Der städtische Mobilitätsausschuss diskutiert erneut über die E-Scooter in Sankt Augustin. Auch in anderen Kommunen sind die Roller Thema.
Praktisch und ärgerlichSankt Augustin diskutiert über Zukunft der E-Scooter
Als wertvolles Zusatzverkehrsmittel sieht die Mehrheit der Mitglieder des städtischen Mobilitätsausschusses die E-Roller. Sie werden vorzugsweise als Bindeglied zwischen Auto und Bahn oder zum schnellen Zurücklegen von kurzen Strecken genutzt. Nun wurden die Ergebnisse einer Untersuchung des Nutzerverhaltens im Stadtgebiet vorgelegt.
Zwei E-Roller-Anbieter hatten dafür die Daten für je 150 Fahrzeuge geliefert. In der Zeit von Oktober 2021 bis März 2023 wurden 150.000 Fahrten mit mehr als 253.000 Kilometern zurückgelegt. Im Schnitt wurde jeder E-Roller mindestens einmal pro Tag genutzt, knapp drei Kilometer im Schnitt wurden zurückgelegt. Die Fahrzeit betrug etwa 8 Minuten für eine Strecke von 1,62 Kilometern.
Rhein-Sieg-Kreis: Wo gab es die größten Probleme?
Spitzenreiter ist nach wie vor falsches Parken der kleinen Zweiräder, etwa mitten auf dem Gehweg oder vor Ein- und Ausfahrten. Die Stadt hatte deswegen Bußgeld verhängt. Die Rolleranbieter mussten diese jedoch nicht bezahlen, da ihnen nicht nachgewiesen werden konnte, dass ihre Kunden die Roller dort abgestellt hatten. Theoretisch hätte ja ein Dritter einen korrekt geparkten Roller in böser Absicht verschieben können.
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Weitere neue Abstellflächen in der Stadt sollen nun dafür sorgen, dass die neuen E-Fahrzeuge besser platziert werden können. Auch Leihräder und Roller gehören neben den E-Rollern dazu. Diese Abstellflächen können auf Stellplätzen für Autos entstehen. Zwölf E-Roller können auf einem ehemaligen PKW-Stellplatz geparkt werden.
„Free-Floating“-Prinzip
In den übrigen Gebieten im Stadtgebiet wird ein Betrieb im „Free-Floating“-Prinzip beibehalten: Das heißt, dass Mieten und Rückgabe der Roller nicht an bestimmte Flächen gebunden sind. Wolfgang Köhler vom Aufbruch hält allerdings nichts von E-Rollern. Ihn ärgert, dass „sie überall rumstehen“.
Er habe sogar beobachtet, das sie leicht zu knacken seien. Ein Sechskantschlüssel und eine Kneifzange genügten. Die so bearbeiteten Gefährte seien zudem wohl nicht mehr von den Betreibern zu orten. „Bei mir steht einer mit durchgetrenntem Kabel schon seit Tagen rum.“ Die Anbieter müssten eine Lösung finden, fordert er.
Ein Roller je 200 Einwohner
Unterdessen hat eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Urbanistik (difu) und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ergeben, dass aktuell etwa elf Prozent der E-Roller-Fahrten Autofahrten ersetzen. Nimmt man dies als Berechnungsgrundlage, wurden in Sankt Augustin durch die 253.000 mit E-Rollern zurückgelegten Kilometer etwa 27.800 Pkw-Kilometer ersetzt.
Der Mobilitätsausschuss beschloss am Ende, dass ein Auswahlverfahren für einen Regelbetrieb durchgeführt werden soll. Dieser soll für die Dauer von 24 Monaten an zwei Anbieter vergeben werden. Die Anzahl der E-Roller soll dabei weiterhin auf 300 Stück beschränkt bleiben, verteilt auf die zwei Anbieter, also ein Roller je 200 Einwohner.
30 Euro als Jahresgebühr sind für den Anfang geplant. „Wir behalten uns aber vor, diese zu erhöhen“, betonte der Beigeordnete Rainer Gleß. Er reagierte damit auf den Wunsch einiger Ausschussmitglieder, die diese Gebühr langfristig als zu preiswert sahen.
Die Situation in anderen Kommunen
In Troisdorf gibt es 150 E-Roller eines Anbieters, der auch in Köln, Bonn, Siegburg, Sankt Augustin und Hennef vertreten ist. Probleme wegen wilden Abstellens gebe es nicht, so die Pressestelle auf Nachfrage. Abstellflächen seien nicht vorgesehen. Eine Auswahl um die Fußgängerzone herum sei geplant. Eine Jahresgebühr erhebt die Stadt zurzeit nicht.
In Siegburg ist derzeit nur noch ein Anbieter mit etwa 200 Rollern vertreten, und auch wenn „wildes Abstellen“ nicht gänzlich verhindert werden könne, gebe es nur wenig Beschwerden, teilte Kira Haasbach von der Stadt Siegburg mit. Derzeit laufe auch nur eine Testphase, im Sommersoll das Auswahlverfahren für eine dauerhafte Kooperation starten. Im nächsten Mobilitätsausschuss am Montag, 22. Mai, sollen einige Zahlen zu Rollern in Siegburg vorgestellt werden.
In Hennef gibt es 100 E-Roller eines Anbieters. Stadtsprecher Dominique Müller-Grote teilt mit, es gebe Beschwerden wegen falschen Parkens, Fahren auf Gehwegen, Fahren entgegen der Fahrtrichtung sowie Fahren mit mehreren Personen. Abstellplätze sind in Hennef ebenso wenig vorgesehen wie eine Jahresgebühr.
In Lohmar zog sich der Anbieter im Januar des vergangenen Jahres zurück, der noch 2021 rund 70 E-Tretroller vor allem im Ortszentrum im Einsatz hatte. Nur in den ersten Monaten habe es ein paar Beschwerden wegen falsch oder behindernd abgestellter Roller sowie zwei geringfügige Unfälle gegeben, teilte Stadtsprecherin Elke Lammerich mit. (vr)