Ruppichteroth – Eine kleine blaue Blume ist der Star im einstigen Kalksteinbruch von Hänscheid. „Ein Fransenenzian, den es im Bergischen Land nur hier gibt“, wie Heinz Schumacher erklärt.
Die Pflanze, die sich auf basischem Boden wohlfühlt, hat bislang nur vereinzelte Bewunderer: die Naturschützer, die das Areal pflegen.
Doch Enzian, daneben Oregano, wilde Erdbeeren, Zypressen-Wolfsmilch und Herbstzeitlose könnten bald ihren großen Auftritt haben. Heinz Schumacher plant für die Gemeinde den Themenweg „Auf den Spuren von Kalk und Erz“, deren Gewinnung für die Bevölkerung im Bröltal jahrhundertelang eine große Rolle spielte. Die Route führt vorbei an Steinbrüchen, Stollen und Kalköfen, zu alten Spülteichen, Gruben und eingestürzten Schächten.
„Ruppichteroth hat ein großes touristisches Potenzial, das leider weitgehend brach liegt.“ Diese Ansicht teilt der ehrenamtliche Umweltbeauftragte mit zahlreichen Einwohnern, die im Herbst 2011 einer Einladung von Bürgermeister Mario Loskill folgten. Rund 70 Bürger wollten Vorschläge für neue, attraktive Wanderwege machen. Man traf sich in diversen Arbeitsgruppen, um das Wegenetz zu überarbeiten, „aber im Frühjahr 2012 verlief die Sache im Sande. Die Verwaltung war mit dem Huwil-Gelände beschäftigt“, so der 69-Jährige. „Und auch jetzt fehlt es an Personal und Geld.“
Zwar muss für die neue Route kein Kubikmeter Erdreich bewegt werden, setzt sie sich doch zusammen aus Teilen alter Wanderwege, die noch vom Sauerländischen Gebirgsverein markiert wurden. Doch drei kurze Abschnitte führen über privaten Grund. Einzelne Wanderer können diese Waldgebiete jetzt schon durchqueren, für geführte Gruppen stellt sich allerdings die Frage der Haftung.
Um Klärung müsste sich die Gemeinde ebenso kümmern wie um Hinweistafeln, die markante Punkte dieser Route säumen sollen. „Schilder mit wenig Text, aber guten Fotos zur Industriegeschichte und zur Natur“, so Schumacher. Markiert werden könne die Route von ehrenamtlichen Helfern.
Start und Ziel ist der Parkplatz an der Grundschule in Schönenberg. Von da aus verläuft der zwölf Kilometer lange Weg in zwei großen Schleifen zuerst rund um Hänscheid, anschließend über Herrenbröl und Scheid auf die nördlich gelegenen Höhenzüge von Ruppichteroth und wieder zurück. Fernblick ist garantiert, dazu die Begegnung mit artenreicher Flora und Fauna in den Naturschutzgebieten „Wälder auf Kalk“ und „Auf der Scheidthecke mit Hoverbachtal“. „Ein Drittel der Strecke führt über teils feuchte Wirtschaftswege oder Pfade, der Rest besteht aus geteerten Wegen“, so Schumacher. Dennoch stelle die Route wegen der Höhenunterschiede Ansprüche an die Kondition. Und streckenweise auch an die Trittsicherheit: So schlängelt sich ein Pfad von der Hochebene in Hänscheid steil ins Bröltal. Ihn haben die Einwohner schon vor Jahrzehnten genutzt, um zum Schönenberger Sportplatz zu gelangen.