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Prozess in BonnHaftstrafen für drei Männer nach bewaffnetem Überfall auf Troisdorfer Firma

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Die Polizei setzte bei der Spurensicherung nach dem Überfall auch einen 3D-Scanner ein.

Mehrere bewaffnete Männer hatten eine Spedition in Troisdorf an der Josef-Kitz-Straße überfallen. Die Polizei setzte bei der Spurensicherung nach dem Überfall auch einen 3D-Scanner ein.

Im Februar hatten die Angeklagten und zwei Jugendliche mit Waffengewalt ein Logistikunternehmen überfallen.

Der Raubüberfall auf ein Logistikunternehme in Troisdorf am 7. Februar 2024 war bis ins Detail geplant: Denn der Initiator des Verbrechens kannte sich am Tatort exzellent aus. Zwei Jahre lang hatte der 39-Jährige für die Firma in Troisdorf gearbeitet, bis Corona ihn beruflich weiterziehen ließ.

Trotz der minutiösen Planung war der Raubüberfall für die fünf Täter eher ein Reinfall. Denn die erwartete Beute über 50.000 Euro hatten sie keineswegs gemacht. Zudem konnte das Quintett schnell festgenommen werden - und hat am Freitag die strafrechtliche Quittung bekommen. Das Bonner Landgericht hat die fünf Angeklagten wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes, gefährlicher Körperverletzung sowie Bedrohung zu empfindlichen Haft- und Jugendstrafen zwischen zwei und sechs Jahren verurteilt. Nur die beiden Jugendlichen im Alter von 14 und 15 Jahren bekamen noch eine Bewährung.

Raubüberfall auf Logistikunternehmen in Troisdorf: Die Angeklagte bedrohten drei Männer mit Waffen

„Das war schon die hohe Schule der Kriminalität, was da abgezogen wurde“, stellte der Kammervorsitzende Wolfgang Schmitz-Justen in der Urteilsbegründung fest. Der Tippgeber, damals in finanziellen Nöten, habe sich an seinen früheren Arbeitgeber erinnert, habe sich an einen alten Kumpel - einen 20-jährigen Intensivtäter - gewandt, ihn in seinen Plan eingeweiht und ihn beauftragt, Mittäter für den Raubüberfall zu suchen. Schließlich fand er einen 32-Jährigen, „ein gereifter Berufsverbrecher“, so Schmitz-Justen, der seit seinem 14. Lebensjahr Straftaten begangen hatte. In Ermangelung weiterer Zusagen von kriminellen Profis wurden noch die „beiden Kinder“ gefragt, die leicht manipulierbar gewesen seien: Sie wurden mit der zu erwartenden hohen Beute geködert, an der sie zu je einem Fünftel beteiligt werden sollten, und mit Schlagstock sowie Pistole ausgerüstet.

In der Tatnacht dirigierte der Tippgeber die vier vermummten Räuber, mit Einmalhandy ausgestattet, aus dem Hintergrund: So hatte er sie angewiesen, morgens um vier Uhr vor dem Rolltor zu lauern, bis der erste Transport-Sprinter vorfuhr. „Bis dahin lief noch alles nach Plan“, so berichtete Schmitz-Justen weiter von den Ereignissen, die nach Auffassung des Gerichts so stattgefunden hatten, „dann aber geriet alles ins Rutschen, als statt einem Mitarbeiter gleich drei vor Ort waren.“ Die vier Frontmänner seien ins Schwitzen gekommen. Entsprechend gewalttätig traten sie auf, bedrohten die drei Männer (48, 47 und 45 Jahre) mit den Pistolen, schlugen und fesselten sie mit Paketband.

Das ganze eskalierte schließlich, als sie die versprochenen „Safebags“ (Geldtaschen) nicht fanden, in denen die hohe Beutesumme sein sollte. In ihrer Panik entrissen sie dem Kurierfahrer den Autoschlüssel und flüchteten mit dem Sprinter, in dem Pakete mit Munition, Medikamenten, Schreckschusswaffen und auch 50 Kfz-Briefe im Wert von rund 10.000 Euro gelegen haben sollen.

Raubüberfall auf Troisdofer Unternehmen wurde von dem Überwachungssystem aufgezeichnetz

„Das ganze war ein Schlag ins Wasser“, hatte einer der Verteidiger im Prozess das kriminelle Unternehmen bezeichnet. Denn die Polizei konnte trotz aller Vorsichtsmaßnahmen des Quintetts den gestohlenen Sprinter doch orten und schon am Morgen den 32-Jährigen in Bonn-Tannenbusch festnehmen. Der legte ein umfassendes Geständnis ab und verriet auch die Mittäter. Da der Raubüberfall von einem Überwachungssystem in der Halle aufgezeichnet worden war, hatte das Gericht keinerlei Beweisnot.

Er habe nicht gewusst, dass da Waffen im Spiel gewesen seien. Mit dieser Einlassung hatte der Tippgeber noch versucht, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Aber das glaubten ihm die Bonner Richter nicht. „So naiv sind wir nicht“, entgegnete Schmitz-Justen. Schließlich sei er der Initiator des Coups gewesen, habe die führende Rolle in der Tatplanung und sollte ebenfalls zu einem Fünftel beteiligt werden. „Sie sind, genau wie alle anderen, ein Mittäter.“