Troisdorf – „Kennen Sie die rheinische Fruchtfolge?“ fragt Reiner Lindlahr am Telefon. „Acker, Kiesgrube, Bauland“ ist die Auflösung; ein klassisches Beispiel ist für den Zündorfer die jüngere Geschichte des Krötenweihers in Spich. Wie berichtet, lässt der Internetriese Amazon jetzt dort ein neues Verteilzentrum errichten.
Jahrelang hätten er und Mitstreiter vom Bürgerverein sich für eine Umgehung stark gemacht, berichtet Reiner Lindlahr. Der Verkehr aus dem Rhein-Sieg-Kreis sollte nicht mehr durch Porz zur Autobahn geführt werden. Eine Verbindung durch das Areal der Spicher Seen in Richtung Belgische Allee und von dort zur A 59 aber sei mit dem „Totschlagargument“ des Artenschutzes verworfen worden.
Nun aber baue Amazon das neue Lieferzentrum genau dort. „Wir haben uns gewundert“, beschreibt Lindlahr seine Reaktion auf das Verschwinden des Baggersees. Bereits 2004 hatte eine Arbeitsgemeinschaft aus dort ansässigen Firmen beantragt, die drei Spicher Seen zuschütten zu dürfen. Ein Ansinnen, das der Rhein-Sieg-Kreis als zuständige Untere Landschaftsbehörde zunächst ablehnte.
Kritisch hatte auch der BUND Rhein-Sieg das Vorhaben begleitet, eine Umweltverträglichkeitsprüfung wiederholt gefordert. Die Sache ging vor Gericht, am Ende schlossen zwei der Firmen einen öffentlich-rechtlichen Vertrag mit dem Rhein-Sieg-Kreis. Unter anderem verzichteten die Antragsteller darauf, alle drei ehemaligen Baggerseen zuzuschütten. Am 1. Dezember 2014 wurde schließlich die Genehmigung zur Beseitigung des Krötenweihers erteilt.
„Abenteuerlich“ nennt es Reiner Lindlahr, dass der Artenschutz nun „keine Rolle mehr spielte“. Außerdem sei der teure Umbau der Kreuzung B 8/ Belgische Allee aus Steuermitteln finanziert worden, zugunsten eines Unternehmens „das in Deutschland so gut wie keine Steuern zahlt“. Die neu angelegte Straße führe lediglich zu einem Betonwerk und in den Zündorfer Weg, die Hoffnung auf Entlastung vom Verkehr bleibe dabei auf der Strecke, beklagt Reiner Lindlahr.
„Das ganze Gebiet ist für den Artenschutz extrem spannend“, sagte Achim Baumgartner vom BUND. Ohne Umweltverträglichkeitsprüfung sei damals die Entscheidung für Gewerbeansiedlung gefallen, dabei habe ja Troisdorf andernorts solche Flächen. „Das war planerisch nicht abgesichert“, anstelle einer koordinierten Raumordnung sei ein Gerichtsentscheid getreten. Die Ausweisung eines Biotopstreifens am westlichen Rand des ehemaligen Weihers findet Baumgartner ungenügend. „Naturschutz geht nicht auf Restflächen“; es gelinge nicht überall, die verdrängten Arten umzusiedeln.