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1. FC Köln auf TrainersucheDas ist der Stand bei Eichner - Mehrere Kandidaten auf dem Markt

Lesezeit 5 Minuten

Gehandelter Kandidat beim 1. FC Köln: Ex-FC-Profi Christian Eichner leistet in Karlsruhe erfolgreiche Arbeit.

Der 1. FC Köln stellt sich nach dem Abstieg im Trainerteam komplett neu auf. Die Suche von Sportchef Christian Keller ist angelaufen.

Am Montagmorgen kamen die Profis des 1. FC Köln noch mal alle zusammen. Treffpunkt war nicht wie üblich der Kabinentrakt im Geißbockheim, wo nach dem Übergang in die Sommerpause inzwischen Ruhe eingekehrt ist. Vielmehr scharte Christian Keller die seit einer Woche im Urlaub weilende Mannschaft per Videokonferenz um sich. Die Nachricht, die der Sportchef seinen Spielern überbrachte, beinhaltete weitreichende Konsequenzen. Nach dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga vollzieht der Geißbock-Club einen vollständigen Neuanfang in seinem Trainerteam.

Neben Chefcoach Timo Schultz (46) verlassen auch die beiden langjährigen Assistenten André Pawlak (53) und Kevin McKenna (44) den Verein. Offen blieb zunächst, wie es mit dem ehemaligen Nachwuchs-Torwarttrainer Kersten Kuhl (31) weitergeht, der erst im Frühjahr befördert worden war. Bei der Suche nach einer Nachfolgelösung will sich der für einen umfangreichen Auswahlprozess per Assessment-Center bekannte Christian Keller offenbar erneut nicht treiben lassen. Als Zielzeitpunkt wird in der Pressemitteilung der für den 21. Juni angesetzte Vorbereitungsstart genannt.

Wir haben uns in der vergangenen Woche bewusst sehr viel Zeit genommen, um gemeinsam mit Timo die Rückrunde aufzuarbeiten und jeden Stein umzudrehen.
Christian Keller, Sportchef des 1. FC Köln

Bereits die Trennung von Timo Schultz hatte länger als vermutet auf sich warten lassen. „Wir haben uns in der vergangenen Woche bewusst sehr viel Zeit genommen, um gemeinsam mit Timo die Rückrunde aufzuarbeiten und jeden Stein umzudrehen“, erläuterte Christian Keller. „Im Ergebnis waren wir übereinstimmend der Ansicht, dass wir in die mit großen Herausforderungen einhergehende Zweitligasaison mit neuen Impulsen im Trainerteam starten müssen.“ Der Sportchef dankte Schultz für dessen „großen Einsatz für den FC“ und fügte an: „Er hat als Trainer und als Mensch von seinem ersten bis zu seinem letzten Arbeitstag sein Bestes für den FC gegeben. Für seine Zukunft wünsche ich ihm im Namen aller FC-Verantwortlichen und FC-Mitarbeiter alles erdenklich Gute.“

Timo Schultz, der vor nicht allzu langer Zeit noch erklärt hatte, sich auch im Falle des nun eingetretenen Abstiegs einen Verbleib in Köln vorstellen zu können, ließ sich in der Mitteilung des FC wie folgt zitieren: „Nach ausführlicher Analyse der Rückrunde sind wir gemeinsam zu dem Entschluss gekommen, die Zusammenarbeit nicht über den Sommer hinaus zu verlängern. Da wir unser großes Ziel – den Klassenerhalt – nicht erreicht haben, bin ich der Meinung, dass es konsequent und richtig ist, dass jemand anderes einen Neuanfang startet.“ Weiter sagte Schultz: „Ich möchte mich auf diesem Weg bei allen Menschen bedanken, die mich in der Zeit beim FC und in der Stadt Köln unterstützt haben. Dem FC wünsche ich viel Erfolg in der kommenden Saison.“

Da wir unser großes Ziel – den Klassenerhalt – nicht erreicht haben, bin ich der Meinung, dass es konsequent und richtig ist, dass jemand anderes einen Neuanfang startet.
Timo Schultz, scheidender Cheftrainer des 1. FC Köln

Schultz hatte das Amt erst im Januar nach der Trennung von Steffen Baumgart übernommen, mit einem mageren Punkteschnitt von 0,94 aber nicht für eine Wende im Abstiegskampf sorgen können. Da sich das Arbeitspapier des Ostfriesen nur im Falle des Klassenerhalts automatisch verlängert hätte, fällt für den klammen FC keine Abfindung an. Nach seiner gescheiterten Rettungsmission in Köln blickt Schultz auch rein persönlich auf eine völlig missglückte Saison zurück. Im Herbst hatte die frühere Legende des FC St. Pauli den FC Basel nach wenigen Monaten schon wieder verlassen müssen.

Durch die Abschiede von André Pawlak und Kevin McKenna ist von Steffen Baumgarts einstigem „Callcenter“ kaum noch etwas übrig am Geißbockheim. Sein langjähriger Co-Trainer René Wagner war Baumgart zum Hamburger SV gefolgt, Torwarttrainer Uwe Gospodarek wegen eines fehlenden Treuebekenntnisses von seinen Aufgaben entbunden worden. Nun entsprach der FC Pawlaks „bereits vor Wochen“ eingereichtem Wunsch, den ursprünglich noch bis 2025 gültigen Vertrag aufzulösen, um nach fünf Jahren als Co-Trainer der Profis künftig wieder als Chefcoach an der Seitenlinie stehen zu können.

André Pawlak zieht es wohl in den Nachwuchs des DFB

Wie berichtet könnte es André Pawlak in den Nachwuchs des DFB ziehen. Die Vereinbarung mit dem früheren FC-Innenverteidiger Kevin McKenna, der von Baumgart im Sommer 2021 ans Geißbockheim zurückgeholt worden war, hatte derweil nur für die Erste Liga Gültigkeit. „Wir möchten uns bei André und Kevin aufrichtig bedanken. Sie haben in jedem Moment ihr Herzblut und ihre Leidenschaft in ihre Arbeit für den FC gesteckt. Unter wechselnden Cheftrainern waren sie stets loyale, verlässliche Mitstreiter auf fachlich hohem Niveau. Für ihre jeweilige Zukunft wünschen wir den Beiden privat wie beruflich den bestmöglichen Erfolg“, sagte Christian Keller zum Abschied des Duos.

Der FC-Sportchef ist im nächsten Schritt damit beschäftigt, seine angefertigte Liste mit Nachfolgekandidaten abzuarbeiten. Es würde nicht verwundern, wenn auch der Name des früheren FC-Linksverteidigers Christian Eichner auf dem Zettel vermerkt ist. Der 41-Jährige gilt als aufstrebender Trainertyp, der den Karlsruher SC in der gerade abgelaufenen Saison mit Rang fünf zur besten Zweitliga-Platzierung seit neun Jahren geführt hat.

Noch kein Kontakt zu KSC-Trainer Christian Eichner

Christian Eichner hat seine Fähigkeiten als Entwickler bereits unter Beweis gestellt. Seit seiner Amtsübernahme im Februar 2020 führt der Weg der Badener kontinuierlich nach oben. Wie Berater Ronny Zeller am Montag gegenüber der Rundschau erklärte, ist es weiterhin offen, ob der derzeit im Urlaub weilende Eichner auch in der kommenden Saison für den KSC tätig sein wird. Sein noch bis 2025 laufender Kontrakt ist mit einer Ausstiegsklausel versehen. Die Höhe der Ablöse ist je nach Liga gestaffelt und soll für einen Wechsel innerhalb des Unterhauses 500.000 Euro betragen. Eichner kann sich dem Vernehmen nach vorstellen, bei entsprechender Perspektive zu einem Ligakonkurrenten zu wechseln. Noch liegt laut Zeller aber keine Anfrage des FC vor.

Denkbar ist ebenso, dass Christian Keller auf dem Markt vereinsloser Trainer Ausschau hält, aus dem der Schweizer Erfolgscoach Urs Fischer (zuletzt: 1. FC Union Berlin) hervorsticht. Auch Enrico Maaßen (FC Augsburg), Thomas Letsch (VfL Bochum), Florian Kohfeldt (KAS Eupen), Thomas Reis (FC Schalke 04) und Tobias Schweinsteiger (VfL Osnabrück) sind derzeit ohne Aufgabe.