Bewässerung, Sortenwechsel und mehrWie rheinische Bauern dem Klimawandel begegnen

Obstanbauer Roland Schmitz-Hübsch aus Bornheim
Copyright: Meike Böschemeyer
- Zwei Landwirte aus dem Rheinland und dem Eifelvorland berichten über die Folgen der Klimaveränderungen und welche Maßnahmen sie beim Anbau ihrer Produkte treffen müssen.
Bornheim/Swisttal – Häufiger vorkommende Starkregenunwetter, Hagelgewitter und vor allem lang anhaltende Trockenphasen machen den Landwirten und ihren Plantagen- und Feldfrüchten zu schaffen. Der Klimawandel macht logischerweise auch bei den Bauern in der Region nicht Halt. Die Rundschau hat einen Obstbauern und einen Ackerbauern befragt.
„In den letzten 50 Jahren hat sich der Blütezeitpunkt bei unseren Obstfrüchten im Kalenderjahr um etwa zehn Tage nach vorne verlagert.“ Obstbauer Roland Schmitz-Hübsch aus Bornheim-Merten könne das anhand eigener Aufzeichnungen belegen. Der Hof mache seit knapp 100 Jahren Klimaaufzeichnungen in jedem Jahr, und dort stehe es schwarz auf weiß, so der 47-Jährige. Ein Indiz, dass der Klimawandel schon seit Jahren Auswirkungen auf unsere Breiten hat. Es wird nicht nur stetig wärmer, hinzu kommen auch Wetterextreme wie vermehrte Gewitter mit Hagelschauer oder Starkregen und häufiger auftretende Trockenperioden.

Am Boden verlegte Wasserleitungen sorgen auch in Trockenphasen für das nötige Nass.
Copyright: Meike Böschemeyer
„Wir haben unseren Betrieb mit den Jahren an die neuen Verhältnisse angepasst mit Bewässerungssystemen und der Pflanzung von neuen Sorten“, erläutert Schmitz-Hübsch. Der Obstbauer hat dazu schon 2013 ein Regenauffangbecken von 100 mal 30 Meter, mit einem Gesamtvolumen von 10 000 Kubikmetern auf dem Hofgelände installiert. Damit verfüge er über ausreichend Wasser, um auch über längere Trockenperioden kostensparend bewässern zu können. Das Becken werde mit dem weichen und dadurch obst- und pflanzenschonenden Regenwasser von den Dächern des Hofes gespeist.
Großflächige Bewässerung der Felder meist unwirtschaftlich
Über diese Bewässerungsmöglichkeiten verfügt der Swisttaler Landwirt Johannes Brünker nicht. Er betreibt in der Hauptsache Ackerbau für Getreide, Zuckerrüben und Raps. „Eine großflächige Bewässerung der Felder wäre bei unseren Anbauprodukten zumeist nicht wirtschaftlich“, so Brünker, der sich ehrenamtlich auch als Kreisbauernvorsitzender für den Rhein-Sieg-Kreis engagiert. Aber es gebe andere Möglichkeiten, sich auf die veränderten Klima- und Wetterbedingungen einzustellen: zum Beispiel mit dem Einsatz widerstandsfähigerer Züchtungen oder einem Anbau-Mix von früh- und spätreifenden Getreide-Sorten, um das Ernterisiko durch anhaltende Trockenphasen oder anderen Extremwetterlagen abzumildern.

Frostnetze schützen auch gegen intensive Sonneneinstrahlung,
Copyright: Meike Böschemeyer
„Wir haben bei der Zuckerrübe durch neue Züchtungen das Ertragspotenzial bei schwierigen Wetterbedingungen in den letzten Jahren sogar steigern können. Die Forschung hilft uns hier“, erläutert Brünker. Und der Raps zum Beispiel biete den Vorteil, dass er durch seine lange Wachstumsperiode von zehn bis elf Monaten in den feuchten Jahresabschnitten genügend Wasser und Nährstoffe speichere. Davon könne er bis zur Ernte im August zehren. Zudem seien Maßnahmen wie die Anpflanzung von so genannten Zwischenfrüchten zur Wasserspeicherung in den Böden grundsätzlich eine gute Idee.
Bekannte Apfel „Cox Orange“ wurde ganz aussortiert
Auch der Obstbauer Schmitz-Hübsch setzt auf die Pflanzung anpassungsfähigerer Obstsorten, um die negativen Folgen des Klimawandels zu mildern. „Die bekannte Apfelsorte Cox Orange hatte bei uns früher einen Anteil von rund 60 Prozent. Seit 2013/14 haben wir sie ganz rausgenommen.“ Sie vertrage das trockener werdende Klima nicht, was bei der Einlagerung große Probleme bereitete. „Die Äpfel bekamen braune Stellen – auch im Fruchtfleisch“, so Schmitz-Hübsch. „Wir verwenden daher mittlerweile die Sorte Rubinette, eine Kreuzung aus dem Cox Orange. Dieser Apfel ist bis Februar im darauffolgenden Jahr ohne Probleme haltbar.“ Die neueste Sorte im Sortiment des Mertener Obsthofs ist eine Apfelsorte aus den USA, der Snap Dragon. Ein knallroter Apfel, der süß, saftig und sehr knackig ist – dazu gut gelagert werden kann.

Gespeist werden die Bewässerungssysteme durch ein Regenwasserbecken.
Copyright: Meike Böschemeyer
Um diese neuen Sorten einkaufen und vermarkten zu können, hat Schmitz-Hübsch zusammen mit anderen lokalen Obstbauern extra eine Firma gegründet. „Als einzelner Bauer hat man im Grunde keine Chance, die Lizenzrechte für diese Sorten zu bekommen.“
Landwirt Johannes Brünker denkt noch in eine andere Richtung. Er wünscht sich mehr von der Wissenschaft begleitete Praxistests für wassersparende und klimaschonende Anbausysteme in den Einzelbetrieben. „Der Staat sollte das finanziell fördern. Denn wenn jeder Bauer seine Ideen auf Testflächen ausprobieren und überprüfen könnte, hätten von den Ergebnissen alle etwas davon.“ Die Bauern seien doch Teil der Lösung, wirbt Brünker. Diese Sichtweise komme ihm in der öffentlichen Diskussion oft viel zu kurz.
Anhaltende große Hitze bringt zusätzliche Probleme
Beim Mertener Obstbauern sorgt auch die in den vergangenen Jahren häufiger auftretende anhaltende Hitze für weitere Probleme: Das Stichwort ist der Obst-Sonnenbrand. „Bei Temperaturen von über 35 Grad Celsius fängt das Fruchtfleisch unter der Schale an zu ,kochen’. Das Obst ,verbrennt’ und ist damit hinüber. Unsere grauen Hagelschutznetze haben den günstigen Nebeneffekt, dass sie den Obstpflanzen Schatten und damit auch ein paar Grad Kühlung bieten“, erklärt Schmitz-Hübsch. Die Wirksamkeit werde gerade bei empfindlichen Sorten ausgetestet. Bei rund 30 Hektar bedeuten diese Netze, die in erster Linie Schutz gegen den für Obst fatalen Hagel bieten, eine große Investition für einen Hof wie den des Mertener Obstbauers. „Wir reden hier von 15 bis 20 000 Euro pro Hektar“, so Schmitz-Hübsch.
Das könnte Sie auch interessieren:
Wogegen jedoch kein Kraut gewachsen ist, sind Schäden aufgrund von Orkan- oder Tornado-Stürmen. „Inwieweit die Folgen solcher sich wahrscheinlich häufenden Ereignisse abgesichert werden, könnte in Zukunft noch ein wichtiges Thema werden“, so Schmitz-Hübsch.