Künstlerin Rita Rohlfing spielt in ihrer Ausstellung „Farb_Licht“ mit Wirklichkeit und Wahrnehmung
Ausstellung im StadtmuseumKunstobjekte zwischen Schein und Sein in Siegburg
Für einige Tage bot der ehemalige Kiosk auf dem Markt einen ungewöhnlichen Anblick, dank farbiger Folien wirkte er zu jeder Tageszeit anders, am interessantesten vielleicht in den Abendstunden, wenn die tief stehende Sonne ihn zu einer Art überdimensionalen St.-Martins-Laterne machte.
Die Künstlerin Rita Rohlfing setzt ihr fantasiereiches Spiel mit Raum, Farben und Licht im Stadtmuseum fort: Bis zum 10. November ist dort ihre Ausstellung „Farb_Licht“ zu sehen. Einzuordnen sind die gezeigten Objekte nur schwer: Ein vermeintliches einfarbig rotes Bild, das aus der Ferne aus nur zwei Dimensionen zu bestehen scheint, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als plastisches Kunstwerk, oder, ganz im Gegenteil, das dreidimensionale Objekt als zweidimensionale Arbeit.
Effekte durch Asymmetrien und ungerade Winkel im Stadtmuseum Siegburg
Die Effekte werden durch Asymmetrien oder ungerade Winkel möglich und leben auch von den präzisen Farbaufträgen, die mal als völlig monochrome Flächen erscheinen, mal als geschickt kombinierte Farbnuancen, sodass sich etwa bei einer großen, auf den ersten Blick roten Fläche ein pinkfarbenes Schimmern einstellt, wenn man länger darauf blickt. Milchiges Acrylglas gehört neben Aluminium, Edelstahl und Leinwand zu den bevorzugten Materialien der 1964 in Bad Oeynhausen geborenen Künstlerin.
Wandkästen aus Acrylglas bergen geheimnisvolle Objekte, deren eigentliche Natur sich nur erahnen lässt. Längliche Platten könnten es sein, die schräg in den Kästen stehen und deren Oberflächen mit verschiedenen Farben bemalt sind. Grün oder blau werden sie hinter dem Glas zu grauen Schemen, wenn man um den Kasten herumgeht.
„Was ist Wahrnehmung, was ist Wirklichkeit?“, solche Fragen wirft die Künstlerin auf, findet Museumsleiterin Gundula Caspary. Teilweise arbeitet Rohlfing gar mit Mitteln der optischen Täuschung. „Um die Arbeiten wirklich zu verstehen, muss sich der Betrachter bewegen“, hat sie festgestellt, einen bestimmten Punkt, von dem aus sich alles erschließt, gebe es nicht. Das Geheimnis der Acrylglaskästen habe sich Rohlfing nicht entlocken lassen.
Ausstellung „Farb_Licht“: Eine Welle aus Lack und Aluminium
Faszinierend ist auch eine große Plastik „Die Welle“ aus einem breiten zurückgebogenen Aluminiumband, deren Inneres in verschiedenen Rottönen gestrichen ist, sodass sich kaum entscheiden lässt, wo sich ein Farbton ändert oder schon ein Schattenwurf im Spiel ist. Lange, so erläutert Caspary, habe die Künstlerin den Punkt gesucht, an dem das Metallband in seiner Postion verharrt und sich nicht wieder zurückbiegt.
Zur Ausstellung „Farb_Licht“ von Rita Rohlfing im Stadtmuseum, Siegburg, Markt 46, gibt es am Samstag, 12. Oktober, 15 Uhr, ein Künstlergespräch. Die Teilnahme kostet 15 Euro, zu dem Termin wird auch der Ausstellungskatalog erhältlich sein. Die Finissage ist am Sonntag, 10. November.