Köln – Noch gut fünf Monate sind es bis zur Mitgliederversammlung des 1. FC Köln am 8. September, in deren Mittelpunkt die Präsidiumswahl steht. Doch seit Werner Spinner als Präsident vor vier Wochen zurücktrat, nehmen die medialen Diskussionen über die Neubesetzung zu. Das stößt sowohl innerhalb als auch außerhalb des Vereins auf Unverständnis.
So auch bei Karl-Heinz Thielen, als Spieler und Funktionär die herausragende FC-Persönlichkeit, war er doch an allen Titelgewinnen zwischen der ersten deutschen Meisterschaft 1962 und dem letzten DFB-Pokalsieg 1983 beteiligt.
„Meiner Meinung nach ist es jetzt noch viel zu früh, über eine Wahl im Herbst zu sprechen. Diese Diskussionen können warten. Vordringlich ist doch, dass wir in die Bundesliga zurückkehren. Erst aufsteigen, dann können wir über das Präsidium reden“, ist die Meinung des einstigen Nationalspielers, Managers und Vizepräsidenten des FC.
Sportliche Debatte im Vordergrund
Karl-Heinz Thielen ist im Übrigen „zu hundert Prozent“ davon überzeugt, dass die Mannschaft „sogar mit Vorsprung als Tabellenerster“ den Aufstieg schafft, „weil sie personell ganz anders besetzt ist als die Vereine dahinter.
Auch wenn es eine klare Angelegenheit für den letztjährigen Bundesligaabsteiger werde, solle bis dahin allein die sportliche Debatte geführt werden und im Vordergrund stehen.
Eine Anmerkung zur Präsidiums-Diskussion musste er im Gespräch mit dieser Zeitung aber dann doch noch loswerden: „Ein verdienter Spieler wie der Toni Schumacher sollte weiter dem Präsidium angehören.“
„Funktionäre sind Diener des Vereins auf Zeit“
Das sieht man im Mitgliederrat offenbar anders. Als dessen Vorsitzender Stefan Müller-Römer, der dieses Amt derzeit ruhen lässt, weil er für den Rest der Wahlperiode für den ausgeschiedenen Werner Spinner ins Präsidium wechselte, von dem Fanzine effzeh.com gefragt wurde, ob er von seinen derzeitigen Amtskollegen Markus Ritterbach und Toni Schumacher erwarte, auf eine Kampfkandidatur zu verzichten, wenn sie vom Mitgliederrat nicht nominiert würden, sagte der Anwalt:
„Sofern der Mitgliederrat ein komplett neues Team vorschlagen würde, würde ich das erwarten, weil der Verein im Vordergrund stehen muss und nicht Personen. Als Funktionär sollte man nie vergessen, dass man ein Diener des Vereins auf Zeit ist.“
Dritter Mitstreiter als Gegenkandidat?
Sollten die aktuellen Vizepräsidenten Toni Schumacher und Markus Ritterbach nicht die Rückendeckung des Mitgliederrates erhalten, könnten sie laut Satzung mit einem dritten Mitstreiter als Gegenkandidaten antreten. Dafür benötigen sie die Unterschriften von drei Prozent der Wahlberechtigten unter den rund 106 000 FC-Mitgliedern.
Das wäre nicht im Sinne von Stefan Müller-Römer. Als man diese Satzung verabschiedet habe, sei dies vor dem Hintergrund geschehen, Wahlkämpfe zu verhindern. „Der Fußball ist sowieso schon sehr emotional. Wenn man sich dann auch noch auf dieser Vereinsbühne beharkt, kann das schnell härter zu gehen, als bei normalen politischen Wahlkämpfen“, begründete er. Genau das zeichnet sich jetzt bereits ab.
Wirtschaftlich kerngesund
Gefühlt wie ein Erstligist würde der 1. FC Köln als Aufsteiger unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten in die Bundesliga zurückkehren. Das bestätigte jetzt Alexander Wehrle. Im Aufstiegsfall kalkuliert der Geschäftsführer für die kommende Saison mit einem Umsatz von 130 Millionen Euro. Eine Summe, die wohl noch nie ein vormaliger Zweitligist erreicht hat.
Anders als die letzten Bundesligaaufsteiger würde der FC beispielsweise in der TV-Geldrangliste sofort den 15. Platz unter den 18 Erstligisten einnehmen. Aus dem deutschen Fernsehtopf stünden ihm 38,56 Millionen Euro zu. Außerdem kämen gut fünf Millionen Euro aufgrund der Europapokalteilnahme der Vorsaison hinzu.