Troisdorf – Groß war das Interesse, gut 400 Personen dürften es gewesen sein, die am Mittwochabend das Spicher Bürgerhaus füllten.
Ob der Informationsgewinn für irgendeinen der Teilnehmer am Ende ähnlich groß war, darf freilich bezweifelt werden. Zu tief waren die Gräben zwischen Podium und Publikum, zu gegensätzlich die Positionen zu denen auch der Bürgerinitiative Naturfreunde Troisdorf.
Noch einmal erläuterte Detlef Heine für die Betreibergesellschaft Mineralplus, die in Spich die Deponie für mineralische Sonderabfälle betreibt, deren Bemühungen, einen sicheren und störungsfreien Deponiebetrieb zu gewährleisten. 700 Euro, so Heine, habe beispielsweise jede einzelne der Zauneidechsen gekostet, die das Unternehmen habe umsiedeln lassen, um Auflagen des Naturschutzes zu erfüllen.
Noch in diesem Jahr werde der Bau von Abschnitt 5.2 begonnen, erklärte Heine weiter – des letzten Abschnittes, den das Unternehmen verfüllen darf. Deshalb werde auf Abschnitt 6 gerodet, um den Aushub dort lagern zu können. „Verstärkten Lkw-Verkehr für drei bis vier Wochen“ kündigte Heine für das Frühjahr an, „wahrscheinlich Anfang März“ werde der Ton angefahren, der mit anderen Materialien die Deponie nach unten abdichte. „2026 ist Schluss“, versicherte Heine den Zuhörern; eine Verlängerung der Planfeststellung werde Mineralplus nicht beantragen.
Erdbebenvorsorge gefordert
Groß waren die Bedenken gleichwohl, die aus dem Publikum vorgetragen wurden: Zweifel an der Dauerhaftigkeit der Folie, der finanziellen Absicherung auch der Nachsorge nach Ende des Verfüllens wurden ebenso geäußert wie Erdbebenvorsorge oder bessere Möglichkeiten für wartende Lastwagenfahrer gefordert wurden.
Vom „Wortbruch“ gar sprach eine Teilnehmerin, weil in Troisdorf Abfall gelagert werde, der nicht hier anfalle. Schnelle Reaktion kündigten Heine und seine Mitarbeiter in Sachen Lkw-Verkehr auf der Deponiestraße an: Wer dort zu schnell fahre, bekomme Ärger, erklärten sie.
Keine Mehrheit fand Bernd Lubinski von den Naturfreunden, der im Saal abstimmen ließ: Er wollte verbieten, dass Lastwagen von einer Entsorgungsfirma am Rande des Gewerbegebiets durch den Wald zur Deponie fahren, im Ort wollte eine Mehrheit der Besucher sie aber nicht sehen.
Kletterpark stößt auf breite Ablehnung
„Auf Bäume klettern macht schlau“. Mit dieser Aussage amerikanischer Forscher warb vergebens im Anschluss Andreas Krause für das Vorhaben eines Kletterparks auf den Spicher Höhen. 4800 Unterschriften hatten Gegner des Vorhabens gesammelt.
Auch die Zusicherung Krauses, dass „Fällen nur die letzte Option“ sei, um die Verkehrssicherheit auf dem zwei Hektar großen Areal zu gewährleisten, konnte die oft lautstark geäußerte Empörung nicht mindern. Zwei holzverkleidete Container sollten Ausrüstung und Kasse aufnehmen, erklärte Krause, 20 zusätzliche Parkplätze am Waldstadion die Autos der Besucher – ausreichend nach den Erfahrungen anderswo, wie die Betreiber argumentierten.
„Kein unüberwindbaren Hindernisse“ sah ein Vertreter der Stadtverwaltung, die Spicher indes sahen „den Wald immer weiter ruiniert“. Auch wenn er nicht grundsätzlich gegen den Kletterpark sei, wie ein Wortführer sagte: „Aber nicht in Spich.“
3,6 Hektar bleiverseuchter Waldboden
Bevor die Veranstaltung nach 23 Uhr endete – um 17 Uhr waren die Tore des Bürgerhauses geöffnet worden –, stellte Peter Blatzheim für die TroPark die Sanierung des alten Schießstandes Rottweil vor, die in diesen Wochen beginnen soll: Jahrzehntelang als Testgelände und für sportliches Schießen genutzt, ist der Boden hier massiv mit Blei verseucht.
Schießstandsanierung
Gemeinsam mit dem Rhein-Sieg-Kreis, in Kooperation mit der Forstbetriebsgemeinschaft und dem Ingenieurbüro pbo hat die TroPark das Sanierungskonzept für den Schießplatz entwickelt. Dazu gehören Ersatzbiotope für Eulen, Habichte, Fledermäuse und Zauneidechsen.
„Kurzzeitige Nachteile“ für Waldbesucher und Anwohner räumt die TroPark ein: Wege müssten aus Sicherheitsgründen zeitweise gesperrt werden, Lärm durch Maschinen sei nicht zu vermeiden. (dk)
Insgesamt sollen hier 3,6 Hektar Waldfläche saniert werden, um auch die Streufläche der Munition zu erfassen, eine Rodung der Bäume im Sanierungsgebiet lasse sich nicht vermeiden. Die oberste Bodenschicht werde komplett abgetragen, erklärte Blatzheim, und auf kurzem Weg in die nahe Deponie gefahren. „Hochwertiger Mischwald“ werde dort aufgeforstet, am Ende stehe den Anwohnern sogar mehr Waldfläche zur Verfügung: Weil nämlich danach auch die Streufläche ohne Gefahr betreten werden kann.
Schießstand bleibt geschlossen
Nicht zugänglich wird in Zukunft wie heute der ehemalige Schießplatz sein; die Vermarktung als Gewerbegebiet sei aber Bedingung, um die Sanierung wirtschaftlich zu machen, so Blatzheim. Auch eine südlich angrenzende Fläche sei ohne dieses Gebiet zu schmal für eine gute Vermarktung.
Die Zuhörer in Spich erinnerte Blatzheim daran, dass erst der Kauf des Schießstandes durch die TroPark das Ende des Betriebs dort möglich gemacht habe.