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Prozess um Messerstecherei in AlkenrathAngeklagter wollte seine Mutter beschützen

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Angehörige, Freunde oder Nachbarn haben am Tatort an der Wilhelm-Leuschner-Straße Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet.

  1. Im März war ein Mann in Alkenrath erstochen worden. Nun sagt der Angeklagte aus.
  2. Er habe nur seine Mutter beschützen wollen, behauptet er.
  3. Der Angeklagte konsumiert Drogen in umfangreichem Maß, bei dem Streit ging es um die Wohnung und Alkohol.

Leverkusen – Zwölf bis 14 Joints am Tag, das entspricht ungefähr drei bis fünf Gramm Cannabis – das ist die Ration eines einzelnen Tages von Timon T. (Namen geändert). Kriegt er nicht genügend Drogen, „werde ich sonst aggressiv“, erklärt der 20-Jährige am Donnerstag vor dem Landgericht Köln. Hier wurde der Prozess um Totschlag fortgesetzt.

Timon T. soll einen 23-Jährigen in Alkenrath vor einem Wohnhaus auf der Wilhelm-Leuschner-Straße mit Messerstichen so schwer verletzt haben, dass er starb.

Es geht um den 28. März: Corona-Lockdown-Hochphase. Trotzdem will sich T. nicht nehmen lassen, seine Freunde zu sehen. Übernachtet hatte bei ihm – schon den ganzen Monat – ein Bekannter, Markus B. Ein Kumpel, wie er das spätere Opfer beschreibt. Markus B. nimmt Drogen: Marihuana, aber auch mal Kokain, und vor allem trinkt er viel, war schon mal in der Klinik deswegen. Aus seiner Wohnung ist er rausgeflogen, nun findet er bei Timon T. Unterschlupf, zahlt ihm sogar Stromgeld, 100 Euro im Monat. Und trinkt weiter, nach Aussage von T. Dem das gar nicht gefällt, schildert er vor Gericht: Er sei gläubiger Muslim, er wolle mit Alkohol nichts zu tun haben und wollte daher Markus B. aus der Wohnung haben.

Ärger mit Nachbarn

Immer, wenn B. getrunken hätte, sei er laut geworden und die Nachbarn hätten sich beschwert, beschreibt der Angeklagte weiter. Dann habe das aber nichts mit Religion zu tun, fragte der Staatsanwalt, sondern viel mehr mit der Tatsache, dass der Angeklagte durch den Lärm keinen Ärger mit Nachbarn oder womöglich hinzugerufener Polizei haben wolle wegen seines Drogenkonsums, mutmaßt der Staatsanwalt. So recht kann sich der 20-Jährige nicht erklären.

Den Streit, in dessen Verlauf es zu der tödlichen Attacke kam, beschreibt Timon T. so: Markus B. wollte weiter in seine Wohnung eingelassen werden, er habe ihn beschimpft, sagt Timon T, er sei betrunken gewesen, dann wurde geschubst und die Fäuste kamen hinzu. T. floh in seine Wohnung, als er im Hof seine Mutter schreien hörte, habe er gedacht Markus B. würde sie angreifen. „Ich wollte meine Mutter beschützen.“Er griff sich ein Messer, rannte nach unten, der Streit schaukelte sich auf und Timon T. stach zu.

Als er später erfahren hatte, dass sein „Kumpel“ tot ist, habe er sich umbringen wollen, sagt T. „Ich wollte ihn nicht abstechen“, wiederholt er. Er habe gute Gespräche mit ihm führen können, beide hatten ein Elternteil verloren. Der Prozess am Landgericht wird fortgesetzt.