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1:2 gegen WolfsburgStarker Wind gegen ein laues Lüftchen

Lesezeit 4 Minuten
Köln vs. VfL, 1. BL Köln, 26.08.2023, FUßBALL - 1. FC Köln vs. VfL Wolfsburg, 1. BL, Saison 2023/24. Jonas Wind VfL Wolfsburg jubelt mit Mannschaftskollegen nach seinem Tor zum 1:2, Torwart Marvin Schwäbe 1.FC Köln, Dejan Ljubicic 

Starker Auftritt: Jonas Wind (links) sorgte mit zwei Treffern für den Sieg des VfL Wolfsburg beim 1. FC Köln.

Die 1:2-Heimniederlage des 1. FC Köln gegen den VfL Wolfsburg lag vor allem an der unterschiedlichen Qualität der Offensivkräfte beider Teams.

Den Unterschied am Ende eines Fußballspiels macht gemeinhin die Anzahl erzielter Tore aus. Und damit auch jene Spieler, die für diese Aufgabe verantwortlich zeichnen. Weil das so einfach und zutreffend ist, gab es nach dem 1:2 (0:0) des 1. FC Köln gegen den VfL Wolfsburg keine zwei Meinungen über die Ursache der Heimniederlage, die den klassischen Fehlstart der Geißböcke in die Saison 2023/24 der Fußball-Bundesliga mit null Punkten aus zwei Partien perfekt machte. Wolfsburg spielte mit einem starken Jonas Wind im Sturm, während der FC am Samstag vor 49.500 Zuschauern im Rheinenergiestadion offensiv nur ein laues Lüftchen zusammen brachte.

Der Däne Wind, der schon beim 2:0-Auftaktsieg der Wölfe über Heidenheim einen Doppelpack schnürte, stellte die ungewohnt wacklige Kölner Defensive von Beginn an vor unlösbare Rätsel. Der Torjäger bewegte sich geschickt, bestach durch seine Ballsicherheit und körperliche Robustheit. „Jonas trifft alles, ist in den Chancen, richtig gut drauf, körperlich fit, sehr motiviert und geht vorne weg. Er ist unser Stürmer Nummer eins und aktuell auch in der Liga“, lobte VfL-Coach Nico Kovac.

Wind dreht die Partie für Wolfsburg

Der 24-Jährige hatte schon in Hälfte eins treffen können, scheiterte aber zweimal aus kürzester Distanz am überragenden FC-Keeper Marvin Schwäbe (15.). Nach dem 1:0-Führungstreffer des FC durch die VfL-Leihgabe Luca Waldschmidt (55.) drehte Wind die Partie mit zwei unwiderstehlichen Treffern quasi im Alleingang (62./72.).

Die Geißböcke offenbarten mit Ausnahme von Waldschmidts tollem 18-Metersschuss dagegen große Probleme, überhaupt gefährlich zum Abschluss zu kommen. Das lag zunächst an Davie Selke. Die FC-Sturmhoffnung hatte unter der Woche zwar drei Tage mit voller Intensität trainiert, humpelte aber nach 27 Minuten wie schon in Osnabrück und Dortmund mit Schmerzen im rechten Oberschenkel vom Feld. Sein Trainer zeigte sich hinterher reichlich genervt: „Irgendwann geht es einem auf die Eier“, sagte Steffen Baumgart. „Davie hat die ganze Woche gut trainiert. Dann gehen wir davon aus, dass er es hinter sich hat und normal ins Spiel geht. Am Ende war es nicht so.“

Zweimal hat es nicht das gebracht, was wir uns vorgestellt haben. Ich kann es nicht erklären.
Steffen Baumgart, FC-Cheftrainer

Der FC-Coach ist mitnichten bekannt dafür, angeschlagene Spieler aufs Feld zu schicken und war entsprechend ratlos: „Zweimal hat es nicht das gebracht, was wir uns vorgestellt haben. Ich kann es nicht erklären.“ Dass der FC das Spiel nach der starken Anfangsphase der Wolfsburger mit Selkes Auswechslung in den Griff bekam, wollte Baumgart nicht unerwähnt lassen. Wohl, um die Niederlage nicht am Fehlen Selkes aufzuhängen. Die Aussage lässt aber auch den Schluss zu, dass die Kölner mit Selke nicht in ihr Spiel gefunden hatte, weil der Stürmer nicht fit genug war, um seine beste Form aufs Feld zu bringen.

Die aber braucht das Baumgart-Team, um ihr aufwändiges Spiel (121,15 Kilometer Laufleistung) am Ende auch in Zählbares umzusetzen. Außer zwei Chancen aus Abseitspositionen für Selke-Ersatz Sargis Adamyan (57.) und Timo Hübers (78.) sprang aus dem im letzten Drittel uninspirierten Kölner Offensiv-Spiel nichts heraus. „Wolfsburg hat sich mit seiner Qualität in vorderster Linie durchgesetzt. Wir sind der Musik nach dem 1:1 hinterhergelaufen und haben es zu sehr mit der Brechstange versucht. Da hätte uns mehr Struktur gutgetan“, analysierte Lizenzspieler-Chef Thomas Kessler die „verdiente Niederlage“.

Selke wird in Frankfurt wohl fehlen

Der FC gab am Sonntag bekannt, dass Selke sich zwar nicht strukturell verletzt hat, mit einer Zerrung allerdings erst einmal pausieren muss und damit für das Spiel am kommenden Sonntag bei Eintracht Frankfurt wohl ausfällt. Bei Eric Martel, der nach einem Schlag auf die Hüfte ebenfalls vorzeitig das Spielfeld angeschlagen verlassen musste, gab es Entwarnung.

Sportchef Christian Keller hatte trotz Selkes rätselhaften Muskelproblemen bereits am Samstag ausgeschlossen, dass der FC für die Offensive noch einmal auf dem Transfermarkt nachlegt: „Wir haben grundsätzlich gute Spieler in der Offensive. Der ein oder andere ist gerade nicht zu 100 Prozent fit. Das ist aber kein ausschlaggebender Grund, zu sagen, wir machen was. Es besteht keine Notwendigkeit, in Panik zu verfallen.“

Das soll auch für die allgemeine sportliche Lage nach den beiden Auftaktniederlagen gelten. Eine Situation, die in der Ära Steffen Baumgart neu ist: „Aus beiden Spielen war mehr drin. Wir müssen damit umgehen, auch wenn es im Moment schwerfällt“, sagte der 51-Jährige, der als FC-Trainer im dritten Heimspiel gegen Wolfsburg die dritte Niederlage kassierte.