Bei einer gemeinsamen Übung probten Beschäftigte des städtischen Bauhofs und Mitglieder der Feuerwehr Troisdorf den Einsatz des mobilen Hochwasserschutzsystems „Beaver“ (Biber).
Bei HochwasserBiberdamm schützt Menschen in Troisdorf
Viel fehlte nicht, dann wäre das Wasser in jener Julinacht über den Aggerdeich gekommen. „Es hat gerade noch rechtzeitig aufgehört zu regnen“, sagte später Burkhard Bröhl vom Abwasserbetrieb Troisdorf. Denn alle Kanäle, alle Sammler und sogar das riesige Rückhaltebecken unter dem Festplatz an der Stadthalle waren voll. Und am Deich stand das Wasser nur Zentimeter unter der Kante.
Stadt Troisdorf hat 1,2 Kilometer Beaver-System gekauft
Um für derlei Extremereignisse gewappnet zu sein, hat die Stadt Troisdorf wie auch andere Kommunen in der Region das „Beaver“-System angeschafft: Mächtige Schläuche aus Kunststoff, die bei Bedarf ausgerollt und mit Wasser gefüllt werden. Am Samstag übten Beschäftige des städtischen Bauhofs und Mitglieder der Feuerwehr den schnellen Einsatz.
„Wir haben es uns ein bisschen aufgeteilt“, sagte Dennis Schloßmacher Bereichsleiter Straßenreinigung im Baubetriebsamt der Stadt: Das Team vom Bauhof, wo die Riesenschläuche lagern, übernahm erst einmal den Transport und die Montage. „Die werden ineinander geschoben und mit Spanngurten gesichert“, erklärte Schloßmacher.
Ganz neu war der Umgang mit dem Schlauchsystem nicht für die Männer vom Bauhof: Auf dem Gelände an der Bonner Straße, wo die Megaschläuche lagern, hatten sie geübt; der Schweizer Hersteller hatte das Team eingewiesen.
„Man muss ein bisschen reinkommen“, sagte Schloßmacher, der am Samstag schon um 7 Uhr mit etwa 15 Mann zum Aggerdeich gekommen war. „Es lief aber dann richtig gut“, zog er später ein vorläufiges Fazit der Übung. „In zwei Stunden schafft man es schon.“
Im Anschluss erfolgte die Füllung zunächst mit Luft. Umgebaute Laubbläser kamen dabei zum Einsatz. Derweil erprobte die Feuerwehr die beste Anfahrmöglichkeit, errichtete unter anderem Lichtmasten. Man könne ja nicht damit rechnen, dass Hochwasser nur bei Sonnenschein auftrete, sagte Lars Gödel, der Leiter der Troisdorfer Feuerwehr.
Auch Troisdorfer Feuerwehr beteiligte sich an der Übung
Etwa zwei Dutzend Freiwillige der Wehr waren am Aggerdeich in Einsatz; und das nach einem langen nächtlichen Brandeinsatz. Im zweiten Schritt fluteten sie die Schläuche mit Wasser, um ihnen die nötige Stabilität und Gewicht zu geben.
Das ist der große Vorteil des mobilen Systems: Sandsäcke müssten mühsam gefüllt, der Sand irgendwo gelagert und später als Sondermüll entsorgt werden. Der „Beaver“ indes wird vor Ort in Stellung gebracht und mit Wasser gefüllt. Dabei gebe es eine gewisse Vorlaufzeit, erklärte der Feuerwehrchef: Steigt der Pegel, wird das System aufgebaut. „Wird es notwendig, dann schalten wir es scharf.“
„Wir schauen jetzt nach der Leistung der Hydranten“, sagte Gödel. „Wie viel Wasser kriegen wir da raus und wie lange dauert es?“ Die Leitungsstrecken am Aggerdeich seien sehr lang.
Aus dem Hochwasser führenden Fluss kommt es nämlich auch im Ernstfall nicht: Mitgeführter Schmutz würde Pumpen und Schlauchsystem beschädigen. Außerdem stünden ja dann die Pumpen auf der gefährdeten Flutseite des Bollwerks, erklärt Lars Gödel.
Erkenntnisgewinn zog auch die Feuerwehr aus der gemeinsamen Übung, wie Lars Gödel sagte. „Wir haben schon die ersten Ideen, wie man das schneller machen kann“. Zum Beispiel bei der Verbindung der – dickeren – Zuleitungen mit dem dünneren Anschluss.
1200 laufende Meter „Beaver“ hat die Stadt gekauft. 50 Zentimeter Stauhöhe bieten die kleinen Elemente, 80 Zentimeter die größten. „Da haben wir noch richtig Puffer“, sagte Dennis Schloßmacher aus dem städtischen Baubetriebsamt.
Aggerdeich in Troisdorf wird saniert und um einen Meter erhöht
Langfristig soll der Aggerdeich zwischen der Taubengasse und der Mündung in die Sieg saniert und nicht unwesentlich erhöht werden. Mindestens um einen Meter werde das Bollwerk dann höher sein, sagte der Technische Beigeordnete Walter Schaaf dieser Zeitung. Statt eines reinen Erdwalls sehen die Pläne eine Konstruktion mit einer Spundwand vor. „Das braucht weniger Platz.“
13 Millionen Euro stehen dafür in der städtischen Finanzplanung bereit, Schaaf geht davon aus, dass das auskömmlich ist. Auch hofft die Stadt auf Fördergeld für das Projekt. Am Geld liegt es allerdings nicht, dass die Umsetzung noch dauert.
In diesem Jahr soll die Planfeststellung beendet sein, hofft Schaaf. Dann könnte 2025 die Ausführungsplanung erstellt werden und 2026 der Baubeginn sein. Die Fachleute rechnen mit einer Bauzeit von zwei bis drei Jahren.