Missernten wegen Schädlingsbefall: Die Preise für Schokolade sind 2024 extrem angestiegen. Eine Herausforderung für lokale Schokoladenhändler.
ErnteausfälleSteigende Schokoladenpreise treffen kleine Betriebe in Rhein-Sieg
Ein teurer Genuss: Um etwa 50 Prozent ist der Preis für Schokolade seit Anfang 2024 gestiegen. Im Siegburger Café Bonjour kosteten Schokoladenprodukte dennoch nur etwa 15 bis 20 Prozent mehr als 2023, berichtet der Geschäftsführer Dirk Neuenhöfer: „Alles kann ich nicht umlegen. Irgendwann sagt der Kunde ja auch, das können wir uns nicht mehr erlauben.“
Grund für die heftigen Preisanstiege sind Missernten wegen Schädlingsbefalls auf Kakaoplantagen, dazu kommen vermehrt Extremwetterereignisse wie Starkregen und Trockenheit in den Produktionsländern. Hauptexportland ist für Deutschland die Elfenbeinküste, gefolgt von Ghana, Nigeria und Ecuador.
Schokolade ist teurer: 40 Prozent Ernteausfälle auf den Kakaoplantagen
Etwa 40 Prozent Ernteausfällen verzeichneten die Kakaoplantagen, hat Dirk Neuenhöfer von einem Vertreter seines Schokoladenlieferanten erfahren, der Lübecker Firma Lubeca. „Neue Kakaopflanzen tragen erst nach sieben Jahren wieder Früchte.“ Es werde also eine Weile dauern, bis diese Pflanzen wieder geerntet werden könnten.“
„Was natürlich auch ein Riesenproblem ist, ist dass mit Lebensmitteln an der Börse spekuliert wird. Das ist vom Grundsatz her eigentlich ein Unding.“ Große Firmen kauften teilweise Rohstoffe auf und hielten Ware zurück, um Preise nach oben zu drücken. „Das größte Problem daran ist: Die Kakaobauern bleiben dabei auf der Strecke, die haben nichts von den steigenden Preisen“, schildert Neuenhöfer.
Auf das Weihnachtsgeschäft des Café Bonjour hätten sich die angestiegenen Preise bisher nicht negativ ausgewirkt, so der Geschäftsführer. Die notwendige Anpassung der Preise für Pralinen und Schokoweihnachtsmänner sei zwar eine Gratwanderung, die Kundschaft sei hier aber relativ flexibel: „Was wir machen, sind ja keine Grundnahrungsmittel, sondern Luxusprodukte. Da bewegen wir uns noch in einem Preissegment, das sich die meisten Leute erlauben können.“
Das Kilogramm Pralinen verkauft das Café Bonjour aktuell für 89 Euro. „In Paris ist das ganz extrem, da liegen die Confiserien bei 250 Euro pro Kilo Pralinen“, sagt Dirk Neuenhöfer. In anderen europäischen Staaten sei die Bereitschaft, mehr für Lebensmittel zu zahlen, generell höher: „Der Deutsche legt Wert auf Urlaub und Auto. In Frankreich, Italien, Griechenland steht Essen im Vordergrund, das war bei den Deutschen noch nie so.“
Anfang des kommenden Jahres treffe er sich mit einem Vertreter der Firma Lubeca und schließe Verträge für den Schokoladeneinkauf des gesamten Jahres 2025 ab, kündigt Neuenhöfer an: „Ich hoffe wirklich sehr, dass die Schokoladenpreise sich jetzt langsam einpendeln und nicht noch weiter steigen. Wir wollen unsere Preise nicht weiter erhöhen.“
„Tout Chocolat“ in Siegburg: Vor allem Pralinen werden teurer
Auch Sylvia Bernadini, Leiterin des Siegburger Schokoladengeschäfts „Tout Chocolat“, kam nicht drum herum, ihre Verkaufspreise zu steigern: „Das betrifft vor allem Pralinen, weil in erster Linie Kakaobutter so extrem teuer geworden ist. Bei fester Schokolade geht es gerade noch.“
Normalerweise müsse sie die Pralinenpreise jährlich um 20 Cent pro 100 Gramm erhöhen, „jetzt muss ich sie plötzlich um einen Euro teurer machen“. Wegen steigender Rohstoffpreise habe sie aber noch keine Produkte aus ihrem Sortiment nehmen müssen.
Ihre Kunden ließen sich von den steigenden Preisen nicht abschrecken, berichtet die Schokoladenhändlerin: „Alles wird teurer. Beim Essen merkt man den Qualitätsunterschied aber stark, wenn man dann billigere Sachen kauft. Meine Kunden wissen das, und sie kennen und schätzen die Qualität meiner Schokolade.“
Für sie sei es wichtig, regelmäßig mit ihren Kunden über veränderte Preise zu sprechen und die Gründe dafür zu erklären, sagt Sylvia Bernadini: „Ich frage meine Kunden, welche Produkte sie sich wünschen, erkläre, was sie kosten würden und frage sie, was sie bereit wären zu zahlen.“
Für große Schokoladenhersteller seien die gestiegenen Preise weniger problematisch als für kleine Betriebe, urteilt Bernadini. Diese änderten ihre Rezepturen, verringerten den Kakaoanteil und nutzten andere Füllstoffe.
Auch viele belgische Pralinenhersteller nutzten Butterreinfett oder Palmöl als Alternativen zu Kakaobutter, um bei ihren bisherigen Preisen bleiben zu können, so Bernadini: „Die Qualität geht damit aber deutlich runter. Ich kann mir nichts anderes erlauben, als bei meiner Qualität zu bleiben, weil die Kunden die Produkte kennen. Schokolade ist ein Edelprodukt.“
Sie habe zahlreiche Stammkunden aus dem gesamten Rhein-Sieg-Kreis, Köln und Bonn bis nach Hamburg, sagt Bernadini. Daher habe ihr Weihnachtsgeschäft unter den gestiegenen Preisen nicht gelitten.