Bei ihrem Zugriff am 18. Oktober vergangenen Jahres stellte die Polizei unter anderem drei Kilo Marihuana und Tausende Euro in bar sicher.
EncrochatWie eine gemusterte Tapete einem Sankt Augustiner Drogendealer zum Verhängnis wurde
Die „schwarzweiß-markant barock gemusterte Tapete“, wie es Richterin Isabel Köhne ausdrückte, wurde dem Angeklagten zum Verhängnis: Vor dem Bonner Landgericht wird aktuell wieder einmal gegen einen Drogendealer verhandelt, der im Rahmen des sogenannten Encrochat-Hacks enttarnt wurde.
Encrochat war ein Anbieter vorgeblich abhörsicherer Mobiltelefone, die besonders in der organisierten Kriminalität beliebt waren. Nachdem die Polizei in mehreren europäischen Ländern den zugehörigen Messengerdienst gehackt hatte, kamen die Ermittler vielen Straftätern auf die Spur. So auch im vorliegenden Fall: Die Ermittler konnten zwar anhand von Fotos, die unter anderem besagte Tapete zeigten, die Wohnung eines Verdächtigen grob einkreisen, das Objekt lag aber in einem großen Hochhaus in Sankt Augustin.
Polizisten stellten drei Kilo Marihuana in der Wohnung sicher
Das „Feintuning“ musste dann mit eigenen Nachforschungen eingestellt werden, wie die ermittelnden Polizisten als Zeugen vor Gericht erläuterten. Nach der Auswertung der Handydaten war lediglich klar, dass der Verdächtige eine der Wohnungen zwischen dem sechsten und zehnten Stock des Gebäudes bewohnen musste.
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„Die familiären Strukturen ließen den Schluss zu, dass in den entsprechenden Etagen mehrere Wohnungen infrage kämen“, sagte einer der Ermittler. Die auffällige Tapete fand sich aber nur in der Wohnung des 30-Jährigen, der nun vor Gericht steht.
Bei ihrem Zugriff am 18. Oktober vergangenen Jahres stellte die Polizei dann drei Kilo Marihuana, diverse genutzte elektronische Geräte und 16.800 Euro in bar sicher. Vor Gericht gab der Anwalt des Mannes, Marc Piel, eine Erklärung ab, in der sein Mandant die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft weitgehend einräumt.
Angeklagter soll mit größeren Mengen Speed und Kokain gehandelt haben
Er habe den Drogen mittlerweile abgeschworen: Seine Freundin habe in unter Druck gesetzt – wenn er nicht mit dem Kiffen aufhöre, werde sie sich von ihm trennen.
In der Anklage ist allerdings nicht nur von weichen Drogen die Rede: Zwischen dem 29. Januar 2020 und dem Tag der Razzia soll der Angeklagte auch mit größeren Mengen Speed, Kokain und eben Haschisch und Marihuana gehandelt haben. Mehrfach soll er den Stoff persönlich in den Niederlanden abgeholt und ins Rheinland verfrachtet haben. Die Anklage geht von beabsichtigten Verkaufserlösen in Höhe von 145.000 Euro aus. Nach dem Geständnis könnte es bereits in der kommenden Woche ein Urteil geben.