Köln – Die 1100 Fans, die den 1. FC Köln am Samstag (15.30 Uhr/Sky) zum Bundesliga-Spiel bei Eintracht Frankfurt begleiten, müssten eigentlich ein großes Transparent mit der Aufschrift „Danke Markus“ im Gepäck haben. Mit „Markus“ wäre Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche gemeint, der im Sommer aus Leipzig zu den Hessen wechselte und großen Anteil daran trägt, dass die FC-Anhänger im Herbst 2021 voller Euphorie die Auftritte ihrer Lieblinge verfolgen. Ohne Krösche hätte es den Bundesliga-Trainer Steffen Baumgart nämlich vielleicht nie gegeben – und ohne einen FC-Trainer Baumgart würden die Geißböcke nach fünf Spieltagen der Saison 2021/22 aktuell wohl kaum auf einer solchen Erfolgswelle reiten.
Es war der 17. März 2017, als Krösche den Job des Geschäftsführers Sport beim stark abstiegsbedrohten Drittligisten SC Paderborn antrat. Als 37 Jahre junger Novize, der zwar 13 Jahre lang als Profi das Trikot der Ostwestfalen getragen hatte, aber keine Erfahrung im Manager-Business vorweisen konnte. Genau wie Baumgart: Der Ex-Bundesliga-Profi hatte 2014 zwar erfolgreich den DFB-Fußballlehrer-Lehrgang absolviert, danach aber nur beim Bezirksligisten Köpenick-Oberspree und beim Regionalligisten Berliner AK als Trainer arbeiten dürfen. Als der Anruf von Krösche kam, war Baumgart sogar seit acht Monaten ohne Trainerjob.
FC-Trainer sendet einen Dank an Frankfurt
„Er hat mir damals eine Chance gegeben, die mir andere davor nicht gegeben haben“, bedankte sich der FC-Trainer vor dem Wiedersehen in der Frankfurter Arena. Am 16. April 2017 startete der von Krösche engagierte Baumgart seine steile Karriere. Nach dem Drittliga-Klassenerhalt am Grünen Tisch marschierten die Paderborner bis in die Bundesliga durch und sind heute ein solider und ambitionierter Zweitligist. Baumgart wäre ohne seine von emotionalen Auftritten begleiteten Erfolge in Paderborn wohl nie Trainer des 1. FC Köln geworden. Und Krösche, der ein hoch gehandelter Kandidat für die Nachfolge des im Mai entlassenen Horst Heldt als FC-Sportchef war, hätte ohne Paderborn und Baumgart wahrscheinlich nicht 2019 als Sportdirektor zur RB Leipzig wechseln können.
„Wir haben gut zusammengearbeitet. Die erfolgreiche Zeit verbindet. Ich schätze und mag ihn, aber während des Spiels werden wir uns nicht freundschaftlich begegnen“, erklärte Baumgart am Donnerstag augenzwinkernd und schaltete sofort in den Modus „Attacke“ um: „Ich erwarte ein Spiel auf Augenhöhe. Wir fahren dorthin, um drei Punkte zu holen.“ Klingt wie eine Dauerschleife, ist aber eben auch jedes Mal der Anspruch von Steffen Baumgart. Ein berechtigter, wie die bisherige fünf Bundesliga-Auftritte des FC bewiesen und das jüngste 1:1 gegen RB Leipzig besonders eindrucksvoll unterstrichen haben.
Platz neben Czichos offen
Zu den angenehmen Gewohnheiten des 49-Jährigen FC-Coaches zählen auch seine klaren Ansagen in Personalfragen. Wer darauf spekuliert hatte, dass Rafael Czichos nach seinem Eigentor in Freiburg und der Auswechslung gegen Leipzig sich auf der Bank wiederfinden würde, nahm Baumgart den Wind aus den Segeln. „Rafa hat sich als Stabilisator der Mannschaft gesteigert. Auch wenn ich sehe, wie mutig er im Aufbauspiel agiert. In der ganzen Saison zeigt er bisher für mich sehr gute Leistungen. Ich freue mich, dass ich ihn wieder einsetzen kann“, stellte er dem 31-Jährigen für in Frankfurt eine Startelf-Garantie aus. Und Situationen wie gegen Leipzig, als der Vizekapitän nach einer halben Stunde gelb-rot gefährdet von Jorge Meré ersetzt wurde, gehören zum Berufsrisiko eines Innenverteidigers.
Die klare Ansage in Richtung Czichos lässt vermuten, dass auch Baumgarts Aussage zur Besetzung der zweiten Innenverteidiger-Position einen sehr hohen Wahrheitsgehalt besitzt. „Die Positionen neben Rafa ist noch offen“, rief der Trainer ein Triell zwischen Meré, Luca Killian und Timo Hübers aus.
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Ein Gedanke, der Baumgart noch einmal deutlich vor Augen führte, dass er vor dem Duell mit der noch sieglosen, aber auch erst einmal bezwungenen Eintracht, einige harte Entscheidungen in puncto Spieltagskader und Startelf-Nominierung treffen muss. So ist das, wenn ein Trainer personell nahezu aus dem Vollen schöpfen kann, denn dem FC fehlen am Samstag nur Tim Lemperle und Jannes Horn. Baumgart „Wir sollten uns alle freuen, dass wir die Möglichkeit haben, mit so vielen Spielern in die Partien zu gehen“, bewertete Baumgart die nahezu verletzungsfreie Zone „FC“ dann auch lieber positiv.