Der Siegburger SV 04 träumt von der Regionalliga, doch zumindest in der anstehenden Saison sieht man den Bonner SC und Hohkeppel klar vorne.
MittelrheinligaBeim Siegburger SV stehen die Zeichen auf Angriff
Oliver Bonato (52) hat genug vom Krisenmanagement. „Eine Saison wie die vergangene darf und wird sich nicht wiederholen“, sagt der Sportdirektor des Fußball-Mittelrheinligisten Siegburger SV 04. Drei Trainer gingen über Bord, ehe Interimscoach Mehdi Reichert und (der kurzfristig installierte) Sportchef Mehmet Dogan das Ruder im Saisonendspurt herumrissen und die 04er doch noch zum Klassenerhalt führten.
Die dunklen Wolken über dem Walter-Mundorf-Stadion haben sich mittlerweile verzogen. Längst wurde der Angriffsmodus aktiviert. „Wir haben einen Topkader zusammengestellt und wollen mindestens Sechster werden“, sagt Dogan vor dem Saisonauftakt am Sonntag gegen Fortuna Köln II.
In drei bis vier Jahren wolle man sogar ans Tor zur Regionalliga klopfen, betont der 39-Jährige. Entsprechend treibt man die Planungen auch abseits des Rasens voran: Im September wird auf dem Nebenplatz ein neuer Kunstrasen verlegt, Anfang 2024 soll der komplette Kabinentrakt kernsaniert werden. Auch eine Überdachung der knapp 300 zentralen Sitzplätze im Stadion ist geplant.
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Dass der SSV 04 groß träumen darf, liegt vor allem an Wolfgang Salgert. Der kommissarische Vizevorsitzende und Hauptförderer der 04er steckt nicht nur Geld in den Verein, sondern auch viel Zeit und Herzblut. „Er ist die treibende Kraft hinter diesem Projekt“, betont Bonato.
Mit Salgerts Hilfe konnten Dogan und der neue Cheftrainer Lino Sánchez Copano (35) den radikalen Umbruch (18 Zu- und 17 Abgänge) nach ihren Wünschen gestalten. „Ich bin sehr, sehr zufrieden mit unserem Kader“, sagt der DFB-A-Lizenzinhaber. „Wir haben eine richtig coole Truppe beisammen, die sich vor keinem Gegner verstecken muss.“
Vom Aufstieg träumt der langjährige Nachwuchscoach des Bonner SC – 2022 führte er die U 19 in die Bundesliga – allerdings (noch) nicht. Schließlich würden der BSC und Hohkeppel „den Titel unter sich ausmachen. Alles andere wäre eine Riesenüberraschung. Auch Vichttal und Bergisch Gladbach muss man auf dem Zettel haben.“
Siegburg ebenfalls. Die Mannschaft zeigte in der Vorbereitung das, was Sánchez Copano und Co-Trainer Adama Niang sehen wollen: laufintensiven und mutigen Fußball nach vorne. „Wir sind jederzeit in der Lage ein Tor zu schießen“, sagt der Chefcoach.
Kaito Asano blüht auf
Allen voran Kaito Asano, der auch im jüngsten Kreispokal-Halbfinale beim FSV Neunkirchen-Seelscheid (3:1) wieder doppelt traf. Seit seinem Hattrick am viertletzten Spieltag beim späteren Meister FC Hennef 05 (5:2) ist der Japaner regelrecht aufgeblüht. „Ich habe ihm damals gesagt: ‚Wenn du drei Tore schießt, bekommst du in der nächsten Saison die Zehn.‘ Dieses Versprechen wurde jetzt eingelöst“, verrät Dogan. Sánchez Copano lobt nicht nur die Offensivkünste des 21-Jährigen: „Kaito marschiert und arbeitet richtig stark gegen den Ball.“
Das Gleiche gilt für Yannick Zierden (22). Der Zugang vom Bezirksligisten Ford Niehl führt wie selbstverständlich Regie im zentralen Mittelfeld und geht – neben der (vorläufigen) Nummer eins Michael Vogel (30) – als Vizekapitän in die Saison. Letzterer hatte das Amt des Spielführers freiwillig zur Verfügung gestellt; zum Nachfolger wurde Abwehrchef Tarik Dogan (26) ernannt. „Michael braucht die Binde nicht, um von hinten lautstark zu dirigieren“, erklärt Sánchez Copano.
Noah Tomson überrascht
Auch die „jungen Wilden“ haben bislang überzeugt, allen voran Noah Tomson. „Er ist für mich die größte Überraschung bislang“, sagt Dogan über den 18-jährigen Flügelangreifer.
Der Sportchef spricht von einer „Top-Vorbereitung mit einem Schönheitsfehler“, nämlich dem letzten Testspiel beim Bezirksligisten TuS Marialinden (2:2). Die Spieler, die im vorherigen Kreispokal-Duell beim FC Hennef 05 (3:0) nicht zum Einsatz gekommen waren, hätten sich „leider nicht aufdrängen können. Das war ein grottenschlechter Auftritt.“ Vom nächsten Krisenmanagement ist Bonato trotzdem meilenweit entfernt.
Der Kader des Siegburger SV 04
Abgänge: Sven Brand (FV Bad Honnef), Julian Fälber (TuS Mondorf), Joel Kouekem (Bergisch Gladbach), Hendrik Strobl (Bonner SC), Tom Isecke, Mehdi Reichert (beide FC Hürth), Michael Hermanni, Christopher Mai (beide FSV Neunkirchen-Seelscheid), Kotaro Nakanishi, Musashi Fujiyoshi, Ardit Maloku, Yaman Hasal, André Klug (alle unbekannt), Taira Tomita (FC Pesch), Tariq-Emad Suleiman, Matthias Wybierek (beide TuS Koblenz), Valentin Manzenreiter (FV Bad Honnef).
Tor: Ben Esser (FC Hennef, U 19), Jens Fikisi (vereinslos), Michael Vogel.
Abwehr: Tarik Dogan (FC Hennef), Keita Kinoshita, Burak Koyuncu, Jordan Ramirez (FC Hennef), Nils Stephan, Till Weingarten (Fortuna Düsseldorf, U 19).
Mittelfeld: Ishak Adahchur (Bonner SC), Stefano Alicata (VfL Alfter), Kaito Asano, Elias Bosbach (FC Friesdorf), Bilal El Morabiti (FC Hennef), Hussein Hammouda, Ju-yong Jo (vereinslos), Daiki Kamo (Japan), Ismael Maloko (Bonner SC), Noah Tomson (Bonner SC, U 19), Yannick Zierden (Ford Niehl).
Angriff: Timo Balte (VfL Alfter), Elvin Jashari (SC Paderborn II), Sam-Calvin Kisekka, Michael Ojesanmi (Bonner SC, U 19), Alexander Tackie-Sai (Bonner SC).