Der 1. FC Köln hat bei Union Berlin verloren und überwintert auf einem Abstiegsplatz. Jetzt wird die Zukunft von Trainer Steffen Baumgart diskutiert.
0:2-Niederlage bei UnionZukunft von Steffen Baumgart ist offen
Der 21. Dezember ist auch 2023 der dunkelste Tag des Jahres und passend zu diesem Anlass ziehen noch mehr schwarze Wolken über dem Geißbockheim auf. Der 1. FC Köln überwintert nach der 0:2 (0:0)-Niederlage am Mittwochabend beim 1. FC Union Berlin mit nur zehn Punkten nach 16 Spieltagen auf Abstiegsplatz 17 und muss nun wohl seine sportliche Leitung in Frage stellen. „Wir müssen und werden die kommende Zeit nutzen, um Sachen aufzuarbeiten. Wir sind uns bewusst, dass es einige Punkte gibt“, sagte FC-Geschäftsführer Christian Keller.
Das von einigen Medien zum Endspiel für Trainer Steffen Baumgart ausgerufene Kellerduell der Fußball-Bundesliga hat die Abstiegssorgen der Kölner vergrößert und erneut gezeigt, dass vor allem die FC-Offensive aktuell nicht erstligatauglich ist. Nur zehn Tore in 16 Spielen sind einfach nicht ausreichend, um die Klasse zu halten. „Wir haben eine überragende erste Hälfte gespielt und müssen unsere Chance nutzen. Dann entscheidet das erste Tor dieses Spiel. So ist das eben“, erklärte FC-Stürmer Davie Selke die nächste bittere Niederlage. „Wir stehen voll und ganz hinter unserem Trainer. An ihm liegt es nicht“, stellte sich Torwart Marvin Schwäbe vor Steffen Baumgart.
Der Trainer selbst hinterließ nach der Niederlage nur ein paar hundert Meter von seinem Wohnort in Köpenick entfernt einen niedergeschlagenen Eindruck. Fast so, als sähe er sich nicht mehr in der Lage, das Ruder noch herumzureißen: „Wir machen uns in alle Richtungen Gedanken. Das schließt den Trainer mit ein. Es geht darum, was das Beste für den FC ist. Das werden wird ihnen aber garantiert nicht heute Abend mitgeteilt. Wir haben alle eine Verantwortung, und der müssen wir uns stellen.“ Selbst ein Rücktritt des beliebten Trainers ist also nicht mehr ausgeschlossen.
Alles zum Thema Steffen Baumgart
- 2. Bundesliga „Baumgart wirkt ratlos“ – Hamburg mal wieder im Krisenmodus
- Spieltage terminiert So spielt der 1. FC Köln im Dezember und Januar
- Mitgliederversammlung 1. FC Köln halbiert seine Schulden und stärkt das Eigenkapital
- Heimspiel in Runde zwei Auslosung im DFB-Pokal: 1. FC Köln trifft auf Holstein Kiel
- 1. FC Köln im DFB-Pokal Schmerzhafter Blick in die jüngere Historie
- Bei Rückkehr nach Köln Baumgart überrascht mit Defensivtaktik und spendet Trost
- Missglückter Auftakt 1. FC Köln erhält Blaupause für kommende Aufgaben
Baumgart veränderte seine Startelf im Vergleich zum 0:2 beim SC Freiburg gleich auf fünf Positionen. Mit Kapitän Florian Kainz, Dejan Ljubicic und Luca Waldschmidt setzte der FC-Chefcoach gleich drei seiner potenziellen Führungsspieler auf die Bank. Denis Huseinbasic rückte für Kainz in die Mittelfeldzentrale, Mark Uth agierte als hängende zweite Spitze und Linton Maina stürmte wieder auf der linken Außenbahn. Dominique Heintz vertrat den gesperrten Jeff Chabot in der Innenverteidiger und Rasmus Carstensen löste Benno Schmitz als Rechtsverteidiger ab.
Wie in Freiburg suchte der FC sein Heil im Spiel nach vorne und traf auf einen Gegner, der nach nur einem Sieg aus den vergangenen 19 Pflichtspielen ein hohes Maß an Verunsicherung aufwies. Union wollte in der ersten Hälfte kaum etwas gelingen. Eine Struktur bei den Eisernen war kaum zu erkennen. Abspielfehler reihte sich an Abspielfehler. Bei den Kölner lief es immerhin etwas besser als bei den Hausherren. Vor allem Youngster Max Finkgräfe machte auf sich aufmerksam. Der Linksverteidiger meldete nicht nur Ex-Nationalspieler Kevin Volland ab, er schaltete sich auch immer wieder in die Offensive ein.
Carstensen und Thielmann mit der Chance zur Führung
Das Spiel der Kölner litt im letzten Drittel allerdings unter einigen Ungenauigkeiten. So gab es zwar ein paar vielversprechende Ansätze, aber außer einem etwas zu hoch angesetzten Fernschuss von Eric Martel keine Abschlüsse (27.). Es war bezeichnend, dass Mark Uth bei einem Eckball wegrutschte (29.) und Linton Maina aus 18 Metern bei einer Volleyabnahme ein Luftloch schlug (36.). Es dauerte bis zur 43. Minute, ehe ein Tor in der Luft lag. Nach einer Flanke von Huseinbasic kam der Ball zu Carstensen, der mit seinem Versuch aus 16 Metern an Union-Keeper Frederik Rönnow scheiterte. Beim Nachschuss zögerte Jan Thielmann etwas zu lange und kam dann auch nicht an Rönnow vorbei. Auf der anderen Seite blieb FC-Torwart Schwäbe, der die Kapitänsbinde trug, gegen András Schäfer standhaft (45.+1).
Die 22.012 Zuschauer an der Alten Försterei bekamen auch in der zweiten Hälfte zunächst puren Abstiegskampf zu sehen. Das erste offensive Zeichen setzten die Kölner. Rönnow musste einen Kopfball des bis dahin unsichtbaren Davie Selke parieren (51.). Fünf Minuten später nahm das Kölner Unheil seinen Lauf. Timo Hübers ließ sich an die linke Außenlinie locken und verweigerte dort den Zweikampf gegen Volland. Der Ball kam ins Zentrum, wo Benedict Hollerbach Eric Martel stehen ließ und Schwäbe hoch im kurzen Eck überwand (56.). Ausgerechnet Hollerbach, den der FC im Sommer unbedingt vom SV Wehen Wiesbaden verpflichten wollte und der sich dann aus finanziellen und sportlichen Gründen für Union entschied.
Gegentreffer zum 0:1 setzt dem FC schwer zu
Der Gegentreffer setzte den Kölner schwer zu und gab den Köpenickern mächtig Auftrieb. Schwäbe musste gegen Hollerbach (57.), Josip Juranovic (71.), Alex Kral (72.) und David Fofana (76.) mehrfach das 0:2 verhindern. Außerdem klärte Huseinbasic nach Krals Chance gegen Vollands Nachschuss in allerhöchster Not vor der Linie (72.). Es war eine Frage der Zeit, bis das Spiel seine Entscheidung fand, denn die FC-Defensive hatte nach dem 0:1 vollends die Ordnung verloren. Volland bereitete erneut vor und fand Fofana, der Schwäbe zum zweiten Mal und wieder hoch im kurzen Eck überwand (78.).
Der FC war geschlagen und taumelt über Weihnachten der 2. Liga entgegen. „Wir müssen diese Situation jetzt annehmen. Steffen Baumgart und sein Team haben uns überragend eingestellt. Das konnte man in der ersten Halbzeit sehen. Wir müssen die Dinger halt reinmachen“, sagte Davie Selke und stellte sich wie Teamkollege Marvin Schwäbe hinter den Trainer. Ob Baumgart allerdings die Kraft aufbringt, ab dem 2. Januar weiter das Training zu leiten und die Vereinsführung ihn lässt, wird sich in den nächsten Tagen zeigen.
Statistik zum Spiel:
Union Berlin: Rönnow; Juranovic, Knoche, Diego Leite, Roussillon (62. Trimmel); Khedira, Haberer (68. Bonucci), Schäfer (85. Aaronson); Volland; Hollerbach (62. Kral), Behrens (46. Fofana). – 1. FC Köln: Schwäbe; Carstensen, Hübers, Heintz, Finkgräfe (80. Schmitz); Martel (74. Kainz); Thielmann (60. Ljubicic), Huseinbasic, Maina; Uth (74. Waldschmidt), Selke (74. Selke). – Tore: 1:0 Hollerbach (56.), 2:0 Fofana (78.). – SR.: Aytekin (Oberasbach). – Zuschauer: 22.012 (ausverkauft).