Köln – Der 1. FC Köln blickt auf eine unruhige Saison zurück. Wieder einmal, könnte man sagen, doch dieses Mal waren die Ausschläge nach unten und oben besonders stark. Die erste Spielzeit nach der Rückkehr in die Fußball-Bundesliga begann mit einem katastrophalen Start, der in der Trennung von Trainer und Sportchef gipfelte, setzte sich fort mit einem überragenden Zwischenspurt unter dem neuen Coach Markus Gisdol und endete ausgebremst durch die Corona-Krise mit zehn sieglosen Geisterspielen, die noch vor der Sommerpause das schlechte Gefühl ans Geißbockheim zurückkehren ließen.
Die ganzen Aufs und Abs haben nach den Erfahrungswerten von Markus Gisdol Spuren bei seinem Team hinterlassen. „Ich weiß schon, was es mit einer Mannschaft macht, wenn du zum einen einen Trainerwechsel hast und zum anderen in einer aussichtslosen Situation bist, eine Kraftanstrengung hast, unglaublich viel Kritik einstecken musst und dann eine Phase hast, in der auf einmal alles läuft. Ich glaube, dass viele Spieler deutlich erschöpfter sind, als sie es nach einer normalen Saison wären“, sagt der Trainer des 1. FC Köln in dem am Freitag erschienenen Staffelfinale der clubeigenen Doku „24/7 FC“.
Die meisten Teams starten früher in die Vorbereitung
Markus Gisdol berücksichtigt diese Umstände bei der Planung der Vorbereitung auf die vom 11. bis 14. September mit der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde beginnenden neuen Pflichtspiel-Saison. Wenn der Schwabe am 5. August unter Ausschluss der Öffentlichkeit zum Aufgalopp nach der freien Zeit bittet, befinden sich die meisten Bundesligisten bereits wieder im Training. Nach aktuellem Stand fangen lediglich Aufsteiger Arminia Bielefeld (6. August) sowie der SC Freiburg (10. August) später an. Borussia Mönchengladbach, Mainz 05 und Werder Bremen haben ihren Auftakt noch nicht terminiert. RB Leipzig kehrt als erster Bundesligist schon an diesem Sonntag in den Trainingsmodus zurück – zur Vorbereitung auf die Endrunde der Champions League. Bayern München folgt einen Tag später.
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Markus Gisdol sieht in dem vergleichsweise späten Trainingsstart des 1. FC Köln fünfeinhalb Wochen nach dem Debakel von Bremen keinen Grund zur Beunruhigung: „Wir müssen jetzt auch richtig mutig sein mit der Art der Pause, die wir wählen, und vielleicht eine Woche länger Pause machen als andere Mannschaften“, meint der erfahrene Fußballlehrer. Gisdol legt in diesem Zusammenhang großen Wert auf eine ausreichende Regenerationsphase: „Ganz klar: Ohne Erholung keine Leistung.“ Schließlich sei der Ballast „riesig“ gewesen, der von allen Beteiligten nach Feststehen des Klassenerhalts abfiel.
Zeitliche Engpässe sieht Gisdol auf den letztjährigen Tabellenvierzehnten nicht zukommen: „Eine Vorbereitung von fünf bis sechs Wochen auf eine neue Saison reicht locker“, betont der 50-Jährige. Zudem hat der Kölner Coach seine Profis für die Zeit vor der Rückkehr ins Mannschaftstraining mit individuellen Fitnessplänen ausgestattet: „Sie sollen zwei, drei Wochen die Seele baumeln lassen und dann mit leichten Läufen anfangen. Aber am besten sollen sie keinen Fußball spielen. Wir müssen in der Pause die Gier und die Vorfreude erzeugen, wieder an den Ball zu dürfen. Dann regenerieren der Kopf und der Körper.“
Zweites Trainingslager fällt aus Kostengründen aus
Im Gegensatz zu den Vorjahren werden die Kölner in Zeiten der Corona-Krise aus Kostengründen auf ein zweites Trainingslager verzichten. Der Dauergast der vergangenen Jahre in Kitzbühel schlägt sein einziges Camp in diesem Sommer vom 20. bis 29. August in Donaueschingen auf. Dort wird der FC wie 2019 im Hotel Öschberghof residieren und auf dem modernen Gelände des SV Aasen trainieren. Testspiele für den Aufenthalt zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alp sind noch nicht bekannt. Der FC Villingen könnte aber schon bald sein Interesse bekunden. „Wir führen dazu momentan interne Gespräche“, hieß es am Freitag auf Anfrage der Rundschau aus der Geschäftsstelle des Oberligisten.