenswerte Chance (76.). Es brauchte eine Einzelaktion und die kam von Linton Maina. Der 25-Jährige setzte sich auf links stark durch und fand Joker Damion Downs, der am zweiten Pfosten mit langem Bein und Hilfe des Innenpfostens zum 2:1 traf (81.). Sein sechster Saisontreffer.

Aufgrund der zweiten Halbzeit wäre es ein verdienter Sieg für uns gewesen.
Gerhard Struber, Trainer 1. FC Köln

Der FC sah wie der Sieger aus und verpasste den vierten Dreier hintereinander doch noch, weil Pacarada, Huseinbasic und Hübers den FC und Florian Kainz ins Unglück stürzten. Die Party in Müngersdorf musste an diesem Nachmittag ausfallen. Fortuna Düsseldorf, der Hamburger SV und Darmstadt 98 können in der Tabelle an diesem 14. Spieltag noch am FC vorbeiziehen, der dann als Neunter in den 15. Spieltag mit der Auswärtspartie bei Jahn Regensburg gehen würde.

„Wir waren kurz davor, drei Punkte zu holen. Deshalb fühlt es sich ein bisschen wie eine Niederlage an. Aufgrund der guten zweiten Halbzeit wäre es ein verdienter Sieg für uns gewesen“, analysierte FC-Coach Gerhard Struber.


Statistik:

1. FC Köln: Schwäbe; Pauli (71. Downs), Hübers, Heintz; Ljubicic (90. Uth), Huseinbasic, Martel, Pacarada; Waldschmidt (71. Downs), Maina (90. Thielmann), Lemperle. – Hannover 96: Zieler; Knight, Halstenberg, Neumann; Muroya (85. Voglsammer), Leopold, Christiansen, Dehm; Nielsen; Tresoldi (61. Kunze), Ngankam (82. Momuluh). – SR.: Storks (Velen). – Zuschauer: 50.000. – Tore: 0:1 Ngankam (25.), 1:1 Lemperle (48.), 2:1 Downs (81.), 2:2 Kainz (86./Eigentor). – Rote Karte: Christiansen (55.). - Gelbe Karten: Kainz; Nielsen.