Köln – . Die wundersame Auferstehung von Anthony Modeste im Jahr 2021 hat zum Abschluss der Bundesliga-Hinrunde ihre Krönung gefunden. Der Franzose erzielte beim 1:0 (0:0)-Heimsieg gegen den VfB Stuttgart in der 88. Minute den ebenso erlösenden wie verdienten Siegtreffer. Durch das elfte Saisontor des 33-Jährigen haben die Geißböcke nach 17 Spielen überragende 25 Punkte auf ihrem Konto und überwintern als Tabellenachter und mit acht Zählern Vorsprung auf den Relegationsplatz. Es war das erste Punktspiel der Saison ohne Gegentor und das erste Mal, dass der FC 2021/22 zweimal in Folge gewinnen konnte.
Steffen Baumgart bot die gleiche Startelf wie beim 3:2-Erfolg am Dienstag in Wolfsburg auf. Eine Premiere im 19. Pflichtspiel dieser Saison, denn bislang hatte der FC-Trainer in Liga und Pokal von Partie zu Partie immer mindestens eine Änderung vorgenommen. Was gegen Stuttgart nicht nötig war, weil die unter der Woche angeschlagenen Salih Özcan und Anthony Modeste wieder einsatzbereit waren, Ellyes Skhiri und Dejan Ljubicic dagegen weiter fehlten. Das Spiel nahm einen flotten Auftakt und sah die Kölner gleich doppelt im Pech. Bevor Modeste den Ball ins Tor schob, hatte Vorbereiter Florian Kainz den Ball mit dem Arm mitgenommen (3.).
Flotter Auftakt und Köln gleich doppelt im Pech
Noch ärgerlicher war der zweite aberkannte FC-Treffer. Ondrej Duda konnte einer Halbfeld-Flanke von Benno Schmitz den entscheidenden Tick geben, so dass Modeste aus vier Metern zum Abschluss kam. Der Franzose scheiterte aber an der Brust von VfB-Keeper Florian Müller und stand dann dem 1:0 im Weg. Beim fulminanten Nachschuss des auffälligen Louis Schaub unter die Latte kam Modeste aus dem Abseits und behinderte Müller, weil er sich vor dem Torwart platzierte (10.). Schiedsrichter Bastian Dankert musste nach einem Hinweis von Videoassistent Günter Perl den Jubel der 15.000 Zuschauer im Rheinenergiestadion beenden und auf Freistoß für Stuttgart entscheiden. Steffen Baumgart riss sich vor Ärger und Enttäuschung die Schiebermütze vom Kopf (11.).
Modeste blieb das Pech in der ersten Halbzeit bis zum Schluss treu. Nachdem Kainz sich auf der linken Seite durchgetankt hatte, setzte der Torjäger seinen Kopfball aus fünf Metern rechts am Tor vorbei (41.). Weil auch Duda nach schöner Vorarbeit von Sebastian Andersson zu zentral abschloss und nur Florian Müller traf (22.), mussten sich die Gastgeber trotz eines klaren Chancenplus zur Pause mit einem 0:0 zufrieden geben.
Die Stuttgarter, gegen die der FC seit 21 Jahren zu Hause nicht mehr gewinnen konnte, spielten zeitweise zwar recht gefällig durchs Mittelfeld, blieben in der Spitze aber ziemlich harmlos. Die Abschlüsse von Mateo Klimowicz (12.) und Philipp Förster (18.) waren noch die besten, zwangen den Kölner Torhüter Marvin Schwäbe aber nicht zum Eingreifen.
Die Geißböcke kamen dann allerdings nicht gut in die zweite Hälfte. Nachdem Schaub unglücklich umgeknickt war, entschied sich Baumgart für einen Dreierwechsel und eine Systemumstellung. Mark Uth, Jannes Horn und Jan Thielmann kamen für Schaub, Andersson und Duda (57.). Horn übernahm hinten links, dafür rückte Kapitän Jonas Hector wie in Wolfsburg ins Zentrum, bildete dort aber mit Özcan fortan eine Doppelsechs.
Die Umstellungen gaben dem FC sofort klaren Auftrieb. Es brauchte aber acht Minuten bis zur ersten Möglichkeit der Geißböcke in der zweiten Hälfte. Hector bediente Modeste, der mit rechts aus acht Metern den Ball aber nicht aufs Tor bringen konnte (65.). Der 33-Jährige blieb der Unglücksrabe. Als er links im Strafraum frei an den Ball kam, zielte er wieder mit rechts, diesmal zu hoch (73.).
Während von den Stuttgartern offensiv weiter wenig zu sehen war, versuchten es die Kölner immer weiter. Nach einer Özcan-Flanke flog aber auch der Kopfball von Mark Uth knapp vorbei (83.). Der FC gab trotz des Chancenwuchers aber nicht auf. Und es gab kein besseres Sinnbild für dieses Spiel und die gesamte Hinrunde des 1. FC Köln, dass es Anthony Modeste war, der wie in Wolfsburg ganz spät nach einer Flanke von Kingsley Schindler per Kopf aus elf Metern den herrlichen Siegtreffer markierte (88.). „Mit dem Fuß hat es nicht geklappt, also musste ich es wieder per Kopf machen“, freute sich Modeste. Es war sein 55. Treffer für den FC, exakt so viele wie ein gewisser Lukas Podolski.
„Es zeichnet ihn aus, dass er wie das ganze Team immer dranbleibt“, lobte Steffen Baumgart seinen Torjäger, den er im Gegensatz zu seinen Vorgängern wieder in Form bringen konnte. „Es war sehr emotional. Heute vor drei Jahren ist mein Papa gestorben“, sagte der Siegtorschütze, nachdem er kurz zuvor hemmungslos in den Armen seines Trainers geweint hatte.