Troisdorf/Köln – In Spich will das Kunststoffunternehmen Igus ein neues Zentrum für Start-ups aus dem Firmenumfeld bauen. „Es gibt viele Einfälle im technischen Bereich; wir würden den Erfindern gerne dafür ein Forum bieten“, sagt Geschäftsführer Frank Blase. Er möchte Mitarbeitern aus dem eigenen Unternehmen eine Möglichkeit geben, ihre Ideen zu realisieren: „Dazu brauchen wir Flächen.“
Igus ist weltweit bekannt für Produkte, die früher aus Stahl hergestellt wurden. „Unsere Kunststoffe habe eine gute Ökobilanz“, betont der Geschäftsführer. In der Herstellung würden 50 Prozent weniger Erdöl verbraucht als bei ähnlichen Produkten aus Stahl und 70 Prozent weniger als bei Aluminium.
Auch beim 3D-Druck ist Igus schon sehr weit bei mehreren Entwicklungen. Kunststoffkugellager, Zahnräder und Roboter sind das Arbeitsgebiet. Deshalb soll an der Bundesstraße 8 in Spich das neue Forschungszentrum entstehen, in dem auch direkt produziert werden kann. „Viele Start-ups haben sich schon angemeldet. Ich bin zuversichtlich, dass wir dort viele neue Dinge entwickeln können“, berichtet Blase.
Das Grundstück direkt neben der Bahnlinie ist zurzeit noch ein Acker. Dort soll das neue Innovationszentrum Platz finden. Erste Pläne dazu wurden im zuständigen Ausschuss des Stadtrates von Troisdorf vorgelegt. Mit Enthaltung der Grünen wurde beschlossen, dass dort gebaut werden könnte.
Bürgermeister Alexander Biber zeigt sich begeistert, dass „hier eine Ideenschmiede entsteht, die sicher bald sehr bekannt sein wird“. Nun muss noch der Stadtrat einer Änderung des Flächennutzungsplanes zustimmen. Das gilt jedoch als sicher.
In einer Garage gegründet
Nicht nur Amazon, Google und Apple haben ihre ersten Schritte zum Weltunternehmen in einer gewöhnlichen Garage gemacht, auch Igus-Firmengründer Günter Blase gründete seine Firma in einer Garage.
1964 war das entscheidende Jahr. Blase startete mit einer Spritzgussmaschine die Herstellung von komplexen technischen Kunststoffprodukten. Sie hatten den Vorteil, dass sie im Gegenteil zu Stahl keine Gleitmittel brauchten.
1985 wurde die erste Niederlassung in den USA gegründet.
1994 zog das Unternehmen an seinen jetzigen Standort in Porz-Lind, genau an der Grenze zu Troisdorf-Spich.
Weltweit arbeiten inzwischen mehr als 3800 Mitarbeiter in dem Unternehmen. (vr)
In dem neuen Gebäude soll auch ein Fahrrad entwickelt werden. Das ist eine Idee des Igus-Geschäftsführers. Blase hatte beobachtet, dass vor allem Räder, die in Küstennähe genutzt werden, schnell rosten. „Da kam mir die Idee, alle Teile aus Plastik herzustellen“, berichtet er. In den Niederlanden gab es eine Firma, die schon Rahmen und Räder aus diesem Material fertigte. Das Start-up Dutchfiets produzierte aus recyceltem Kunststoff.
Das Unternehmen setzt bewusst nicht wie andere Hersteller auf Holz oder Aluminium. „An die Verschleißteile hatten sie sich nicht rangetraut“, schildert Blase. Lager und Ketten seien noch aus Stahl gewesen. Für die Tüftler von Igus eine echte Herausforderung. Blase wurde sich mit Dutchfiets einig. Nun soll in Spich am Fahrrad der Zukunft gearbeitet werden.
Für Blase ist es wichtig, dass möglichst viele Teile vor Ort produziert werden können. „Eigentlich fast alle Hersteller bekommen ihre Komponenten zurzeit aus China“, erläutert der Geschäftsführer.
Ein echtes Fahrrad „Made in Germany“ gebe es daher nicht. Das habe man in der Pandemie gemerkt. Viele Hersteller hätte lange Lieferzeiten und schnell an Ersatzteile sei fast gar nicht zu kommen. Das soll sich alles ändern. Allerdings ist Blase mit Prognosen noch vorsichtig. „Ich denke, dass wir gegen Ende des Jahres einen ersten Prototyp vorstellen können“, schätzt er.
Sollte sich das Fahrrad bewähren, könnte es auch in dem neuen Innovationszentrum gebaut werden. 20.000 Quadratmeter Fläche soll es haben, bis zu 500 Menschen könnten dort arbeiten und produzieren.