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„Plogging“ für die UmweltSiegburgerinnen sammeln beim Walken Müll ein

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Müll am Wegesrand ist ihre Beute,  Müllsäcke und  Holzzangen haben sie immer mit dabei. Im Allgäu, so ihr Eindruck, sieht es besser aus.

  1. Leere Verpackungen, Schnapsflaschen, ganze Autoreifen und Ölkanister finden Claudia Holstermann und Gaby Hartmann bei ihren Walkingrunden.
  2. Die beiden Frauen sammeln während des Sports alles ein, was in den Mülleimer gehört.
  3. Dabei scheuen sie sich nicht, auch mal „Fridays for Future“-Aktivisten die Leviten zu lesen.

Siegburg – Passende Schuhe, Trainingsanzug, vielleicht noch ein Stirnband und ein Pulsmesser zählen zur Standardausrüstung von Walkern. Doch bei Claudia Holstermann und Gaby Hartmann gehören seit rund zehn Jahren auch Müllsäcke, Holzzangen und Handschuhe zur Ausrüstung.

Die beiden verbinden das Sportliche mit dem Nützlichen für ihre Umwelt, wenn sie sich regelmäßig in Braschoß oder auf dem Stallberg treffen, um ihre Runden zu drehen und Müll aufzulesen. Zwei weitere Bekannte erweitern den ungewöhnlichen Walkingtreff zum Quartett.

„Wir müssen Vorbilder sein“

Die Arbeit geht den beiden nicht aus, fündig werden sie immer wieder. „Das ist ärgerlich, es wird immer schlimmer“, beobachtet Claudia Holstermann. Kleine Schnapsfläschchen, leere Chipstüten, Verpackungen aus dem Fast-Food-Restaurant und vieles mehr haben sie an diesem Morgen aufgelesen und auch einen alten Mofareifen entsorgt. Ein komplettes Autorad ließen sie allerdings unübersehbar an einem Mülleimer neben einer Sitzbank stehen, da es zu schwer gewesen wäre.

Neuer Trend gegen illegale Entsorgung

Joggen oder Walken und dabei Müll sammeln – das ist inzwischen zur Trendsportart geworden und nennt sich Plogging. Die Plogging-Bewegung kam im Jahr 2018 in Schweden auf, als die Verschmutzung von Städten, Parks und Wäldern mit Plastik und Plastikresten zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit rückte.

Plogging ist heute weltweit populär. Der Begriff setzt sich aus dem schwedischen Wort „plocka“ (aufheben; pflücken) und Jogging zusammen. Ebenfalls gebräuchlich ist auch die Bezeichnung „Green Jogging“.

In Siegburg ist, wie in anderen Kommunen auch, die illegale Müllentsorgung grundsätzlich verboten. Wer die „ordnungsbehördliche Verordnung über die Sauberkeit sowie die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit auf und an den Straßen und in den Anlagen im Gebiet der Stadt Siegburg“ missachtet, muss mit einem Bußgeld rechnen.

Für weggeworfenes Papier, Teller, Becher, Dosen und ähnliche Behältnisse, Zigarettenkippen und -schachteln sowie Taschentücher, Obst und Essensreste werden 15 Euro Bußgeld fällig. Wer Kaugummis auf den Gehweg wirft oder Autoaschenbecher auf der Straße entleert, muss 20 Euro zahlen. 35 Euro beträgt das Bußgeld für liegengelassenen Hundekot. (pf)

An der gleichen Stelle stießen sie auch schon auf fünf leere Kanister für Hydrauliköl. Gaby Hartmann (68), Grundschullehrerin im Ruhestand, sieht vor allem mangelnde Erziehung und Bequemlichkeit als Ursachen. „Wir haben unsre Kinder so erzogen, dass sie keinen Müll auf die Straße schmeißen, und unsere Enkel machen es auch nicht“, schildert sie. „Wir müssen Vorbilder sein.“ Claudia Holstermann berichtet von einem Neffen, der immer mit vollgestopften Taschen nach Hause kommt und zu Hause alles brav in den Mülleimer wirft.

Frauen sind begeistert von Fridays for Future

Kein Problem hat sie damit, Mitmenschen auch rigoros auf ihr Verhalten aufmerksam zu machen: Beim Autofahren habe sie einmal beobachtet, wie ein Mann eine leere Zigarettenpackung aus dem Fenster auf die Straße warf. Prompt sei sie daraufhin ausgestiegen, habe die Packung aufgehoben und dem Fahrer durch die geöffnete Fensterscheibe zurück ins Auto geworfen.

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Bei Braschoß und Stallberg sind  Claudia Holstermann (rechts) und Gaby Hartmann oft unterwegs.

In Bonn sprach sie einmal eine Gruppe von Schülerinnen an, die ausgerechnet nach einer „Fridays for Future“-Demo Butterbrotpapier achtlos wegwarfen: Nach längerer Diskussion hob eines der Mädchen den Mülls schließlich auf. „Die Demos sind gut, ich bin begeistert von »Fridays for Future«“ – die Feststellung ist der 58-Jährigen wichtig. Aber sie habe bei der Gelegenheit wieder bemerkt, dass der Umgang mit dem eigenen Abfall noch stärker ins Bewusstsein gerückt werden muss. Ihr Mann habe sich anfangs noch geärgert, wenn sie bei Spaziergängen ständig Müll mit sich herumgetragen habe.

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Mittlerweiler packe er selbst mit an und sammle größere Funde mit dem Auto ein. Holstermann sammelt auch in Bonn-Hardtberg, wo sie in einer kieferorthopädischen Praxis als Zahnarzthelferin arbeitet. In Schweden lägen die Sammlerinnen voll im Trend, aber das wissen die Frauen erst seit kurzem. „Wenn man einmal damit angefangen hat, kann man nicht mehr aufhören“, findet Gaby Hartmann. Dass es besserer und sauberer geht, weiß Claudia Holstermann von Ausflügen ins Süddeutsche, wo möglicherweise eine andere Achtsamkeit und Mentalität vorherrscht. In Augsburg oder im Allgäu empfinde sie als angenehm, „wenn der Blick nicht andauernd auf Müll fällt“.