In Sankt Augustin-Niederpleis war Sankt Martin auf dem Segway unterwegs, in Troisdorf ist seit vielen Jahren das Pferd Gitano im Einsatz.
TraditionPferd Gitano geht seit Jahren im Martinszug in Troisdorf-Spich

Helga Huber stellt seit 25 oder 30 Jahren – „das weiß ich selbst nicht mehr sicher“– die Pferde für den Spicher Martinszug. Aktuelles Martinspferd ist der 23 Jahre alte Gitano, mit dem sie pro Jahr zwischen fünf und sieben Martinszüge bestreitet.
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Wenn sich am Samstag der Spicher St. Martins-Zug in Bewegung setzt, wird Simon Büscher, wie nun schon seit mehr als zwei Jahrzehnten, den Heiligen hoch zu Ross darstellen. Und er wird wieder auf einem Pferd von Helga Huber sitzen. Die gebürtige Kölnerin, die heute in Seelscheid lebt, führt ebenfalls seit Jahrzehnten schon eines ihrer Tiere als Martinspferd.
Als Büschers Vorgänger nicht mehr in den Sattel stieg, fehlte auch das Pferd für den jährlichen Laternenumzug. „Da haben mich die Spicher irgendwann mal gefragt“, erinnert sich Helga Huber. Von 1980 bis 2013 lebte sie in Spich. „Und dann haben wir hier, in Seelscheid, unser Paradies gefunden“, sagt sie mit Blick auf Weide, Paddock und Unterstand.
Tradition in Troisdorf: Schon Gitanos Vater war Martinspferd im Spicher Zug
Drei eigene Pferde stehen hier, „alles Oldies“: Cartouch, der im Januar 40 Jahre alt wird und auch schon im Spicher Zug mitwirkte. Gitano, dessen Vater Gamil auch Vorgänger als Martinspferd war und der mit inzwischen 23 Jahren auch schon viel Erfahrung als Martinspferd mitbringt. Neuzugang ist Schimmel Dulce.
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„Der wäre ein schönes Martinspferd“, sagt Helga Huber. Denn „er ist eigentlich cool und Rummel macht ihm nix aus.“ Sitzt aber ein Reiter im Sattel, ist es vorbei mit der Entspanntheit. „Man weiß nicht, was er für Erfahrungen gemacht hat“, zeigt Helga Huber Verständnis: Vor einem Jahr erst kam Dulce aus Spanien nach Seelscheid, „mehr so ein Mitleidskauf“ der 65-Jährigen.

Seit vielen Jahren reitet Simon Bücher als Sankt Martin im Spicher Martinszug; ebenso lang stellt Helga Huber die Pferde für den Heiligen.
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Was ein geeignetes Martinspferd mitbringen muss? „Ein gutes Selbstbewusstsein und eine gewisse Coolness“, nennt Helga Hubert als Voraussetzungen. Gerade bei ihrem 23 Jahre alten Gitano habe sie oft das Gefühl „je mehr Leute, umso lieber mag er das.“
Aber „es ist und bleibt ein Pferd“, das sich eben auch mal erschrecken kann. Erstaunt ist sie daher, wie unbedarft Eltern und Kinder sich manchmal verhielten. Passiert sei aber noch nie etwas, sagt sie – und klopft schnell auf das Holz der Stallwand.
Fünf bis sieben Züge absolvieren Helga Huber und ihr Gitano im Jahr
Längst sind Helga Hubert und ihr Gitano nicht mehr nur in Spich fester Bestandteil des Martinszuges. „Das spricht sich so rum“, schnell kamen die Anfragen auch von Kindergärten. Fünf bis sieben Züge sind es im Jahr, nur in Spich übrigens sattelt sie das Pferd für einen St. Martin. „Es gibt mehr Martinas“, hat sie festgestellt.
Ein gutes Team sind auch Romina Pasquale, eine ehemalige Reitbeteiligung Hubers, und Gitano. Aber immer führt sie selbst das Pferd. „Das ist mir lieber und sicherer“, so habe sie das mehr im Griff als im Sattel sitzend. Von Beruhigungsmitteln für die Pferde hält Huber nichts, „In den allerersten Jahren haben wir das tatsächlich mal gemacht“; das Resultat sei aber „nicht schön“ gewesen. „Wie in Zeitlupe“ hätten sich die Tiere bewegt.
„Man kann das sicher nicht mit jedem Pferd machen“, stellt Helga Huber fest, die seit ihrem neunten Lebensjahr reitet. Aber „ich würde behaupten, für meine Pferde ist das kein Stress.“ Als ein „tolles Erlebnis“ hat sie die St. Martins-Züge der eigenen Kindheit in Erinnerung, für die Entscheidung, im Niederpleiser Zug auf Pferde zugunsten von Segway-Rollern zu verzichten, hat sie wenig Verständnis. „Vielleicht ist das der Lauf der Dinge“, sagt sie. „Aber mit der Sage hat das nix zu tun.“