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Zur PogromnachtMenschen im Rhein-Sieg-Kreis erinnern an Nazi-Terror

Lesezeit 4 Minuten
Besucher einer Veranstaltung sitzen in einer Kirche. Menschen sprechen an einem Pult, rechts werden alte Zeitungsseiten auf eine Leinwand projiziert.

Auch in der evangelischen Salvatorkirche in Windeck-Rosbach wird wieder mit einer Veranstaltung an den Nazi-Terror erinnert. (Archivbild)

Das Spektrum der Veranstaltungen reicht von Führungen und Kranzniederlegung bis zu Vorträgen und einer musikalischen Veranstaltung.

In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 waren Jüdinnen und Juden massiver, vom nationalsozialistischen Regime organisierter Gewalt ausgesetzt. Mehrere Hundert Juden und Jüdinnen wurden ermordet, Synagogen wurden niedergebrannt, Geschäfte und Wohnungen jüdischer Menschen zerstört. Wir haben zusammengefasst, welche Gedenkveranstaltungen anlässlich der Novemberpogrome im Rhein-Sieg-Kreis stattfinden.


Hennef: Mit dem „Gang des Gedenkens“ am 10. November wird die Erinnerung an die Zerstörung der Geistinger Synagoge im Jahr 1938 und die deportierten und ermordeten Bürgerinnen und Bürger wachgerufen. Der Ökumenekreis Hennef lädt um 15 Uhr in die Pfarrkirche Sankt Michael in der Kurhausstraße ein, von dort startet der gemeinsame Gang zur Gedenkstätte der Synagoge.


Siegburg: Mehr als 1400 Synagogen wurden am 9. November 1938 und danach in Deutschland angezündet und niedergerissen. Der Maler Alexander Dettmar zeigt in seinen Gemälden, wie diese verlorenen Bauwerke einmal ausgesehen haben. Hierfür sammelt er Archivmaterialien oder spricht mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aus ganz Deutschland. Seine Werke füllen eine Ausstellung, die vom 3. November bis zum 31. Dezember im Katholisch-Sozialen Institut auf dem Siegburger Michaelsberg zu sehen ist. Auch die ehemalige Siegburger Synagoge ist hier abgebildet.

In der Kreisstadt findet am 9. November außerdem die Stadtführung „Jüdisches Leben in Siegburg“ statt. Der Rundgang beginnt um 14 Uhr im Stadtmuseum, Markt 46, mit einem Einführungsvortrag. Erwachsene zahlen sechs, Kinder bis 14 Jahre drei Euro. Anmeldung unter 02241/ 53848, 0176/52200757 oder per E-Mail.

Auch die evangelische Kirchengemeinde in Siegburg lädt zu zwei Gedenkveranstaltungen am 9. November ein. Um 17 Uhr findet zuerst ein Konzert in der Auferstehungskirche statt (Annostraße 14). Anschließend beginnt um 18.30 Uhr der „Gang des Gedenkens“, der sich vom Platz der Siegburger Synagoge (Brauhofpassage) bis zum jüdischen Friedhof an der Heinrichstraße bewegt. Männer werden gebeten, eine Kopfbedeckung zu tragen.


In Troisdorf findet am 9. November eine Gedenkveranstaltung ab 15 Uhr in der Johanneskirche, Viktoriastraße 1, statt. Hier stellt unter anderem Norbert Flörken die neue Broschüre „Jüdisches Leben in Troisdorf“ vor, die anhand von Zeitungsausschnitten, Briefen und Bildern die Geschichte jüdischer Familien in Troisdorf erzählt. Davor wird der Bürgermeister um 14 Uhr einen Kranz am Jahnplatz niederlegen.

Die Linksjugend Solid organisiert ebenfalls für den 9. November eine Stadtführung durch Troisdorf in Gedenken an die Pogromnacht. Dabei werden Geschichten von Opfern des NS-Regimes sowie Widerstandskämpferinnen und -kämpfern erzählt. Die etwa einstündige Tour beginnt um 18 Uhr am Haupteingang des Troisdorfer Rathauses, Kölner Straße 176.


Ruppichteroth: In Ruppichteroth, wo ebenfalls in der Pogromnacht die Synagoge in der Wilhelmstraße in Brand gesteckt wurde, findet am 9. November ein Schweigemarsch statt. Nach einer kurzen Einführung in der katholischen Kirche um 19.30 Uhr werden die Häuser der jüdischen Familien Regensburger und Isaak besucht und über deren Schicksale gesprochen. Der Schweigemarsch endet mit einer Kranzniederlegung am Platz der ehemaligen Synagoge.


Windeck: In die evangelische Salvatorkirche im Ortsteil Rosbach, Kirchplatz 8, lädt für Samstag, 17 bis 19 Uhr, der Förderverein der Gedenkstätte Landjuden an der Sieg ein. Dort erinnert musikalisch die Formation Saitensprung unter anderem an die Musik aus dem jiddischen Schtetl. Eintritt frei, um Spednden wird gebeten.


Seelscheid: Dr. Fritz Löhner Beda war ein jüdischer Librettist, Schlagertexter und Schriftsteller der 1942 in Ausschwitz ermordet wurde. In Erinnerung an den Künstler tragen der Pianist Igor Kirillov und der Sänger und Gestalter Burkard Sondermeier einige seiner Schlager und Gedichte vor und berichten von seinem zuletzt Geschriebenen aus Dachau, Buchenwald und Auschwitz. Die Veranstaltung findet im Seelscheider Kunsthaus, Bergstraße 41, statt und beginnt am 9. November um 19.30. Der Eintritt kostet 10 Euro.


Bonn: Auch in Bonn wird es zahlreiche Gedenkveranstaltungen anlässlich der Pogrome von 1938 geben. So findet im Foyer des Opernhauses am 10. November um 14.30 Uhr ein Gedenkkonzert statt. Es folgen Gedenkansprachen unter anderem der Oberbürgermeisterin um 15.30 Uhr am Synagogen-Mahnmal am Moses-Hess-Ufer. Am Samstag, 9. November, findet außerdem eine Gedenkveranstaltung am Mahnmal der Alten Poppelsdorfer Synagoge statt.