Risiko von HochwasserTroisdorf liefert Extremwetterdaten für Starkregenkarte
Troisdorf – Vergleichsweise glimpflich kam Troisdorf davon, als die Flutkatastrophe im vergangenen Jahr am 14. und 15. Juli viele Menschen das Leben kostete, viele weitere verletzt wurden oder ihr Hab und Gut verloren. Immerhin 90 Liter Regen fielen aber auch hier binnen zwölf Stunden. Das Aggerfreibad wurde überschwemmt, anderswo kletterten die Pegel bis auf wenige Zentimeter unter der Deichkrone.
Auf Beschluss des Stadtrats beteiligt sich Troisdorf nun an der Erstellung einer den Rhein-Sieg-Kreis erfassenden Starkregenkarte; Daten, die der Abwasserbetrieb Troisdorf (ABT) schon früher erhoben hat, sollen in diese Karte einfließen.
Hochwasserrisiko-Karte zeigt Gefahr
Hochwasser und Starkregen gefährdeten das Neubaugebiet „Auf dem Grend“ in Troisdorf, warnte im August 2021 der BUND an die Adresse von Bürgermeister Alexander Biber unter Berufung auf die Hochwasserrisiko-Karte der Bezirksregierung. „Im Extremfall droht ein Einstau des Wohngebietes in Höhe von zwei bis vier Meter“, teilt der BUND mit. Dass das Gebiet in einer Mulde liege, verschärfe die Situation.
Mehrfach habe der Verband in Bebauungsplanverfahren seine Bedenken vorgetragen, diese seien aber nicht berücksichtigt worden. Nach Einschätzung des BUND hat der Stadtrat „sein Planungsrecht überzogen und die vom Gesetzgeber gesetzten rechtlichen Schranken übertreten“.
Weitere Mängel sieht der BUND-Vorsitzende Achim Baumgartner in der Aufstellung des Planes: Unter anderem seien mögliche Einschränkungen der Trinkwassergewinnung ebenso wenig berücksichtigt wie die Verträglichkeit mit den angrenzenden Flora-Fauna-Habitat-Flächen.
Gerügt wird überdies auch die Tatsache, dass mit Grund und Boden „in keiner Weise sparsam umgangen“ werde. (dk)
Das geplante Kartenwerk soll verschiedene Wetterszenarien und ihre Auswirkungen auf alle 19 kreisangehörigen Städte und Gemeinden abbilden.
Kommunen wollen gemeinsam handeln
Eine einheitliche und nicht an den kommunalen Grenzen haltmachende Datengrundlage versetze Städte und Gemeinden in die Lage, im Notfall auch gemeinsam und effektiv zu handeln, begrüßte Bürgermeister Alexander Biber das Vorhaben. Der Abwasserbetrieb habe schon vor der Flut von 2021 mit der Zusammenstellung und Auswertung von Extremwetterdaten begonnen, sagte Biber. Einen Förderantrag zur Erstellung hatte der ABT 2020 gestellt.
Für die Stadt Troisdorf liegt die Karte nun in drei Gefahrenszenarien vor, am 10. Oktober wird der ABT bei einer öffentlichen Veranstaltung in der Stadthalle das Kartenwerk vorstellen und über geeignete Schutzmaßnahmen informieren. Bürgermeister Biber sieht die Stadt vorbereitet auf extremes Hochwasser und Starkregen. Fast abgeschlossen sei die Sanierung des Siegdeichs, der auf ein 200-jährliches Hochwasser ausgelegt ist.
Mobiles System bietet zusätzlichen Schutz
Dieses Ziel verfolgt die Stadt auch bei der Sanierung des Aggerdeichs, für die gerade das Planfeststellungsverfahren läuft. Bis zum Abschluss der Arbeiten werde das unlängst beschaffte mobile Schlauchsystem Beaver für zusätzlichen Schutz sorgen, heißt es aus dem Rathaus.
Der Deichverband Untere Sieg hat mit der Stadt Troisdorf, der Feuerwehr und dem Abwasserbetrieb einen Hochwasseralarmplan aufgestellt. Menschen aus diesen Gruppen wurden als sogenannte Deichverteidiger ausgebildet: Im Ernstfall sollen sie für die Deichwacht eingesetzt werden und, falls nötig, die Verteidigung des Bollwerks leiten.