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1. FC Köln gegen Bayer 04FC-Trainer Steffen Baumgart will wieder offensiv agieren lassen

Lesezeit 4 Minuten
Kölns Trainer Steffen Baumgart gestikuliert.

FC-Trainer Steffen Baumgart.

FC-Trainer Steffen Baumgart reagiert auf das misslungene Defensiv-Experiment in Freiburg und kehrt zum Derby gegen Bayer 04 zum altbewährten Offensivstil zurück. Eine Vorschau auf das Spiel.

Steffen Baumgart war zuletzt auf der Suche nach einem Plan B. Nach einem Ausweg aus diesem verhängnisvollen Dreiklang. Die Kombination aus Terminhatz, Personalmisere und kraftraubender Spielweise hatte seine Mannschaft an die Grenze körperlicher Belastbarkeit geführt. Also probierte es der Trainer des 1. FC Köln mal anders herum. Für die jüngste Bundesligapartie beim SC Freiburg verordnete der bekennende Verfechter des Offensivspiels eine tiefere Ausrichtung, die das Geschehen beruhigen und die Ressourcen schonen sollte.

Doch das Vorhaben ging nicht auf. Die Kölner gerieten bei der 0:2-Niederlage im Breisgau schon derart früh in Bedrängnis, dass Baumgart etwas machen musste, was Fußballlehrer eigentlich nur im Notfall unternehmen. Er veränderte noch während der ersten Halbzeit das System. Fortan trieb Baumgart seine Spieler wieder nach vorn, getreu dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung. Eine andere Richtung hatte es seit seinem Dienstantritt im Sommer 2021 schließlich auch nicht gegeben am Geißbockheim.

Mit Jonas Hector, aber ohne Timo Hübers

Es verwundert daher nicht, dass der 1. FC Köln für das letzte Heimspiel des Jahres zu seinem bewährten Stil zurückkehrt. „Jeder weiß, wie wir spielen wollen. Wir werden hoch angreifen, um uns Räume zu erarbeiten“, kündigte Steffen Baumgart bedingungslosen Offensivfußball an für das rheinische Derby am Mittwochabend (18.30 Uhr, Sky) gegen Bayer 04 Leverkusen im Rhein-Energie-Stadion, wo bislang nur für den Heimbereich alle Karten vergriffen sind.

Damit reagiert Baumgart auf das fehlgeschlagene Experiment vom vergangenen Sonntag. „Das Spiel in Freiburg hat mir gezeigt, dass uns die offensive Spielweise auf lange Sicht nach vorne gebracht hat“, erklärte der FC-Coach mit dem Abstand von zwei Tagen, warum er eine Rückkehr zur eigentlichen Kölner Spielidentität anstrebt. „Unser Ansatz ist, mutig zu sein und mutig zu bleiben. Das wollen wir am Mittwoch zeigen, auch wenn die Situation momentan sehr schwierig ist.“ Zugleich blickte Baumgart mit einem gewissen Stolz auf den eingeschlagenen Weg des Spektakels, der die Kölner bis ins internationale Geschäft geführt hat: „Wir stehen mittlerweile für eine bestimmte Art von Fußball. Das wollen wir beibehalten.“

1. FC Köln muss gegen rasend schnelle Leverkusener agieren

Gleichwohl ist ihm bewusst, dass der stetige Vorwärtsgang einem Drahtseilakt gleichkommt; insbesondere dann, wenn es gegen eine rasend schnelle Mannschaft geht wie Bayer 04. „Was das Tempo angeht, sind sie mit die beste Mannschaft. Wir müssen mit dem Risiko leben, dass wir im Umschaltspiel Probleme bekommen können“, nimmt Baumgart mögliche Nebenwirkungen im Duell mit dem Werksclub ganz bewusst in Kauf.

Der FC-Trainer macht derweil keinen Hehl aus seiner Überraschung über den katastrophalen Start des Nachbarn, der früh aus dem DFB-Pokal und der Champions League gestürzt ist und in der Bundesliga nur Platz 14 belegt. „Wir haben Leverkusen ganz woanders erwartet“, erklärte Steffen Baumgart, dessen Team mit fünf Punkten Vorsprung in die Partie geht. Eine Ausgangslage, die vor dem 14. Spieltag einer Sensation gleichkommt. Doch ausgerechnet jetzt hat das lange kriselnde Star-Ensemble von Xabi Alonso neues Selbstvertrauen getankt. „Das Union-Spiel hat gezeigt, welche Qualität sie nach vorne haben“, bewertete Baumgart den 5:0-Kantersieg über den bisherigen Spitzenreiter und schlussfolgerte: „Leverkusen gehört nicht dorthin, wo sie aktuell stehen. Sie verfügen auf allen Positionen über eine exzellente Qualität.“

Für die Kölner geht es darum, nach der enttäuschenden Darbietung in Freiburg zu den gewohnten Tugenden zurückzufinden, um vor der WM-Pause ein weiteres Abrutschen Richtung Abstiegszone zu verhindern. „Wir werden alles raushauen. Nicht nur am Mittwoch, sondern auch am Samstag“, versprach Baumgart vor den finalen Partien gegen Bayer 04 und bei Hertha BSC. Die schwindenden Kräfte sollen nicht als Ausrede herangezogen werden: „Bis dahin gilt Vollgas. Danach kann durchgeatmet werden.“

Bei dieser Herausforderung können die Kölner auf einen wertvollen Rückkehrer bauen. Kapitän Jonas Hector hat seine vor rund zwei Wochen erlittene Knöchelverletzung auskuriert. „So wie es bei Jonas aussieht, kann er zumindest im Kader stehen. Ob er von Anfang an spielt, werden wir am Spieltag entscheiden“, sagte Baumgart.

Unser Ansatz ist, mutig zu sein und mutig zu bleiben. Das wollen wir am Mittwoch zeigen, auch wenn die Situation momentan schwierig ist.
Steffen Baumgart, Trainer 1. FC Köln

Timo Hübers fällt dagegen erneut aus. Der Abwehrchef plagt sich mit einem Pferdekuss herum und ist obendrein mit seinen körperlichen Kräften am Ende. „Wir haben gehofft, dass wir das schneller hinbekommen“, musste Baumgart nach dem Härtetest am Dienstag ernüchtert feststellen. „Timo hat es auf dem Trainingsplatz probiert. Man hat aber gesehen, dass es nicht gehen wird. Wir haben daraufhin gemeinsam entschieden, ihn für das Spiel herauszunehmen.“

Gebildet wird das Abwehrzentrum daher wohl wie in Freiburg von Luca Kilian („Er wird in jedem Fall spielen“) und Nikola Soldo. Ob Hübers zumindest am Wochenende wieder dabei ist, vermochte Baumgart noch nicht zu beurteilen: „Wir können keine Prognose abgeben.“

1. FC Köln: Schwäbe; Schmitz, Kilian, Soldo, Hector; Skhiri, Martel; Huseinbasic, Duda, Kainz; Tigges. – Bayer Leverkusen: Hradecky; Kossounou, Tapsoba, Hincapie; Andrich; Frimpong, Palacios, Bakker; Diaby, Hlozek, Amiri. – SR.: Stieler (Hamburg).