Sexueller Übergriff an KarnevalVor dem Amtsgericht steht es Aussage gegen Aussage
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Am Karnevalsfreitag vergangenen Jahres soll es zu einem sexuellen Übergriff in Wiesdorf gekommen sein.
Ein 19-jähriger Leverkusener wird beschuldigt, ein heute 16-jähriges Mädchen in seiner Wohnung angefasst und bedrängt zu haben.
Er sagt, er habe dem alkoholisierten Mädchen nur helfen wollen und sie nicht angefasst.
Vor dem Amtsgericht Leverkusen steht es nun Aussage gegen Aussage.
Sexueller Übergriff – so lautet die Anklage gegen einen 19-jährigen Leverkusener, die am Dienstag vor dem Amtsgericht in Opladen verhandelt wurde. Dem gebürtigen Iraker Kalil A. (alle Namen geändert, Anm.d.Red.) wird vorgeworfen, die heute 16-jährige Lisa gegen ihren Willen in seiner Wohnung angefasst und bedrängt zu haben.
Ausgangspunkt für die Geschehnisse ist die Rathaus-Galerie in Wiesdorf. Am 1. März 2019, dem Karnevalsfreitag, hielt sich Lisa dort mit einigen Freunden auf. Zuvor hatten sie gemeinsam im Skaterpark Sekt und Bier konsumiert.In der Galerie wollten die Jugendlichen die Toilette benutzen, zudem fühlte Lisa sich nicht gut. Laut eigener Angabe habe sie aufgrund einer Vorerkrankung von Zeit zu Zeit mit Kopfschmerzen und Übelkeit zu kämpfen – der Angeklagte und die zwei geladenen Zeugen, Lisas Freunde, gaben jedoch zu Protokoll, dass sie deutlich alkoholisiert gewesen sein soll.
Vor der Stadtbücherei traf Lisa zufällig auf Kalil. Beide kannten sich aus flüchtigen Begegnungen im Bus und hatten eine kurze Zeit lang freundschaftlichen Kontakt über Instagram. Als der Angeklagte nach der Begrüßung erkannte, dass es dem Mädchen nicht gut ging, bot er ihr an, sich in seiner nahe gelegenen Wohnung auszuruhen. „Ich wollte ihr nur helfen“, äußerte der Angeklagte mithilfe eines Dolmetschers. Das Mädchen willigte in das Angebot ein – wohl auch, weil sie aus Angst vor ihren strengen Eltern nicht betrunken Zuhause erscheinen wollte. Lisas Freund Yusuf begleitete sie noch zur Wohnung von Kalil.
„Ich bin nicht in dieses Land gekommen, um Probleme zu machen.“
Stimmen die Aussagen bis zu diesem Zeitpunkt weitestgehend überein, steht in der Schilderung der folgenden Ereignisse Aussage gegen Aussage. Nachdem Yusuf gegangen war, schlief Lisa zunächst etwa eine halbe Stunde. Kalil gibt an, sie sei danach erwacht und ins Bad gegangen. Dann habe sie sich bei ihm bedankt und beide hätten sich mit Küsschen rechts und links verabschiedet. Er beteuert, sie nicht angefasst zu haben: „Ich bin nicht in dieses Land gekommen, um Probleme zu machen. Ich will mir hier ein besseres Leben aufbauen.“
„Ich habe ihm mehrmals gesagt, er soll aufhören.“
Lisa schildert unter Tränen jedoch einen gänzlich anderen Hergang. Sie sei aufgewacht, als Kalil auf ihr gelegen habe. Er habe sie am Hals geküsst, ihren Pullover hochgeschoben und sie am BH berührt, außerdem habe er ihr an der Jeans in den Intimbereich gefasst. „Ich habe ihm mehrmals gesagt, er soll aufhören. Aber ich konnte ihn nicht von mir wegschieben“, erzählt sie. Erst als ihr Handy klingelte, habe Kalil von ihr abgelassen. In Panik habe sie die Wohnung verlassen.
Prozess wird fortgesetzt
Nach einer polizeilichen Untersuchung wurden an Lisa Speichelspuren von Kalil gefunden. Ob die Abstriche vom Hals oder der Wange genommen wurden und die Spuren daher von einem Kuss oder der Verabschiedung herrühren, blieb ungeklärt. Die zuständige Polizistin muss dazu nach einstimmiger Meinung der Richterin, der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung noch befragt werden. Der Prozess wird daher in zwei Wochen fortgesetzt.