Der 1. FC Köln hat sich nach drei Siegen in die Länderspielpause verabschiedet. Und wer wollte, durfte auch Karneval feiern.
1. FC KölnBankspieler müssen einen enormen Wert haben
Das Timing könnte besser nicht ein. Ein regulär trainingsfreier Tag, die Länderspielpause vor sich und drei Erfolgserlebnisse im Rücken: Die Profis des Fußball-Zweitligisten 1. FC Köln, die konnten und auch wollten, durften am Montag den Elften im Elften mit leichterem Herzen und rheinischem Frohsinn feiern. Drei „zu null“-Siege im DFB-Pokal und in der Meisterschaft in Serie haben die vor zwei Wochen noch arg getrübte Stimmung am Geißbockheim aufgeheitert und die Vorfreude auf den Karnevalsauftakt gesteigert.
„Wieder gut gekämpft, mit Geduld gespielt und wieder verdient gewonnen. Jetzt können wir den 11.11. richtig genießen“, bereitete Linton Maina seine Teamkollegen im Kreis nach dem 1:0-Heimsieg am Samstag gegen Greuther Fürth auf den jecken Wahnsinn in Köln vor. Der Offensivspieler kennt sich aus. Für ihn ist es bereits der dritte Sessionsauftakt.
Wer bis auf die neun Nationalspieler (siehe Infokasten) feiert, und wo es die FC-Profis am Montag hinzog, blieb natürlich ein Geheimnis. Thomas Kessler schickte die Spieler als Bereichsleiter Lizenz aber mit ein paar guten Empfehlungen in das närrische Treiben. „Wenn die Jungs gewinnen und ein gutes Kostüm haben, darf der ein oder andere am Montag gerne irgendwo versteckt ein Kölsch trinken“, bat Kessler um Inkognito und Seriosität: „Es sind auch dieses Jahr viele Erkältungen unterwegs sein. Die Jungs sollten sich also genau aufpassen, wie viel sie unterwegs sind“, warnte Kessler und wies schon mal auf die nächste Aufgabe hin: „Wir haben gegen Preußen Münster ein sehr wichtiges Spiel und haben keine Lust, dass ein Spieler krank ausfällt.“
Schon am kommenden Donnerstag wird sich zeigen, inwieweit sich die Spieler an die Anweisungen gehalten haben. Dann testet das Team von Trainer Gerhard Struber nämlich um 13 Uhr (Livestream auf fc.de) unter Ausschluss der Öffentlichkeit gegen den FC Groningen. Die Niederländer stehen in der Eredivise nach zwölf Spieltagen mit zwölf Zählern auf Rang 13.
„Wir wollen in der Pause mit Training und einem freien Wochenende bei den Familien einen guten Mix finden. Wir haben auch noch das Testspiel, das wichtig für die Spieler ist, die zuletzt nicht so viel zum Einsatz gekommen sind“, erklärte Thomas Kessler.
Die Partie gegen Groningen steht auch deshalb unter näherer Beobachtung, weil das Thema Bankspieler am vergangenen Samstag beim wichtigen 1:0-Heimsieg gegen Greuther Fürth erstmals in dieser Saison eine positive Bedeutung bekam. In den Spielen zuvor war Gerhard Struber immer wieder für seine Wechsel kritisiert worden.
Gegen Hertha BSC Berlin und gegen Fürth standen mit Sargis Adamyan, Florian Dietz und Steffen Tigges dann genau die Spieler nicht einmal im Kader, die von der Bank keine Impulse setzen konnten und in der Winterpause wohl auch als erste Wechselkandidaten gelten.
Strubers Einwechslungen gegen Fürth griffen. Luca Waldschmidt (ab 58.), zum dritten Mal hintereinander als Joker eingesetzt, belebte das Offensivspiel. Max Finkgräfe (ab 68.) ersetzte den angeschlagenen Leart Pacarada auf der linken Seite und zeigte auf seiner angestammten Position, dass wieder mit ihm zu rechnen ist.
„Max hatte einen komplizierten Start in die Saison. Er war verletzt und Leart Pacarada hat es auf links sehr gut gemacht. Dann war er wieder gut dabei und ist krank geworden. Max hat gerade eine Phase, die für ihn auch eine kleine Charakterprüfung ist, weil er zuletzt nicht zur ersten Elf gehört hat. Wir wissen, was wir an ihm haben“, bewertete Kessler die Personalie.
Schließlich schickte Coach Struber noch Florian Kainz (ab 83.) und Damion Downs (ab 84.) spät aufs Feld. Ein Doppelwechsel, der die positive Entwicklung beim FC in den gut beschreibt. Kainz steckt nach seiner Verletzung in einer schwierigen Phase und kommt als österreichischer Nationalspieler und FC-Kapitän der vergangenen Spielzeit bislang lediglich auf fünf Kurzeinsätze in der 2. Liga.
Downs ist Opfer der Systemumstellung von Gerhard Struber auf Dreierkette, mit einem defensiven Spieler mehr auf dem Platz als mit der Viererkette. Der 20-jährige US-Amerikaner musste dafür als Stürmer weichen. Ausgerechnet Kainz und Downs zeichneten am Ende der Nachspielzeit gegen Fürth für das Siegtor verantwortlich. Der 32-Jährige bereitete das fünfte Saisontor des jungen Kölner Angreifers per Eckball vor.
Unter Steffen Baumgart waren die Bankspieler von hohem Wert
Es gibt reichlich Beispiele dafür, dass die positive Energie, die ein Team entwickeln kann, sich häufig in den Impulsen zeigt, die von den Einwechselspielern ausgehen. Spieler, die sich trotz ihrer Jokerrolle wohlfühlen, sich ihrer Aufgaben bewusst sind und sich im Sinne einer funktionierenden Einheit immer maximal einbringen. Und sei es nur für zehn Minuten, wie am Samstag bei Kainz und Downs. Die erfolgreiche Phase unter Trainer Steffen Baumgart hat bewiesen, dass es genau darauf ankommt.
Der späte Sieg gegen Fürth dürfte eng mit einer Entwicklung in diese Richtung verknüpft gewesen sein und zeigt darüber hinaus, dass es aktuell im Teamgefüge passt. Denn Einwechselspieler fühlen sich meistens nur dann richtig wohl, wenn sie im Gesamtgebilde wertgeschätzt und anerkannt werden.