Der 1. FC Köln hat mit dem zweiten Auswärtsieg der Saison in Augsburg einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt gemacht.
1. FC Köln3:1 in Augsburg ist Balsam für die Geißbock-Seele
In der Kabine des 1. FC Köln dröhnte zur Feier des Tages schon der passende Brings-Song, als Eric Martel noch einen letzten Halt zu absolvieren hatte. Bevor der junge Mittelfeldspieler beim „Kölschen Jung“ mitsingen konnte, musste er noch einmal erzählen, warum er nach dem 3:1-Sieg der Geißböcke beim FC Augsburg so viel zu tun hatte. „Puh, das ist eine lange Interview-Tour. Ich schieße besser keine Tore mehr“, scherzte der 20-Jährige und lachte. Die Überstunden leistete er aber gerne. Immerhin ging es darum zu berichten, wie er sich denn so fühlt nach seinem ersten Treffer in der Fußball-Bundesliga.
„Ich habe gesehen, dass hinten kein Verteidiger mehr stand und habe über rechts den Sprint angezogen. King hat zum Glück auch schnell geschaltet und ich konnte den Ball über die Linie drücken. Das ist der Traum eines jeden Jungen. Da gehen die Emotionen mit einem durch. Ich kann mit dem Grinsen gar nicht mehr aufhören“, beschrieb der Torschütze stolz seinen großen Moment in der 16. Minute. Kingsley Schindler hatte Martel mit einem schnellen Einwurf in Szene gesetzt. Mit viel Willen und etwas Glück tunnelte der Sommer-Neuzugang aus Leipzig FCA-Keeper Rafal Gikiewicz zum 2:0 und feierte seine Premiere ausgelassen mit einem Urschrei und geballten Fäusten.
Augsburg ist nur noch ein ehemaliger Angstgegner
Der zweite Treffer an diesem kühlen Aprilnachmittag im bayerischen Schwaben stand sinnbildlich für den gesamten Auftritt der Kölner. „Der Glaube war immer da, der Wille sowieso“, formulierte Martel. Nur richtig umsetzen ließ sich beides zuletzt eben nicht.
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Beim ehemaligen Angstgegner, der im heimischen Stadion zuvor sechs Mal in Serie ungeschlagen geblieben war, saß dagegen schon der zweite Torschuss. Und zwar, weil Schindler nach einem abgewehrten Freistoß konsequent nachsetzte und Florian Kainz ein zweites Mal flanken konnte. Der aufgerückte Innenverteidiger Jeff Chabot brachte im exakt richtigen Moment den Ball volley an den gegnerischen Fünfer, wo Ellyes Skhiri mit dem passenden Timing eingelaufen war und sein sechstes Saisontor erzielte (7.).
Ein Treffer der Marke, „wir erzwingen das Glück“, denn es war Millimeterarbeit. Maximilian Bauers Ferse hob Chabot Abseits gerade so auf, dass der Videoassistent nach Ziehen der skalierten Linie und einer gefühlten Ewigkeit das 1:0 geben konnte. „Das zeigt, wie eng es war. Wir haben wieder versucht uns Chancen zu erspielen und hatten diesmal eben das nötige Glück“, erklärte FC-Trainer Steffen Baumgart.
Sein Team ließ sich auch von Ruben Vargas 1:2 und den Problemen gegen den Ball in der ersten Halbzeit nicht vom Weg abbringen. Das Kölner Trainerteam stellte in der Pause die Anlaufstrategie auf ein 4:2:3:1-System um und ließ so die Augsburger Offensivbemühungen weitgehend zum Erliegen bringen. „Wir haben in der ersten Hälfte keinen Druck auf Augsburg gekriegt. Jeder lange Ball der Augsburger kam an und wir waren in zu vielen Eins-gegen-eins-Situationen. Durch die Umstellung haben wir das sehr gut in den Griff bekommen“, erläuterte Baumgart.
Linton Mainas 3:1 entscheidet die Partie früh
Deshalb war die Partie nach Dejan Ljubicic perfekter Vorarbeit für Linton Mainas 3:1 schon nach 59 Minuten entschieden und der FC-Coach nach dem höchst intensiven Duell vor 30.660 Zuschauern sichtlich erleichtert: „Wir freuen uns nach langer Zeit wieder einen Dreier eingefahren zu haben. Es tut gut. Wir sind aber noch lange nicht durch und müssen noch ein paar Punkte holen.“ Der erste Sieg seit dem 3:0 gegen Eintracht Frankfurt am 12. Februar war Balsam für die FC-Seele. Die Kölner überholten die Augsburger in der Tabelle, übersprangen die 30-Punktemarke und vergrößerten den Abstand auf Relegationsplatz 16 von sechs auf acht Zähler. „Das waren drei wichtige Punkte“, fasste Thomas Kessler zusammen. Der Sportliche Leiter hatte das Ende der Negativserie übrigens kommen sehen, denn „harte Arbeit unter der Woche“ würde einfach belohnt.
„Der Sieg wird uns Auftrieb für die nächsten Wochen geben“, sagte Kessler dann noch mit Blick auf die sieben ausstehenden Spiele. Mit dem erst zweiten Auswärtssieg der Saison 2022/23 ist der FC dem nächsten Erstliga-Jahr auf jeden Fall ein entscheidendes Stück nähergekommen, hat das Damokles-Schwert „Fifa-Urteil“ für einen Augenblick in den Hintergrund gerückt und den Fokus auf das nächste Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 gelegt.
Musterschüler Eric Martel wird am Samstag auf der Doppelsechs übrigens auf seinen kongenialen Partner Ellyes Skhiri verzichten müssen, der in Augsburg seine fünfte Gelbe Karte sah und gesperrt ist. Das hatte der glückliche Youngster aber sicher weniger auf dem Schirm als seine Torpremiere. Vermutete auch Thomas Kessler: „Das erste Bundesligator ist immer etwas Besonderes. Er wird es auf jeden Fall nicht vergessen.“