Köln – Steffen Baumgart war richtig gut gelaunt. Ob die gute Stimmung beim Chefcoach des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln am Kurztrip mit seinem Trainerteam nach Amsterdam lag oder daran, dass er mit dem Trainingsauftakt vor dem Spiel beim FC Augsburg (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) wieder seiner Lieblingsbeschäftigung auf dem Platz nachgehen konnte, sei mal dahingestellt. Festzuhalten bleibt vielmehr, dass der 50-Jährige keinerlei Nachwehen zeigte, was die eher unerfreulichen Ereignisse rund um das 3:1 gegen Arminia Bielefeld betraf.
Ondrej Duda musste zum Rapport bei Keller
Zum Beispiel die Suspendierung von Ondrej Duda: Der slowakische Nationalspieler hatte in der Schlussphase des Bielefeld-Spiels das Aufwärmen verweigert und wurde tags drauf bis zum Augsburg-Spiel vom Trainingsbetrieb bei den Profis ausgeschlossen. Duda trainierte am Dienstag mit der U21 und musste anschließend zum Rapport bei FC-Sportchef Christian Keller. Ein Gespräch, das offenbar die erhoffte Reaktion hervorrief. „Wir sollten das Ganze mal runterfahren. Wir sind hier beim Fußball und da gibt es viele Emotionen. Ondrej war enttäuscht und hat eine Reaktion gezeigt, die uns nicht gefallen hat. Nichts Böses oder Dramatisches, aber etwas worüber man reden muss und dann eine Entscheidung trifft“, erklärte Baumgart und fügte an: „Wenn alles normal läuft, ist er nächste Woche wieder dabei und alles wieder gut. Ondrej ist ein wichtiger Teil dieser Mannschaft und wird es auch bleiben. Und was im Sommer passiert, wissen wir alle nicht.“ Der FC-Trainer baut zudem auf Dudas Einsicht: „Manchmal tut es gut einen Schritt zurückzugehen und zu schauen, was man hat, und dass das nicht so schlecht ist.“
In Augsburg fast der gesamte Kader zur Verfügung
Baumgarts gute Laune könnte auch damit zu tun gehabt haben, dass ihm am Dienstag zwar eine Reihe Spieler fehlten, er aber davon ausgehen kann, dass ihm bis auf Duda in Augsburg der gesamte Kader zur Verfügung steht. Die größten Sorgen macht noch Jonas Hector. Der Kapitän hatte sich gegen Bielefeld eine Kopfwunde zugezogen und musste nach längerer Behandlung und dem Versuch mit einem Verband weiterzuspielen mit Verdacht auf Gehirnerschütterung vom Platz. Am Dienstag trainierte der 32-Jährige individuell. „Jonas soll ab Mittwoch wieder ins Training integriert werden. Wir rechnen ganz fest damit, dass er am Samstag dabei ist“, sagte Baumgart. „Wir müssen sehen, wie die Wunde am Kopf auf die Bewegungen im Training reagiert und wie der Heilungsprozess verläuft. Schmerzen hat er keine mehr.“ Die Abläufe während des Spiels seien mit Hector gut abgestimmt gewesen: „Wir lassen niemanden weiter spielen, bei dem wir ein schlechtes Gewissen haben müssen. Er hat dann ja auch signalisiert, dass es nicht geht.“
Neben Hector blieb auch sein Vertreter auf der Linksverteidiger-Position Jannes Horn am Dienstag draußen. „Eine Vorsichtsmaßnahme. Morgen soll er wieder dabei sein“, sagte Baumgart. Das gilt auch für Torjäger Anthony Modeste, der fehlte, weil er zur Beerdigung eines früheren Förderers in seine französische Heimat gereist war.
Ein Fragezeichen steht noch hinter Sebastian Andersson. Der Schwede unterzog sich einer weiteren Untersuchungen zu den Folgen seiner Corona-Infektion. „Wir warten auf seine Rückkehr“, zeigte sich Baumgart optimistisch, dass Andersson die Krankheit nun überstanden hat.
Das Leben mit der guten Tat
Mit der „vollen Kapelle“ soll bei Angstgegner Augsburg nicht nur ein besseres Ergebnis als beim 0:2 im Hinspiel herausspringen, sondern der nächste Schritt in Richtung Europapokal getan werden. Schon nach dem Bielefeld-Spiel hatte sich Steffen Baumgart Gedanken über den steigenden Druck im Bundesliga-Schlussspurt gemacht: „Es wird immer gesagt, wir haben alles erreicht, also können wir befreit aufspielen. So funktioniert Fußball aber nicht. Es gibt immer etwas zu erreichen. Es ist klar, dass die Jungs sich in einer Saison nicht immer am Limit bewegen können. Und sie zeigen über die gesamte Saison hinweg eine sehr gute Leistung. Deshalb fallen die kleinen Fehler auch mehr auf, weil sie es schon besser gemacht haben. Das Wichtigste ist deshalb ihre Einstellung und Bereitschaft. Damit können wir auch alles weitere lösen. Wir leben mit der guten Tat“, erklärte der Coach.
Positive Auswirkungen, die auch der Trainer spürt: „Für mich ist diese Form von Wucht neu. Was in dieser Stadt möglich ist, können wir jetzt erleben. Wir müssen lernen, damit umzugehen.“ Am besten mit guter Laune und einer Reise nach Amsterdam: „Eine schöne Stadt, ich war zum zweiten Mal da und werde sicher ein drittes Mal hinfahren.“ Womöglich im Europapokal und dann sogar mit der ganzen FC-Familie, oder Herr Baumgart? Aber Moment mal, Ajax Amsterdam spielt doch Champions League? „Haben wir neue Ziele oder was?“, antwortete der Trainer lachend und machte sich so schnell es ging vom Acker.